Höchstadter hatten ein Herz für Handwerker

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Ein Handwerksgeselle auf der Walz, hier in Nürnberg fotografiert. Foto: Manfred Welker
Ein Handwerksgeselle auf der Walz, hier in Nürnberg fotografiert. Foto: Manfred Welker

Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Höchstadt durchreisende Gesellen auf der Walz mit Mitteln aus der Armenkasse unterstützt. Auch die Bürger mussten im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag leisten.

Die Armenfürsorge und die Unterstützung wandernder Handwerksgesellen waren in Höchstadt an der Aisch genau geregelt. Das Journal von und für Franken hat kurz vor dem Jahr 1800 eine Untersuchung darüber abgedruckt. Wenige Jahre davor war das Almosenwesen auf Veranlassung des Amtsverwesers Weniger neu geordnet worden.
Zuvor wurden im Landstädtchen Höchstadt unter den Bedürftigen zwar Almosen wöchentlich ausgeteilt, jedoch geschah dies ohne allen Plan, Einrichtung und Ordnung. Amtsverweser Weniger entwarf einen Plan und listete zunächst Einnahmen und Ausgaben auf, unterteilte die Armen nach ihrer Bedürftigkeit in Klassen, damit "alsdann mit Ordnung das Almosen nach Maßgabe des wahren Bedürfnisses verteilt werden könnte".
Bei der Überprüfung der Armenkasse mit sämtlichen milden Stiftungen kamen 347 Gulden und 50 Kreuzer zusammen.
Dies reichte aber für die Armen nicht aus, vielmehr war die Mildtätigkeit der Bürgerschaft gefragt. Man versammelte sie am 7. September 1788 im Rathaus, stellte ihnen die mehr als kümmerliche Lage verschiedener Armen vor und verlangte von jedem "einen freyen und ungezwungenen, seinen eigenen Vermögens-Kräften angemessenen, mildthätigen Beytrag, und die Erklärung, wie viel ein jeder wöchentlich unter der Verbindlichkeit auf ein Jahr zum Armen-Institute beyzutragen gesinnet sey".
Auf diese Anregung hin kamen 338 Gulden und 52 Kreuzer zusammen. Der Oberamtmann, der Benefiziant zur Nicolai-Pflege, der Pfarrer, der Frühmesser, die Beamten und Jäger erklärten sich ebenfalls zu einem jährlichen Betrag von 124 Gulden und 48 Kreuzern bereit. Auch die Handwerkszünfte in Höchstadt steuerten 13 Gulden bei. Zusammengerechnet ergaben sich 824 Gulden und 30 Kreuzer.
Als nächster Schritt wurden alle Empfänger von Zuwendungen vorgeladen und ihre Gesundheits- und Vermögensumstände genau geprüft. Sie wurden in drei Klassen eingeteilt. Auch durchreisende Handwerksburschen wurden berücksichtigt. Für eine Woche wurde die Auszahlung von fünf Gulden in Anschlag gebracht, was sich jährlich auf 260 Gulden summierte. Davon erhielt jeder " ... mit einer guten Kundschaft versehene Handwerkspursche vier Kreuzer". Das Betteln war verboten, die Handwerksgesellen mussten sich wegen des Almosens beim Bürgermeister melden. Den Handwerksburschen, die keine ordentliche Herberge im Städtchen hatten, wurde ein Wirtshaus angewiesen, wo sie übernachten konnten. Dadurch konnte auch kontrolliert werden, ob sie nicht über die Aufenthaltserlaubnis hinaus "zur Beschwerde der Einwohner" in der Stadt blieben.
Die veranschlagten 260 Gulden mussten in den zwei Jahren 1789 und 1790 nicht aufgewendet werden, auch für die Stadtarmen wurde für Medikamente, Verstorbene oder sonstige nötige Ausgaben weniger ausgegeben. Vom 7. September 1788 bis zum 7. September 1790 wurden 373 Gulden aufgewendet. 200 Gulden konnten als Kapital verzinslich ausgeliehen werden.
Einige Tage vor dem 7. September wurden jedes Jahr sämtliche Bürger nach Stadtvierteln auf das Rathaus gerufen und nach Dank dazu animiert, ihren Beitrag beizubehalten oder gar zu erhöhen. Bei eigener Bedürftigkeit konnte sich jemand aus dem "Beytrag-Buch" ausstreichen lassen.
An den Sonnabenden wurden die Armen von dem Kassierer nach der ihm mitgeteilten Liste ausgezahlt, sonntags dagegen der Beitrag für die künftige Woche von den aufgestellten und verpflichteten Sammlern von Haus zu Haus eingefordert und in einer verschlossenen Büchse dem Kassier ausgehändigt.
Im Jahr 1791 belief sich die Zahl der Armen in Höchstadt auf 37 Personen. Im St.-Anna-Spital waren zusätzlich 19 Personen, die mit "Kost, Kleidung, Quartier und allen übrigen Bedürfnissen verpflegt" wurden, die meisten davon standen in hohem Alter.