Die siebten Klassen der Herzogenauracher Realschule durften Unterricht der besonderen Art genießen. Es ging raus aus dem Klassenraum in die Natur. Statt Rechnen war Rechen angesagt.
Besser als Unterricht - die Schüler sind sich einig. Obwohl sie sich nicht ausruhen dürfen oder an irgendeiner Spielekonsole daddeln. Sie sind inmitten des Herzogenauracher Dohnwaldes und arbeiten schwer körperlich. Da wird der harte Boden aufgehackt, Löcher gegraben und Bäume gepflanzt. 2700 Stück an der Zahl.
Und wer ist dran Schuld? Der Ulrich Langer, seines Zeichens Direktor der Herzogenauracher Realschule hatte die Idee zu der ungewöhnlichen Aktion. Dass die Schüler dann bei der Aktion so viel Spaß haben, hätte er im Vorfeld allerdings nicht gedacht.
"Ich hörte von der UNO-Aktion, dass eine Milliarde Bäume gepflanzt werden sollen. Ich hörte aber auch von Felix Finkbeiner, der diese Aktion in Deutschland umsetzen wollte", erklärt Langer. Der hatte die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet im Jahr 2007 als neunjährigen Schüler ins Leben gerufen.
Den ausschlaggebenden Impuls für die Idee von Plant-for-the-Planet erhielt Felix, als er sich für ein Referat zum Thema Klimawandel vorbereitete. Felix entwarf die Vision, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen könnten.
Mitstreiter fand Langer im Bürgermeister German Hacker (SPD), der Revierförsterin Heike Grumann und dem Vorsitzenden der Waldcorporation Helmut Müller. Der letztere wusste Bescheid, wo die Bäume gepflanzt werden dürfen. Ein Waldstück im Dohnwald schien für diese Aktion hervorragend geeignet. So ganz nebenbei sorgte er dafür, dass die Schüler mit Wienerle gestärkt werden und eine Feuerstelle zum Aufwärmen eingerichtet wurde. Über den Satz "Besser als Unterricht" schmunzelten dann alle Beteiligten.
Denn die "Unterrichtsstunden" unter freiem Himmelszelt für die vier siebten Klassen, waren schließlich lehrreich.
Besser als die Theorie Heike Grumann und der Chef der zuständigen Forstbehörde, Peter Pröbstle, erläuterten zusammen mit den Waldarbeitern nicht nur die Praxis - also wie der junge Baum in die Erde kommt, so ganz nebenbei erklärten sie wichtiges zum Wald und seinen Bewuchs.
So erfuhren die Nachwuchsförster, dass nicht jeder Baum auf dieser Fläche geeignet sei. Der marmoriert aussehende Boden sei sehr sandig, aber auch sehr trocken. Somit boten sich Eichen, Hainbuche und Winterlinden an. "Die echte Buche werden wir hier nicht groß bekommen", erläuterte Grumann. Auch für die meisten Nadelbäume sehe es schlecht aus. "Wobei wir es mit der Kiefer schon probieren", sagt die Expertin.
Ein weiteres Problem sei der Klimawandel, erklärt Pröbstle. "Wir streuen hier mit einem gewissen Risiko, in der Hoffnung, dass einige Arten einen Klimawandel gut vertragen."
Diese Art des Lernens begeisterte natürlich auch Langer. "Das ist viel nachhaltiger als eine theoretische Abhandlung im Unterricht", erklärte er. Hacker besuchte die Jugendlichen und war beeindruckt von der Tatkraft der Siebtklässler. Und er verkniff es sich nicht, die Schüler zu wiederholen: "Das ist ja besser als Unterricht!"