"Gegen den Mainstream" - AfD-Kreisvorsitzender im Interview

3 Min
Siegfried Ermer ist Kreisvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) im Landkreis Erlangen Höchstadt. Foto: Christian Bauriedel
Siegfried Ermer ist Kreisvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) im Landkreis Erlangen Höchstadt. Foto: Christian Bauriedel

Siegfried Ermer ist Kreisvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) im Landkreis Erlangen Höchstadt. Im Gespräch äußert er sich zum Vorwurf des Populismus und zum Wählerzulauf bei der Europawahl.

Siegfried Ermer ist Vorsitzender des Kreisverbands Erlangen-Höchstadt der Alternative für Deutschland (AfD). Der 61-jährige Diplomkaufmann ist auch Bundesvorsitzender der Initiative "Pro rauchfrei", die sich um den Nichtraucherschutz bemüht. Er wurde in Erlangen geboren und lebt seit 24 Jahren in Höchstadt.

Wann sind Sie in die AfD eingetreten?

Siegfried Ermer: Ich bin im April letzten Jahres, kurz nach der Gründung der AfD eingetreten. Habe mich aber vorher schon informiert und habe die Diskussion zur Lösung der Währungsproblematik in der Eurozone verfolgt. Eines Tages hat es geheißen, wir gründen eine eigene Partei, weil wir mit den Etablierten hier nicht weiter kommen.
Die sind zu verbohrt und zu wenig flexibel.

Was war für Sie der Grund, politisch aktiv zu werden?

Es wurden in Europa und in Deutschland Entscheidungen getroffen, die jenseits jeglicher rechtsstaatlicher Kontrolle sind. Man hat die Maastricht-Kriterien aufgelöst, bei denen es ursprünglich hieß, wir zahlen nicht für andere Länder. Man hat Schuldenpolitik gemacht, obwohl die Europäische Zentralbank eigentlich nicht das Mandat dazu hat. Man hat das über die Köpfe der Bürger hinweg gemacht. Auch bei uns gibt es Demokratiedefizite, man nehme nur die Hehlerei mit Daten oder den Datenschutz generell. Das sind Vorgänge, die zeigen: Das Volk ist für diese Politiker nur Stimmvieh. Das war für mich ein Grund, mit 60 Jahren erstmals in eine Partei einzutreten.

Die AfD ist erstmals bei der Europawahl angetreten und hat aus dem Stand sieben Prozent geholt. Wie erklären Sie sich den Zulauf?

Ich führe das zurück auf das Engagement vieler Mitglieder, die in diese Partei, ähnlich wie ich, mit dem Bewusstsein reingegangen sind: Hier kann man mal etwas verändern. Hier kann man mal gegen den Mainstream, gegen die öffentliche Meinungsdiktatur vorgehen. Wir wollen eigentlich nur Probleme und Lösungsansätze diskutieren. Aber damit pinkeln wir quasi den etablierten Parteien ans Bein, die selbst keine Lösungsansätze haben. Die haben Angst in fachliche und sachliche Diskussionen einzusteigen.

Und Sie glauben, dass diese Botschaft beim Wähler ankam?

Ja, aber nicht die Botschaft, dass wir irgendwie rechts von irgendwas wären. Sondern, dass wir in die Mitte der Gesellschaft zielen. Vor allem kommen wir bei den Nichtwählern an, die sich seit Jahren von der Politik verabschiedet haben.

Ihrer Partei wird oft vorgeworfen, populistisch Stimmen zu fangen. Was sagen Sie dazu?

Wir haben Wählerzulauf von der CSU hin bis zur Linken, nur um mal das Spektrum aufzuzeigen. Was uns immer wieder vorgeworfen wird, dass wir vom rechten Bereich Zulauf hätten, stimmt einfach nicht. Das ist höchstens ein Prozent unserer Wähler. Das hat die Statistik des ZDF am Wahlabend ergeben. Wir haben am rechten Rand schon hin und wieder Probleme mit einigen Leuten. In jeder neuen Partei gibt es den Versuch verkrachter Existenzen, Karriere zu machen. Das ist bei der AfD nicht anders. Aber sie haben bei uns keine Chance.

Die AfD hat auf Plakaten geworben: "Die Schweiz ist für Volksentscheide. Wir auch." Sehen Sie die Gefahr, dass Populisten dann das Volk beeinflussen können?

Die Populismus-Gefahr besteht dann, wenn das Volk nicht informiert ist. Dann haben Parteien mit Schlagwörtern und mit plumpen Parolen die Chance. Und das ist auch das aktuelle Problem in Deutschland. Die Bevölkerung wird über die Probleme in der Politik, etwa über die Schuldenpolitik, nicht richtig informiert. Nur eine kleine Gruppe von Menschen, die sich intensiv mit den Themen beschäftigt, kann überhaupt noch einschätzen: Ist diese Partei etwas für mich oder nicht. In der Schweiz ist das anders. Zudem gibt es dort für das Volk die Möglichkeit ein Gesetz zu kassieren, quasi abzuwählen. Das ist ein starkes demokratisches Mittel. Daher wird schon vor dem Beschluss eines Gesetzes viel stärker gesellschaftlich diskutiert.

Wie viel Mitglieder hat die AfD im Landkreis Erlangen-Höchstadt?

Wir haben 55 feste Mitglieder. Der Kreis aus Förderern und Interessenten umfasst etwa 250 Personen.Wir sind bei der Kommunalwahl ganz bewusst nicht angetreten, weil wir personell noch nicht so stark sind. Die Zulassung zu Kommunalwahlen ist sehr streng für Parteien, die noch nicht in einem Parlament sind. Sie benötigen eine hohe Zahl an Unterstützern, um antreten zu dürfen. Ich denke aber schon, dass wir zumindest in Erlangen-Stadt das nächste Mal vertreten sein werden.