"Überaus verstörend": OB-Aussage sorgt für Rathaus-Beben - CSU zieht Reißleine

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Die Erlanger CSU hat die Rathaus-Kooperation mit der SPD beendet. Auslöser war eine brisante Äußerung von Oberbürgermeister Florian Janik. Die Rede ist von einem "massiven Vertrauensbruch".

Eklat im Rathaus: In Erlangen sind die SPD und die CSU folgenschwer zerstritten. Die CSU hat die Zusammenarbeit mit der SPD aufgekündigt. Hintergrund ist eine Kontroverse um Äußerungen von Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). Dieser hatte die Union in einer Kundgebung zuvor offenkundig als Wegbereiter des Rechtsextremismus bezeichnet, was die CSU als nicht hinnehmbar bewertete und als Grund für den Bruch der Kooperation angab.

OB Janik weist die Vorwürfe gegen seine Person zurück und betont, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus zur DNA der SPD gehöre. Die Sozialdemokraten reagierten mit Unverständnis auf die einseitige Aufkündigung der Zusammenarbeit und kritisierten die CSU dafür, ein bundespolitisches Thema auf die kommunale Ebene zu bringen, ohne vorherige Gespräche.

Wegen OB-Aussage: CSU kündigt Kooperation mit SPD im Erlanger Rathaus auf

"Nachdem am vergangenen Wochenende Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik zu Demonstrationen gegen den Neujahrsempfang der CSU Erlangen aufgerufen hatte und auch nach kritischer Rückmeldung seitens der CSU-Fraktion auf einer weiteren Kundgebung die Union als Wegbereiter des Rechtsextremismus deklarierte, beendet die CSU-Fraktion die Kooperationsvereinbarung mit der Erlanger SPD", hält die CSU Erlangen in einem Statement auf ihrer Webseite fest.

An mehreren Orten Frankens hat es zuletzt Demonstrationen gegeben. Auslöser war die von Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) angestoßene Debatte über eine Verschärfung der Migrationspolitik. Im Bundestag hatte die Union in der vergangenen Woche einen entsprechenden Antrag mit Stimmen der AfD durchgesetzt.

Dafür gab es sowohl von Experten als auch von den politischen Gegnern Kritik. Die Rede war vielfach von einer historischen Asyl-Abstimmung - so entschieden Frankens Bundestagsabgeordnete. Hintergrund für den Unionsvorstoß war die tödliche Messerattacke in Aschaffenburgdie sich kurz zuvor ereignet hatte. 

"Massiver Vertrauensbruch": CSU sieht sich diffamiert - Äußerungen "verunglimpfend"

"Die Äußerungen von OB Janik empfinden wir als überaus verstörend, diffamierend und nicht hinnehmbar", erklärt CSU-Fraktionsvorsitzender Christian Lehrmann in der Verlautbarung seiner Partei. Mit seiner Rhetorik und seinem Wording, so Lehrmann, spalte der Oberbürgermeister nicht nur die Stadt-Gesellschaft, sondern auch den politischen Zusammenhalt unter den demokratischen Parteien - und im vorliegenden Fall die Kooperation zwischen CSU und SPD im Erlanger Stadtrat.

"Von uns wird die Art und Weise des Verhaltens von Florian Janik als massiver Vertrauensbruch wahrgenommen, weshalb wir uns nach intensiven Beratungen entschlossen haben, diese Kooperation aufzulösen", wird CSU-Bürgermeister Jörg Volleth in der Verlautbarung zitiert. 

Die öffentlich zitierten Äußerungen des Oberbürgermeisters, dass die bürgerliche Mitte nun mit den Rechtsextremen paktiere, seien verunglimpfend. "Diese Diffamierung des politischen Partners ist in einer offenen Stadtkultur völlig indiskutabel", betont Volleth. "Zumal wir sowohl auf Bundesebene, Landesebene als auch im Stadtrat wiederholt klar Stellung gegen den Rechtsextremismus bezogen haben und uns immer wieder unmissverständlich und entschieden gegen jegliche Zusammenarbeit mit der AfD aussprechen."

"Überrascht mich total": Oberbürgermeister Janik reagiert auf CSU-Vorwürfe

Erlangens OB Florian Janik hat nun seinerseits in einem Social-Media-Video auf die jüngste Entwicklung im Rathaus reagiert. "Mich überrascht es total, wieso man ein bundespolitisches Thema jetzt für eine kommunale Entscheidung vor Ort heranzieht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." In der Sache selbst habe er sich gleichwohl nichts vorzuwerfen. "Das Auftreten gegen die extreme Rechte gehört für mich wirklich zur Grund-DNA der Sozialdemokratie, aber eigentlich auch zur Grund-DNA unserer Gesellschaft."

Die CSU habe derweil mit ihrem Schritt beschlossen, sich in Erlangen "aus der Verantwortung zu stehlen", kritisiert der SPD-Kommunalpolitiker. "Und das in einer Situation, die echt nicht einfach ist." Erlangen habe bekanntlich Probleme bei seinem Haushalt. "Und die erfordern eigentlich eine gute Zusammenarbeit", so Jannik. Er lade alle demokratischen Parteien ein, gemeinsam daran zu arbeiten, "dass wir die Themen, die für Erlangen wichtig sind, auch gemeinsam voranbringen".

Die Zusammenarbeit zwischen der CSU und der SPD im Erlanger Stadtrat bestand seit 2020. Zur Trennung kam es nun zu einem Zeitpunkt, an dem Erlangen aufgrund eines Haushaltslochs von 140 Millionen Euro vor großen finanziellen Herausforderungen steht. Die angespannte finanzielle Lage in der Stadt verfolgt unter anderem die Erlanger Kult-Location E-Werk mit bangen Blicken. Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt gibt es in unserem Lokalressort.

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Vorschaubild: © Screenshot Facebook Florian Janik