Eine Arche für bedrohte Tiere

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Petra Fischer erntet Buschbohnen für den Verkauf. Fotos: Richard Sänger
Petra Fischer erntet Buschbohnen für den Verkauf.  Fotos: Richard Sänger
Die Pommernente gilt heute als älteste Entenrasse Deutschland.
Die Pommernente gilt heute als älteste Entenrasse Deutschland.
 
Das begehrte Zertifikat "Arche-Hof" konnte angeschraubt werden.
Das begehrte Zertifikat "Arche-Hof" konnte angeschraubt werden.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Herzogenauracher Familie schuf eine "Tierbrücke". Bis zum Zertifikat "Arche-Hof" waren viele Hürden zu nehmen.

Mit einem Hoffest feierte der Bio-Arche-Hof Fischer das Zertifikat "Arche-Hof der GEH" (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen). Die Familie Hans-Joachim und Petra Fischer beschäftigt sich mit der Zucht, vom Aussterben bedrohter alter Nutztierrassen sowie dem Anbau alter und angepasster Gemüse- und Obstsorten am Stadtrand von Herzogenaurach.
"Jede Woche stirbt auf unserer Erde mindestens eine Nutztierrasse aus. Zahlreiche Nutztierrassen sind in Deutschland bereits verschwunden, es dürfen nicht noch mehr werden". So erklärt Petra Fischer ihre Arbeit. Denn mit jeder verlorenen Rasse geht auch ein wertvolles genetisches Potenzial verloren, ein unwiederbringlicher Verlust von Kulturgut, eine Verarmung des Landschaftsbildes.
Das Ehepaar Fischer hatte sich vorgenommen, die eigene Familie mit gesunden Lebensmitteln selbst zu versorgen und fing mit drei Hühnern im heimischen Garten an. Inzwischen sind die Fischers Herdbuch-Züchter der Alpinen Steinschafe mit rund 20 Tieren. Außerdem tummeln sich auf dem Gelände Bayerische Landgänse und Pommernenten.


Rote Liste

Interessant auch der Blick in das Hühnergehege mit Lachshühnern, Mechelner und Bresshühner - im Grunde alles Rassen, die es ohne die Arche-Höfe nicht mehr geben würde. In Deutschland stehen über 100 Nutztierrassen auf der "Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen", denn wenige Hochleistungssorten und -rassen produzieren heute die Nahrungsmittel der Menschheit. Gleichzeitig stirbt alle zwei Wochen eine Nutztierrasse aus - das heißt, eine an Klima und Standort angepasste Rasse, ein genetisches Erbe und ein Kulturgut zugleich.
Um diese Roten Liste Rassen geht es in dem 1995 ins Leben gerufenen Arche-Projekt. Ziel des Projektes ist es, diese Rassen in der landwirtschaftlichen Produktion zu halten, ihr Leistungspotential und ihre besonderen Eigenschaften gezielt zu nutzen und so deren langfristige Erhaltung zu gewährleisten. Bei den Arche-Höfen liegt der Schwerpunkt in der landwirtschaftlichen Nutzung der Tiere. Mindestbestandsgrößen sowie der gezielte Austausch von (Zucht-)Tieren gefährdeter Haustierrassen mit anderen Züchtern sichern dabei die nachhaltige Zuchtarbeit.
Doch bis die Familie Fischer endlich das Hofschild "Arche-Hof" ans Tor schrauben konnte, waren viele Hürden zu nehmen. Denn sie verfügten über keine Althofstelle" und es gab kaum verfügbare Flächen. Komplettes Neuland waren außerdem Tierzucht, Herstellung von Futtermittel und Bewirtschaftung von Weiden oder Heuernte.
"Zwei Dinge waren uns jedoch wichtig, dass wir nicht locker ließen, nie aufgaben: Erstens eine nachhaltige, biologische Lebensmittelproduktion mit Schwerpunkt Tierwohl und zweitens das Näherbringen dieser wertvollen Spezies an Kinder, Jugendliche und alle Interessierten mit Hilfe der Arbeit der tiergestützten Pädagogik", erzählt das Ehepaar.


Tiergestützte Pädagogik

So war von Anfang klar, dass das Ehepaar mit alten Nutztierrassen arbeiten wollte, sowohl in der tiergestützten Pädagogik, als auch in der wirtschaftlichen Nutzung der Tiere und es begann die Suche nach geeigneten Rassen. Die Alpinen Steinschafe sind die perfekte Rasse zum Kuscheln und Streicheln, die sich gleichzeitig auch bestens für die Vermarktung eignet. Die kleine Fläche am Welkenbacher Kirchweg ist bestens geeignet und die Tiere bekamen ein Zuhause.
Mit der "Tierbrücke" schuf die Erzieherin und Fachkraft für tiergestützte Pädagogik sowie Bauernhofpädagogin Petra Fischer eine Brücke über das Tier zum Menschen. So sind häufig Kindergärten, Schulklassen und auch Erwachsene zu Gast auf dem Gelände. "Der leider vergangene, selbstverständliche Umgang mit Tieren kann hier neu entdeckt werden und der Respekt für Nutztiere wieder neu wachsen", erklärt Petra Fischer das Angebot der Tierbrücke. "Denn Tiere begleiten uns in allen Lebenslagen, ob als Nutztiere oder als Haustiere. Aber viele Menschen scheuen sich davor, sich diesen liebenswerten Geschöpfen zu nähern. Dabei ist es ganz einfach, denn die Tiere haben keine Erwartungshaltung, sondern nehmen den Menschen so an, wie er ist", erklärt sie.
Aufgrund der gewachsenen Zahl der Tiere, verbraucht die Familie die Erzeugnisse nicht mehr nur selbst, sondern verkauft einen Großteil des Fleisches von Lamm und Geflügel sowie die Eier in der Direktvermarktung (www.archehof-fischer.de). Selbstgepresster Apfelsaft gehört neben Schaffellen und Gemüse zu weiteren Produkten des Hofes.


Familie packt mit an

"Die Liebe zu unseren Tieren und die Idee, Lebensmittel wieder nachhaltig gesund herzustellen, treiben uns weiterhin an", erklärt das Ehepaar. Die bäuerliche Arbeit gelingt aber nur mit vielen helfenden Händen, so packen auch die Kinder, Eltern und Schwiegereltern kräftig mit an. Termine für die Tierbrücke können unter der Mail: petra_fischer@t-online.de oder www.tierbruecke.com vereinbart werden.