Begleitend zum Aktionstag "Nach Strich und Faden" fand am Samstag in der Stadtpfarrkirche Herzogenaurach ein Gottesdienst statt.
Prachtvolle Stoffe, sogenannte Paramente, sind in in der Kirche allgegenwärtig. Im Verlauf des Jahres wechseln die liturgischen Farben von weiß über rot und grün zu violett oder schwarz. Nicht weniger prächtig sind die Gewänder der Zelebranten. Die Herzogenauracher Stadtpfarrei beherbergt kostbare Gewänder, darunter auch ein Messgewand und einen Chormantel nach Entwürfen des damaligen Herzogenauracher Kaplans Karl Gebert.
Gebert wurde 1909 geboren und trat nach dem Abitur in das Priesterseminar ein. Während des Studium konnte er bei Professor Heinrich Mayer auch Vorlesungen zur Kunstgeschichte hören, was ihn nachhaltig prägte. Bereits während seines Studium in Bamberg entwarf Gebert zahlreiche liturgische Geräte und Paramente.
Er gestaltete auch die gesamte liturgische Einrichtung des bis dahin nur provisorisch ausgestatteten Oratoriums des Priesterseminars, wie Altar, Tabernakel und Retabel, aber auch Messpult, Altarleuchter, Ewiges Licht, Sedilien und Chorschranken. Obwohl Autodidakt, wurde Gebert als "ein großer Künstler dekorativer Kunst" tituliert.
Stola zur Primiz selbst entworfen
Am 2. April 1933 wurde er mit weiteren zwölf Mitbrüdern durch Erzbischof Jacobus von Hauck zum Priester geweiht. Bei der Primiz in der Heimatpfarrei St. Martin in Bamberg trug er seine selbstentworfene Primizstola. Nach einer kurzen Zwischenstation in Marktschorgast wurde er zum zweiten Kaplan in der Pfarrei St. Maria Magdalena in Herzogenaurach ernannt.
In Herzogenaurach begleitete Gebert die umfassende Restaurierung der Stadtpfarrkirche mit.
Außerdem entwarf er einen weißen Festtagsornat und einen Prozessionsbaldachin, der 1936 bei den Dominikanerinnen des Heilig-Grab-Klosters in Bamberg hergestellt wurde. 1937 hatte Gebert einen tödlichen Unfall beim Bergsteigen und wurde am 7. Juli auf dem Bamberger Friedhof beigesetzt.
Neben dem Quadratstil entwarf Gebert auch Kunstwerke im figürlichen Stil, so bei seiner Primizstola. Der Ornat in Herzogenaurach wurde aus weißer Seide genäht und mit rotem Futterstoff versehen. Besetzt war der Stoff mit roten bzw. goldenen Borten.
Die Casel hat drei schlanke, übereinander geordnete Figuren mit überlanger Proportionen aufgestickt. Dargestellt sind die drei Patronatsheiligen Maria Magdalena, Sebastian und Martin. In den Heiligenscheinen sind zusätzlich die Namen eingeschrieben.
Durch die strichartig nebeneinandergefügten Stiche ergibt sich ein plastisches Bild.
Der Rauchmantel ist unter anderem mit Darstellungen von Heinrich und Kunigunde sowie dem Heiligen Otto bestickt. Der Prozessionsbaldachin trägt in Goldfäden die Silhouette der Stadt als beherrschendes Motiv neben floral umrankten Mäanderbändern aufgestickt.