Am Wochenende stellten die Krippenfreunde in der Stadtpfarrkirche die Gebäudeteile der Kirchenkrippe auf.
Den Anfang hat vermutlich der heilige Franziskus gemacht, als er in Grecchio erstmals eine Weihnachtskrippe aufstellte. Für ihn war die Krippe ein Symbol der Menschwerdung Christi.
Die Pfarrei St. Maria Magdalena besaß schon in der Barockzeit eine Krippe, die allerdings in den Umbruchszeiten der Säkularisation verkauft worden war, was auf den Unmut der Gläubigen stieß. Der Wunsch nach einer eigenen Krippe war latent immer vorhanden. Als Betriebsleiter Georg Geisel 1928 seine Krippe in der Pfarrkirche aufstellte, entstand daraus der Wunsch, wieder eine eigene Krippe in der Pfarrkirche aufzustellen. Diese wurde von einheimischen Künstlern geschaffen und am 18. Dezember 1930 fertiggestellt.
Nothofer-Figuren zugekauft
Es handelt sich um eine orientalische Krippe mit den dazu passenden Figuren. Diese, sowie die Szenerie fertigte Ludwig Biermann, die Tiere Josef Walz. Sämtliche Soldaten wurden von Ludwig Biermann hergestellt. Auch andere Figuren können ihm zugeschrieben werden, erkennbar an ihren flachen und wenig ausgebildeten Händen und den überlängt ausgearbeiteten Köpfen. Bekleidet wurden die Figuren von Auguste Pflöschner. Von Josef Walz sind noch elf kleine, 22 größere Schafe und drei Hunde, sowie Elefanten und Dromedare erhalten geblieben. Zur Betreuung und Erhaltung der Krippe wurde damals bereits ein eigener Krippenverein gegründet.
Zur Erweiterung der Krippe wurden unter Stadtpfarrer Leonhard Ritter noch Figuren des Bildhauers Max Nothofer aus Augsburg in den 1950ern auf Etappen zugekauft. Dessen Figuren sind an ihren feingliedrig ausgearbeiten Händen und den feinen Gesichtern zu erkennen. Auch 21 Schafe von ihm sind erhalten, sowie ein gestiefelter Rappe mit Blesse, der auf der Standfläche mit der Jahreszahl 1958 signiert ist. Im Laufe der Jahre oblag die Betreuung der Krippe den jeweiligen Mesnern der Stadtpfarrkirche. Wie sich Irene Hertwich, die Tochter von Mesner Adam Dickas erinnert, wurde die Krippe von diesem unter Mithilfe von Josef Walz unter der Empore vor dem linken Beichtstuhl aufgebaut. Auch damals wurde die Krippe mehrmals umgestellt und Szenen wie Verkündigung, der Weg nach Bethlehem, die Geburt, Flucht nach Ägypten und die Hochzeit zu Kana dargestellt. Der Standort wechselte im Laufe der Jahre von der Stadtpfarrkirche in die Marienkapelle und ab 1973 in die Gruft, wo sie der langjährige Mesner Robert Maier aufstellte. Das Halbdunkel der Krypta ließ die Beleuchtung besonders intensiv erscheinen und hob die einzelnen Szenen hervor.
Seit 1994 kümmerten sich die Krippenfreunde
Herzogenaurach um die Krippe in der Pfarrkirche. Eine erste Ausstellung der Figuren fand in diesem Jahr im Steinweg 5 statt. 1994 wurde die Krippe wieder in der Stadtpfarrkirche vor dem Sebastiansaltar aufgebaut, seit 1995 nimmt sie ihren gewohnten Platz unter der Kanzel ein.
Eine treibende Kraft hinter dieser Aktion war damals Helmut Fischer, der sich durch sein Engagement als "gebürtiger Herzogenauracher und Franke mit Leidenschaft und aus Überzeugung" für die adäquate Präsentation der Krippe einsetzte. Ihm war es ein Greuel, daß die Krippe, die nahezu jeder Herzogenauracher noch gut aus seinen Kindertagen kannte, in der Versenkung zu verschwinden drohte. Nach Gesprächen mit dem damaligen Stadtpfarrer Hans Sterzl konnte der Aufbau in der Stadtpfarrkirche in Angriff genommen werden. Zu diesem Zweck organisierte er Ausstellungsmaterial, für den Boden und Plexiglasscheiben zum Schutz der alten Figuren. Mit dieser Anstrengung konnte nach langen Jahren wieder die erste Präsentation in der Stadtpfarrkirche bewerkstelligt werden. Dabei arbeitete er bereits damals eng mit Manfred Lukasch zusammen. Als die Herzogenauracher ihre Krippe wieder in der Stadtpfarrkirche bewundern konnten, war der Stimmungsumschwung in der Pfarrei erreicht.
Viel figurenreicher
Die Akzeptanz der Kirchenkrippe, die einzuschlafen drohte, war schlagartig wieder vorhanden. Beim Sichten der Bestandteile für den Aufbau stellten Fischer und Lukasch jedoch fest, daß die Krippe noch sehr viel figurenreicher war, als ursprünglich angenommen. Daher konnte diese im folgenden Jahr noch größer am jetzigen Standort aufgebaut werden. Über die Krippenfreunde in Bamberg ergaben sich anfänglich Kontakte zur Restaurierung der Figuren. Inzwischen sind die Herzogenauracher Krippenfreunde bereits derart gut ausgestattet, daß sie beispielsweise die Ausrüstung sämtlicher Figuren mit Holzgelenken durch eigene Arbeitsleistung in Angriff nehmen konnten. Als sich die Krippenfreunde mit dem Aufbau der Krippe beschäftigten, war kaum mehr Originalkleidung der Figuren vorhanden.
Neue Utensilien
Zwar waren alle Figuren bereits restauriert, jedoch mussten noch 15 Figuren eingekleidet werden. Bis zur Aufstellung im Dezember 1999 konnten davon fünf fertiggestellt werden können. Auch die meisten Utensilien mußten neu hergestellt werden: Tonkrüge für die Hochzeit zu Kana, Werkzeuge für die Werkstatt des Hl. Joseph, Teppiche, Lebensmittel, Musikinstrumente, geflochtene Körbe, Gewürzsäckchen, lauter Details, die die Szenerie so lebendig erscheinen lassen.Die Hintergrundlandschaft wurde von Hans Heydt gemalt. Außerdem mußten die Häuser neu angefertigt werden, da der Holzwurm zu sehr daran genagt hatte. Aber auch einzelne Figuren wurden neu angeschafft. Auch ein Kamel von Fritz Maier kam neu dazu.
Mit großem Engagement werden auch in der Saison 2016/2017 wieder die Szenen Dorfleben in Nazareth, Verkündigung an Maria, Bekanntgabe der Volkszählung, Herbergssuche, Geburt, Hirten auf dem Feld, Anbetung der Könige, Flucht nach Ägypten, Bethlehemitischer Kindermord und zum Abschluss die Hochzeit zu Kana aufgestellt. Viel Arbeit also für die Krippenfreunde um Manfred Lukasch und seinen Stellvertreter Werner Heilmann.
Die Krippenfreunde hatten seit 1999 ein Krippenmuseum im ehemaligen Firmengelände der Spedition Wormser am Welkenbacher Kirchweg. Dort waren noch weitere Krippen zu finden, die Eröffnung des Museum fand unter großer Beteiligung am 7. Oktober 1998 statt. Seit dem Jahr 2000 haben die Krippenfreunde in der alten Schule von Haundorf eine eigene Werkstatt und seit Sommer 2016 in Krippenhaus am Welkenbacher Kirchweg.
Am Samstag, 26. November, ist um 10 Uhr eine ökumenische Andach zur Krippeneröffnung mit Segnung der Adventskränze in der Herzogenauracher Stadtpfarrkirche.