Die Eltern sind in der Pflicht

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Auch in der Anton-Wölker-Schule in Höchstadt steht Schwimmen regelmäßig auf dem Stundenplan. Foto: Archiv
Auch in der Anton-Wölker-Schule in Höchstadt steht Schwimmen regelmäßig auf dem Stundenplan. Foto: Archiv

Immer mehr Badeunfälle und immer mehr Nichtschwimmer sind die traurige Bilanz des Sommers. Dabei ist der Schwimmunterricht für Grundschulen fest im Lehrplan verankert. Aber gerade ländliche Schulen haben es nicht leicht.

"Grundsätzlich kann jede Schule Schwimmen gehen. Die Schulen nehmen das auch gerne wahr und sehr ernst. Wenn sie nicht schwimmen gehen, hat das schwerwiegende Gründe", erklärt Schulrätin Ursula Stach. Solche Gründe können sein, dass es kein Schwimmbad in der Nähe gibt, oder nicht genügend Personal für den Schwimmunterricht. Wenn nur eine Doppelstunde zur Verfügung stehe und mit dem Bus längere Fahrwege zum Bad anfallen, blieben oft nicht einmal 30 Minuten im Wasser.


Zu wenig Zeit im Wasser

Gudrun Boss kennt dieses Problem genau. "Schulschwimmen ist auf dem Land schwierig", erklärt die Rektorin der Grund- und Mittelschule Mühlhausen. Nach der Busfahrt ins Bad nach Höchstadt bleibt nur wenig Zeit, um effektiv im Wasser zu üben.
Eine Doppelstunde pro Woche wird deshalb so genutzt, dass im ersten Halbjahr die fünften und sechsten Klassen schwimmen gehen und dann die dritten und vierten Klasse bis zu den Faschingsferien - dafür jeweils zwei Doppelstunden. "Es können trotzdem viele Schüler nicht schwimmen", bestätigt Boss und appelliert daher an die Eltern, mit ihren Kindern einen Schwimmkurs zu belegen.
Ohne deren Mithilfe gehe es nicht. Doch nicht immer haben Eltern die Zeit dazu. Eine Verbesserung gibt es für die Schule in Mülhausen immerhin, dass ab April, wenn das Hallenbad geschlossen ist, die Schüler mit ihren Lehrern kostenlos ins Freibad dürfen.
Doch damit spricht Boss schon das nächste Problem an - die fehlenden Lehrer, denn nicht alle sind berechtigt, Schwimmunterricht zu geben. Selbst bei den Freibadbesuchen muss ein Lehrer den Schwimmschein haben. Wer nicht gerade Sport studiert hat, muss den Schein separat erwerben.
Die Bestimmungen für den Schwimmschein sind streng und schon eine Herausforderung: Etliche Meter mit Kleidung schwimmen, wird beispielsweise gefordert. "Das Kultusministerium übernimmt die Verantwortung und bietet regelmäßig die Schwimmscheinerneuerungen an", erklärt Boss. Noch hat sie genügend Lehrer, die qualifiziert sind. Grundsätzlich findet sie es sehr wichtig, Schwimmen zu können. "Es wäre wichtig, um die Unfallgefahr zu reduzieren. In Höchstadt haben sie ideale Bedingungen", meint die Rektorin.


Gute Situation in Höchstadt

Dort können alle zehn Klassen in der Grundschule Höchstadt Süd ins Hallenbad fahren, informiert Rektorin Helga Brauner. Laut Betriebsleiter Hans-Peter Philipp kommen die Grund-, Mittel- und Realschüler sowie die Gymnasiasten aus Höchstadt oder den umliegenden Orten, um von Montag bis Freitag von acht Uhr bis 14.30 Uhr ihren Schwimmunterricht zu halten. Der Bademeister als zusätzlicher Schwimmlehrer wird nicht dazu gebucht. "Dafür sind die Schulen selbst verantwortlich", erklärt Philipp.
Helga Brauner ist auch in der glücklichen Lage, genügend Lehrkräfte dafür zu haben. "Unsere Kinder können in der Regel spätestens in der dritten oder vierten Klasse schwimmen. Aber wir schaffen das nicht alleine - 40 Minuten Schwimmunterricht in der Woche reichen einfach nicht", sagt Brauner. Dass die Schüler der Höchstadter Grundschule nahezu alle schwimmen können, ist auch den Eltern zu verdanken.
Als Glücksfall sieht Sieglinde Gröger, Rektorin der Grundschule Adelsdorf, ihre "Schwimmsituation": Ein Lehrschwimmbecken direkt im Haus ermöglicht den Schülern jede Woche Schwimmunterricht - und zwar in kürzeren Einheiten, da keine langen Anfahrten nötig sind. 45 Minuten Schwimmen, 45 Minuten Sport stehen wöchentlich auf dem Stundenplan. Ab der zweiten Klassen dann insgesamt drei Stunden Sport.


Ideale Bedingungen in Adelsdorf

Ideale Bedingungen für die Grundschüler. "Schwimmen ist eine wichtige Sache, die wir sehr ernst nehmen. Unser Ziel ist, dass spätestens am Ende der Grundschule jeder Schüler schwimmen kann. Die meisten können es schon am Ende der ersten Klasse", freut sich die Schulleiterin. Der Schwimmunterricht gefalle den Kindern und auch die Eltern würden Wert darauf legen. Auch in anderer Hinsicht hat Sieglinde Gröger Glück: Sie hat genügend Schwimmlehrer zur Verfügung. "Eine neue Kollegin wollte gleich von sich aus die Ausbildung machen", sagt Gröger. In so einer guten Situation sind die wenigsten ländlichen Schulen, weshalb die Eltern nach wie vor in der Pflicht sind, damit es im nächsten Sommer nicht zu noch mehr Unglücken kommt.