Der Obst- und Gartenbauverein Weisendorf verfügt mit Stefan Steinbrich über einen eigenen Baumwart.
Er war ein vielgefragter Mann beim Tag der offenen Gartentür, Stefan Steinbrich. Auf der Streuobstwiese beim Rathaus zeigte er, wie man Apfelbäume im Sommer schneidet und verblüffte dabei die allermeisten Zuschauer, wie "radikal" er dabei vorgeht, um einem wild wuchernden grünen Objekt eine gute Form zu verpassen.
Der Landschaftsgärtner Steinbrich ist der Baumwart des Vereins. Solche Fachleute stehen den Obst- und Gartenbauvereinen im ganzen Bezirk Mittelfranken nur etwa 100 zur Verfügung. Es sollten mehr sein, kann man aus den vielen Fragen an Steinbrich schließen. Dass ohne den pflegenden Eingriff des Menschen der Baum im Garten nicht so wächst, wie er soll, und oft deswegen nur wenige Früchte trägt oder gar mit Schädlingen befallen wird, wurde schnell klar.
Die ideale Baumkrone
"Ich drehe zuerst ein paar Runden um den Baum, um seinen Wuchs anzuschauen", eröffnete Steinbrich seine praktische Vorführung und rüstete sich mit einer fuchsschwanzartigen Baumsäge und einer Astschere an einer Teleskopstange aus. "Wassertriebe kann man leicht auch mit der Hand abbrechen", sagte er und knipste ein paar der Störenfriede einfach weg.
Steinbrichs Idealbaum wächst in mehreren Kränzen aus Ästen, zwischen denen das Licht und die Luft in die Krone kommt. Trotz des Zögerns seines Publikums setzte er entschieden sein Werkzeug an und entfernte quer wachsende und sich überkreuzende Zweige. Sein Vorführbaum hat bislang eine recht krumme obere Krone entwickelt. "Jungbäume verzeihen Fehler nicht", kommentierte er den missglückten Wuchs.
Dann erläuterte er mehrere Möglichkeiten, eine neue Spitze zu ziehen. Und entschied sich - ein wenig unter Protest der Zuschauer - zu einem radikalen Einkürzen. Ein derzeit noch schwacher Ast, so ist er sich sicher, wird in Kürze zu einer geraden Spitze heranwachsen.
"Da sind ja gar keine Äpfel mehr dran", klagte eine Zuschauerin mit Blick auf die fruchttragenden Äste am Boden. Doch Steinbrich versicherte ihr: "Die noch dran sind, werden deutlich größer und nächstes Jahr trägt er wieder gut." Aus diesem Grund rät er auch bei übermäßigem Fruchtansatz zum Auslichten der kleinen Äpfelchen.
"Mein Zwetschgenbaum trägt nicht, höre ich oft", wechselt Steinbrich die Obstart. Da hatte wohl ausnahmsweise jemand zu viel geschnitten, denn die Zwetschgen wachsen am zweijährigen Holz, brauchen zum Reifen aber viel Licht. Deshalb müsse entgegen alten Ratschlägen auch das Steinobst immer wieder ausgeschnitten werden.
Baumwart Stefan Steinbrich und die sechs ausgebildeten Baumpfleger des Vereins haben eine wichtige und geschätzte Funktion im Verein. Aber sie decken keineswegs alle Sparten ab. Stand bei der Gründung vor 110 Jahren die Verwertung von eigenem Obst und Gemüse im Vordergrund, hat sich der Schwerpunkt inzwischen auf Beratung verschoben. Ganz besonders auf Beratung durch vorbildliches Handeln.
Der Naschgarten mit Erdbeerbeet, die vielen Kräuter, die Staudenbeete, da kann jeder eine Anregung oder einen Appetithappen mitnehmen. Ein Wasserspielreich für Zuhause? Auch damit kann der OGV dienen. Aber nicht alles Tun der Vereinsmitglieder erschließt sich sofort. So verwarf Vorsitzender Frank Münch denn auch sofort die Idee, die Wiese unterhalb des Vereinsheims als Parkfläche für das Jubiläumsfest zu mähen.
Dabei geht es ihm nicht darum, dass die bunte Blütenpracht zerstört würde. Es geht um den Samen, denn diese Wiese ist eine Ausgleichsfläche und aus einer fetten Grasmonotonie wird über die Jahre wieder eine vielgestaltige Pflanzengesellschaft. Die Bienenvölker von Thomas Hanika auf dem Vereinsgelände danken es schon heute durch einen überaus hohen Honigertrag.
Gartenbesitzer denken um
Totholz unter der mächtigen Hecke ums Vereinsheim ist auch nicht jedermanns Sache, aber vielen Tieren ein Unterschlupf. Manches wäre auch im kleinen Privatgarten machbar, ist sich Münch sicher. "Hier setzt ein Umdenken ein", erinnert er an Bewegungen wie Urban Gardening. Musterhecken setzt er deshalb seinem "natürlichen Feindbild, der Thujahecke", entgegen. An sich hat Münch keine Abneigung gegen dieses Nadelgehölz, aber ihm fehlt bei uns die Winterfeuchte, und es wird unter kahl. Aus demselben Grund steht er auch dem Ahorn als Straßenbaum skeptisch gegenüber. "Wir sind dem OGV dankbar für seine Hinweise, welche Gehölze wir pflanzen können", dankte auch Bürgermeister Heinrich Süß (UWG).