Auch bei der 12. Auflage der Lachnacht blieb kein Auge trocken. Vier Künstler standen auf der Bühne. Die Höchstadter Fortuna Kulturfabrik war schon lange vor der Veranstaltung ausverkauft.
"Höchstadt fehlt ihm noch" - dem Gitarristen von ACDC, sagt Atze Bauer. Denn die "City of Rock", die mit dem "geilsten Publikum", sei inzwischen in Künstlerkreisen legendär, scherzt er. Vier geniale Künstler können jetzt auf jeden Fall mitreden, wenn es wieder einmal um das Mekka der (Klein-)Kunst im Aischgrund geht. Denn das muss es wohl sein, da zur Lachnacht Besucher aus der ganzen Region nach Höchstadt strömten.
Weit und breit kein freier Parkplatz mehr und die Veranstaltung in der Fortuna Kulturfabrik seit langem ausverkauft. Was zu einem großen Teil dem Arbeitskreis Kultur (Akku) und natürlich Höchstadts "Atze" zuzuschreiben ist. Er hat es einfach drauf, er heizt den Leuten ein, macht Stimmung, noch bevor der erste Künstler auf die Bühne tritt. Er gibt seine "Spritztour im Krankenwagen" zum Besten, die natürlich tragisch "im Leichenwagen" endet - "ein Hit, bloß hat das noch keiner gemerkt".
Dieses Mal hätte sich der Moderator mit dem "warm up" gar nicht so ins Zeug legen müssen. Zum einen, weil die meisten Besucher ohnehin "Lachnacht-Experten" sind. Atzes Tipp für die Neulinge: "Macht einfach das, was euer Nachbar macht!" Zum andern aber, weil sein erster Gast Jeff Hess das Publikum im Sturm eroberte. Der Comedian kommt aus dem amerikanischen Denver, "lebt aber scho a poor Johr in Deutschland", wie Atze hören ließ. Voll "in action" als Easy Rider - it's a Harley" - ist Jeff Hess mit seinem Fahrradlenker einfach mitreißend im wahrsten Sinn des Wortes. Aber er steigert das Spektakel noch, indem er sich einen Sozius aus dem Publikum sucht und mit ihm unter lautstarkem Geknatter durch den Saal düst.
Luft-tischtennis Beim "Luft-Tischtennis" landet der Clown einen Treffer nach dem anderen. Man könnte denken, es sei abgesprochen gewesen, war es aber nicht: In Markus Mickoleit, dem Zahnarzt aus Wachenroth, hat sich Jeff einen Partner aus dem Publikum herausgepickt, der seine "Schläge" fantastisch pariert. Dazu Jeffs knappe Kommentare in Deutsch-Englisch, die kein Auge trocken lassen. Dabei ist Jeff Hess auch ein hervorragender Pantomime, der im zweiten Teil seiner Show ganz ohne Worte begeisterte.
Auch wenn Jeff Hess findet, "it"s a multikulti Gruppe here in Höchstadt" - der heimische Dialekt von Annette von Bamberg tut dem Franken einfach gut. Woher kennt die uns, woher weiß die, wie es bei uns zugeht, fragt sich der staunende Zuhörer. Beispielsweise, wenn sie erzählt, dass sie alle Getränke ihrer Kindheit aus Senfgläsern zu sich nehmen musste. Denn die "Ex-Tante" aus dem gleichnamigen Kabarett-Duo hat sich - neben nicht zu unterschätzender Akrobatik mit einem Stuhl - dem ganz normalen Wahnsinn verschrieben.
"Mal flutscht es" und sie hat ihre gesamte "To-do-Liste" abgearbeitet, mal kommt ausschließlich "negative Energie" rüber und der Tag ist restlos versaut. Sie weiß Bescheid über die gute alte, die handylose Zeit und trifft sich mit Freundinnen zu "Köttbullar bei Ikea". Sie begibt sich in die Tiefen der menschlichen Seele und wundert sich über eine Vorliebe ihrer Mutter: "Die ist römisch-katholisch und liebt buddhistische Sprichwörter!"
Als Feministin, die "aweng Konfrontation" liebt, gibt sie - sehr zum Vergnügen des Publikums - ihre Erfahrungen mit Männern weiter: "Der mit den gepiercten Ohren ist ehetauglich - er hat schon Schmerz erlebt!" Ernüchtert zieht sie letztendlich Bilanz: "Da heiratest du einen Mann aus Liebe - dann merkst du, der hat überhaupt kein Geld!" Sympathiepunkte beim Höchstadter Publikum sammelte nach der Pause Gesa Dreckmann, eine "Künstlerin aus dem hohen Norden". "Ich heiße wirklich so", betont sie und dass sie sich freue, hier in Franken zu sein und nicht in Bayern. Aus Freilandhaltung, also vom Dorf, kommt Gesa und dort hat sie auch ihre Lebensweisheit gesammelt. Die Mutter aus Haiti und der norddeutsche Vater haben geprägt: Das "Mädchen vom Dorf" kommt sich vor "wie gemischtes Hack". "Mit so einem Namen kannst du eigentlich nur zwei Sachen machen: Comedy oder Porno", findet die Kabarettistin. "Ich hätte mich für Porno entschieden, aber dafür waren ... meine Füße zu klein".
Mit der 12. Lachnacht hat Akku einen absoluten Glücksgriff gelandet. Das Feuerwerk des Nonsens machte zu später Stunde Thomas Nicolai, ein Berliner mit sächsischer Seele komplett.