Vier Schläge hat der Oberbürgermeister Siegfried Balleis gebraucht, um das traditionelle Fest auf dem "Erlanger Berg" zu eröffnen. Frankendorf-Wirtin Andrea Dinkel und Kellnerin Jennifer Davis öffneten das erste Fass mit nur zwei Schlägen. Das Fest kann beginnen.
Am 21. April 1755 beschloss der Erlanger Stadtrat, den Altstädter Jahrmarkt wiederzubeleben und ab Pfingstdienstag für drei Tage am Altstädter Schießhaus abzuhalten, wo gleichzeitig das Vogelschießen der Erlanger Schützen stattfand. Damals konnten die Räte kaum ahnen, welch bedeutsame Entscheidung sie da getroffen hatten.
Der Erlanger Berg gehört zu den bedeutendsten Volksfesten Bayerns, und die ihn kennen und Jahr für Jahr nach Erlangen pilgern, bezeichnen ihn als das schönste Volksfest Deutschlands. Ein Beweis dafür könnte sein, dass heuer wieder einmal ein Ministerpräsident nach Erlangen kommen will, um den Berg zu genießen. Horst Seehofer wird am Samstag kommen.
Am Donnerstag, bei der offiziellen Eröffnung, war allerdings Innenminister Joachim Herrmann dabei. Das Zepter, respektive den Hammer, ließ sich Oberbürgermeister Siegfried Balleis allerdings nicht aus der Hand nehmen - nicht mal vom Innenminister, der immerhin aus Erlangen stammt. Denn es ist Brauch, dass das Stadtoberhaupt das erste Fass Bier anzapft. Ebenso guter Brauch ist es, dass dieses Bier frei an die durstigen Kehlen ausgegeben wird.
Bis zum 27. Mai werden die gut eine Million Besucher aber zahlen müssen. Mit acht Euro pro Maß, ist das Bier zum Vorjahr um 50 Cent teurer geworden. Dennoch rechnen die Veranstalter, wenn das Wetter mitspielt, auch hier mit über eine Million Liter ausgeschenktes Bier. Kostenfrei war aber wieder der alljährliche Tipp von Balleis: "Wenn Sie etwas getrunken haben, dann lassen Sie ihr Auto stehen!" Sicher ein guter Ratschlag, denn Jahr für Jahr baut die Polizei zusätzliche Kontrollen auf und sammelt so manchen Schein wegen Trunkenheit am Berg ein.
Bergbenehmen für Anfänger und Profis - Die wichtigsten Tipps zum Berg
Wann ruft der Berg? Seit Donnerstag 17 Uhr und den drei Schlägen auf das erste Freibierfass, hört der Bergfreund die größte nordbayerische Kirchweih rufen. Die fünfte Jahreszeit dauert in Erlangen zwölf Tage lang. An Pfingsten und am Sonntag in der kommenden Woche hat der Berg von 9.30 bis 23 Uhr geöffnet, unter der Woche von 10 bis 23 Uhr.
Bank reservieren Eine Unart, die sich am Berg festgesetzt hat. Vor allem Firmen mieten sich ähnlich der Münchner Boxen beim Oktoberfest ganze Bankreihen, um sich die Plätze zu sichern. Die Wirte lassen sich darauf ein. Richtig wäre es: Rechtzeitig aufstehen, Platz suchen, hinsetzen und Spaß haben. Es gibt mittlerweile einige "Reservierungsgegner", die die Bänke besetzen und sich als die eigentlichen Platzhalter bezeichnen.
Bierpreis Tja, die Wirtschaftskrise geht auch an Erlangen nicht vorbei. Satte acht Euro wird die Maß heuer kosten. Dies bedeutet zum Vorjahr eine Steigerung von sieben Prozent. Da wird aber keiner mehr über die Benzinpreise reden, da ist der Literpreis von durchschnittlich 1,50 Euro fast geschenkt. Mit dem kommt der Kunde wenigstens gut 15 bis 20 Kilometer weit. Beim Bier sollte man, wenn man gut getankt hat, allerdings keinen Meter mehr selber fahren.
Kind und Kegel Am Donnerstag, 23. Mai, heißt es wieder: Familientag: Verbilligte Fahr- und Eintrittspreise bis 20 Uhr sollen die Chance geben, dass die Haushaltskasse nicht allzu sehr belastet wird. Nein, die Maß Bier gibt es nicht günstiger. Der Seniorentag findet am 22. Mai statt, da gibt es gar keine Vergünstigung - es wird einfach zusammen gefeiert.
Unser Tag Der Dienstag, heuer der 21. Mai, war einst der Erlanger Tag. Einst schlossen dort Uni und viele Geschäfte, um den Tag auf dem Berg zu genießen. Doch auch hier zeigen die Globalisierung und die Angst einen Tag nicht die Kassen füllen zu können, ihre Wirkung. Für viele Erlanger ist es ein ganz normaler Arbeitstag und sie danken ihrem Arbeitgeber für den Motivationsschub. Dass die Uni Bergferien hatte, wissen längst nur noch die "Alt-Studenten", auch hier steht das Vergnügen hinter dem Lehren und Lernen hinten an.
Keller Klare Regel: "Rechts ab" an der T-Kreuzung geht es zu den Fahrgeschäften, "Links ab" auf die Keller. Die wiederum machen mit ihren gut 35 000 Sitzplätzen unter alten Kastanien das Flair des Bergs aus. Für den Nichtfranken zur Erklärung: "Auf den Kellern" heißt es, weil man auf dem Dach der zum Teil noch vorhanden, teils ehemaligen Kühlkeller am Berg sitzt. Am Entlaskeller gibt es zum Beispiel noch Führungen in diese Gewölbe, die einst der Eislagerung vorbehalten waren.
Aus Zu den Klängen von "Lilli Marleen" wird am Montag, 27. Mai, um 23.30 Uhr die Bergkirchweih "beerdigt".
Parken Achtung! Wir schreiben auf! Die Erlanger Stadtschreiber sind gerade am Berg nicht kleinlich. So mancher Tourist beklagt sich über das ungewollte Souvenir hinter dem Scheibenwischer. Die fast 5000 Parkplätze im ganzen Stadtgebiet sind meist ein Stück vom Geschehen entfernt. Ein Pendelbus verkürzt die Tour auf den Berg allerdings erheblich.
Papi, ich muss mal 17 Toilettenanlagen sollten eigentlich reichen. Eigentlich! Bereits jetzt kann man wetten, dass ab 21 Uhr die Menschen wieder Schlange stehen, um den natürlichen Kreislauf zu erhalten. Doch trotz aller "Not" gilt ganz klar: In des Nachbars Garten sich zu entleeren, ist keine gute Lösung - und außerdem strafbar.
Bus Die Haltestelle an der Bergstraße wird ab 20 Uhr nicht mehr angefahren, stattdessen eine neue Haltestelle am Eichenwald. Die Besucher der Bierkeller müssen somit ein wenig weiter laufen, die Besucher der Fahrgeschäfte haben es hingegen näher. Der Nightliner fährt erstmalig vom Busbahnhof ab und nicht mehr vom Hugenottenplatz.
Konzept Sollte der Andrang auf der Bergstraße zu groß werden, könnte es zu einer Umlenkung der Besucher kommen. Über den Schützenweg geht es dann zum Birkners Keller. Zudem gab es bereits eine Personenstromanalyse für die Bergkirchweih: Im Fall der Fälle ist es in 30 Minuten möglich, den Berg zu räumen.
Sicherheit Zwei Feuerwehrwachen am Berg, mehrere Rettungsstationen des Roten Kreuzes und eine Polizeiwache sorgen sich um die Sicherheit am Berg. Jeder hofft darauf, dass dieser Notfall nie eintritt, aber man ist gerüstet.
Seit Jahren geht es so, dass diese alte Traditionskerwa mehr und mehr im Schicki Micki Sumpf verkommt. Die Gestalten die da umher laufen ähneln immer mehr der Zunft vom Oktoberfest. Genauso sind Sie auch angezogen. Armes Franken! Wir waren mal die Elite, jetzt fällt uns nur noch der weiß-blauen Schmarrn ein. Dirndl und Lederhosen. In einigen Jahren werden dann die Plätze reserviert für die Amigo Partei und die fränkischen FC Hollywood Fans.