Breite Front gegen riesiges Wasserschutzgebiet

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Die Fernwasserversorgung bittet an diesem Brunnen bei Sterpersdorf um "besondere Rücksicht". Um die bitten auch die Bürgermeister Werner Stöcker (links) und Stefan Himpel für ihre Bürger. Foto: Andreas Dorsch
Die Fernwasserversorgung bittet an diesem Brunnen bei Sterpersdorf um "besondere Rücksicht". Um die bitten auch die Bürgermeister Werner Stöcker (links) und Stefan Himpel für ihre Bürger.  Foto: Andreas Dorsch

Streit um Erweiterung des Wasserschutzgebietes Uehlfeld erreicht seinen Höhepunkt. Zwei Landräte lehnen Anweisung der Regierung von Mittelfranken ab.

Man könne den Bürgern von Uehlfeld oder Mailach doch nicht erklären, sie dürfen künftig keinen Gartenteich mehr buddeln, weil sie drei Kilometer vom nächsten Trinkwasserbrunnen entfernt wohnen. Gleichzeitig würden durch ein enorm vergrößertes Wasserschutzgebiet aber fünf Kilometer viel befahrene Bundesstraße verlaufen, würden mehrere Biogasanlagen Energie liefern, Tankstellen betrieben und sogar Altdeponien schlummern.

Bernd Loistl ist Sprecher der "Eigentümer-Schutzgemeinschaft" (ESG), in der sich 350 betroffene Grundeigentümer und Unternehmer aus dem Raum Uehlfeld zusammengeschlossen haben. Loistl und seine Mitstreiter haben ein Ziel: Sie wollen die von der Regierung von Mittelfranken angewiesene Ausweitung des Wasserschutzgebietes Uehlfeld verhindern.


Starke Unterstützung

Die ESG kann auf starke und prominente Unterstützung bauen. Nicht nur die Bürgermeister von Uehlfeld und Lonnerstadt, Werner Stöcker (CSU) und Stefan Himpel (FW), auch der Neustadter Landrat Helmut Weiß (CSU) und sein Erlangen-Höchstadter Kollege Alexander Tritthart (CSU) stellen sich mit aller Macht gegen eine Ausweitung des Uehlfelder Wasserschutzgebietes.

Eine solche Ausweitung hat die Fernwasserversorgung Franken beantragt. Die Gesellschaft möchte mit weiteren Brunnen im Aischgrund mehr Trinkwasser fördern und in ihr weit verzweigtes Netz einspeisen. Auch Uehlfeld bezieht sein Trinkwasser von dieser Gesellschaft. Die östlichsten dieser Brunnen liegen vor Sterpersdorf bereits auf dem Gebiet der Stadt Höchstadt.


26 Quadratkilometer

Das neue Schutzgebiet soll jetzt um ein Vielfaches auf 26 Quadratkilometer erweitert werden. Es würde von Schornweisach und Rauschenberg im Westen bis vor die Tore von Lonnerstadt und Sterpersdorf im Osten reichen. Mitten im Schutzgebiet lägen neben Uehlfeld auch Mailach, Weidendorf und Voggendorf.

"Ein solches Schutzgebiet behindert die Entwicklung der Gemeinde und der ganzen Region", sagt Bernd Loistl. Uehlfelds Bürgermeister Stöcker wird konkreter. Gartenteiche wären ebenso verboten wie Nutzgärten (wegen der Düngung). Wärmepumpen, die ihre Energie aus dem Grundwasser holen, wären nicht erlaubt und für den Rasen am Sportplatz würde ein Düngeverbot gelten. Die Gemeinde müsste ihre Abwasserkanäle in einem wesentlich teureren Rohr-im-Rohr-System verlegen.

"Kein Unternehmen geht freiwillig in ein Wasserschutzgebiet", klagt Stöcker. Seit das Thema diskutiert werde, habe er keinen Quadratmeter Gewerbegrund mehr verkauft. Kleinere Handwerksbetriebe würden bei der Standortsuche gleich abwinken. Für die Grundstücke in Uehlfeld würde eine Schutzgebietsausweitung eine Wertminderung bedeuten, ist der Bürgermeister überzeugt.

Stöcker schlägt aber auch eine Lösung vor: "Man muss den Hebel bei der Schutzgebietsfindung ansetzen. Man kann nicht sagen, jetzt machen wir ein Schutzgebiet und dann ist alles in Ordnung." Dass es Alternativen gibt, zeigen die Stadt Höchstadt und der Landkreis Erlangen-Höchstadt. So habe Höchstadt Brunnen aufgelassen und dafür neue gebohrt. Es habe auch in Uehlfeld immer gutes Wasser mit kleinen Schutzgebieten gegeben, sagt Stöcker.

Er möchte die Bürger und Landwirte bei der Trinkwassergewinnung mitnehmen. Das alte Verfahren sollte abgeschlossen und ein neues aufgerollt werden. Stöcker ist froh, dass er Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) und Landrat Alexander Tritthart an seiner Seite hat. "Ohne ERH wären wir beim Landratsamt Neustadt nicht so weit gekommen", sagt der Uehlfelder Bürgermeister.

Inzwischen sind die beiden Landräte auf eine harte Linie gegen die Regierung von Mittelfranken eingeschwenkt. Sie lehnen deren Weisung auf eine Schutzgebietsausweitung kategorisch ab. Begründet wird die Ablehnung unter anderem mit der fehlenden Akzeptanz in der Bevölkerung und mit "massivsten Gefährdungspotentialen", die jetzt schon in dem Gebiet vorhanden sind. Die Landräte halten der Fernwasserversorgung auch vor, nicht mit genügend Nachdruck andere Standorte gesucht zu haben.

Seit 1997 werde schon um ein größeres und seit einigen Jahren um ein riesiges Schutzgebiet gestritten, blickt der Bürgermeister zurück. Er möchte das Thema endlich abhaken. Ob er das bald kann? Bernd Leistl kündigt schon an, den Klageweg einzuschlagen, falls die Regierung die Anweisung erzwingt.