"Beichte ist Pflicht!"

2 Min
Eine Beichte in Rom Foto: Welker
Eine Beichte in Rom Foto: Welker

Ein heißes Thema hat Stadtpfarrer Helmut Hetzel bei der Kolpingsfamilie Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) mit seinem Vortrag "Beichte - wozu?" aufgegriffen.

Stadtpfarrer Helmut Hetzel charakterisierte die Grundproblematik: "Eigentlich wird von uns Pfarrern erwartet, dass wir gute Gesprächstherapeuten sind!" Er wollte das Thema Beichte unter die Menschen bringen und mit alten Klischees aufräumen. Zunächst gab es ein paar Feststellungen: "Es hat sich viel geändert, die langen Schlangen vor den Beichtstühlen gibt es nicht mehr!" Hetzel meinte aber auch: "Es kommt darauf an, wie es durch den Pfarrer vermittelt wurde."

Einhellige Meinung


Nach wie vor gelte aber, dass das Beichtgeheimnis nicht verletzt werden darf, der Priester kann durch kein Gesetz von der Schweigepflicht entbunden werden. In Herzogenaurach war die ursprüngliche Bezeichnung für die Erstkommunionkinder "Rechtbeichter". Viele der Anwesenden erinnerten sich daran, dass die Kinder früher nicht zu Erstkommunion gingen, sondern zum Beichten. "Ich merke das nach wie vor, dass die Kinder vor der Erstkommunion zur Beichte gehen", erzählte Hetzel von der Jetztzeit.
"Man musste zum Beichten", war der allgemeine Tenor der Zuhörer. Viele haben sich einen Zettel mit einer Liste geschrieben, um sie dann im Beichtstuhl "abarbeiten" zu können. "Die erste Beichte war eine Befreiung", erinnerte sich Betty Lehner, auch wenn den Kindern zuvor von Eltern, Verwandten und Lehrkräften eher Angst gemacht wurde. Das Beichten fand meist am Samstagnachmittag gegen 13 oder 14 Uhr statt.
Man sollte alle vier Wochen gehen, die "Pflichttermine" waren auf jeden Fall an Sebastiani, an Ostern oder an Allerheiligen. Wichtig war auch: Man ging nur zur Kommunion, wenn man zuvor gebeichtet hatte. Hetzel ging auch der Frage nach, woher die Beichte in der Katholischen Kirche kommt.

Beichte und Buße


Die eigentliche Sündenvergebung gibt es bei der Taufe, die im frühen Christentum den Erwachsenen durch Untertauchen gespendet wurde. Gleichzeitig mit der Taufe wurde auch die Firmung und die Erstkommunion gespendet. Damit galt es, den gottlosen Menschen abzulegen und in der Liebesbeziehung zu Gott zu leben. Vom Glauben abgefallene, die wieder aufgenommen werden wollten, bekannten öffentlich ihren Glauben und standen als Büßer im Narthex der Kirche, ebenso waren die Katechumenen dort zu finden, die Taufbewerber. Die Beichte und die Buße waren ursprünglich ein öffentlicher Akt, der aber immer mehr in den Privatbereich abwanderte. Erst im Lateranskonzil des Jahres 1215 wurde festgelegt, dass jeder Gläubige einmal im Jahr beichten sollte. Auch Luther war nicht gegen die Beichte, die bei ihm aber auf Gottes Gnade ausgerichtet war.
Die Sünde ist ein Vergehen gegen sich selbst, gegen den Nächsten aber auch gegen die Kirche. Welche Buße bei Verstößen gegen die zehn Gebote auferlegt wurden, dafür hatten Pfarrer früher eine Liste. Dabei wurde zwischen lässlichen Sünden, schweren Sünden und Todsünden unterschieden. "In jedem Beichtgespräch ist es wichtig, dass der Priester auf den Gläubigen eingeht. Die Buße ist nicht als Strafe zu verstehen, sondern als Neuausrichtung des Lebens", resümierte Hetzel.
Wichtig ist für Hetzel, dass jeder getaufte Christ das Recht hat zur Beichte zu gehen und vom Priester einfordern kann, dass er ihm zuhört. "Wie gut tut es, dass man das, was mich belastet, aussprechen kann." Am Ende steht von der höchsten Autorität die Zusage: "Es ist alles in Ordnung." An den Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an.