Das was für den Erwachsenen eine Selbstverständlichkeit ist, muss mühsam erlernt werden: das miteinander kommunizieren.
"Was will der Kleine jetzt schon wieder?" Eine frage, die sich Eltern, Großeltern, aber auch alle andern, die mit Kleinkindern zu tun haben, immer wieder stellen. Es ist kommunikationstechnisch ein schwieriges Alter so zwischen Baby und Kleinkind. Die Sprache ist bis auf wenige Gluckslaute noch nicht wirklich ausgeprägt, die motorischen Fähigkeiten noch nicht immer optimiert. Wie schön wäre es, wenn sie wenigstens ein wenig mit den Händen reden könnten.
Susan und André Hartinger lachen auf. "Genau das geht ja, wenn man es entsprechend den Kindern beibringt." Und das beweisen sie auch. Immer montags treffen sich Mütter mit ihren bis zu zwei Jahre alten Kindern im ersten Stock der Weisendorfer Mehrzweckhalle. "Eine knappe Dreiviertelstunde ist angesetzt, dann verlieren die Kinder die Konzentration", sagt Susan Hartinger.
Keine Universalsprache
Die arbeitet beruflich mit Gebärdensprache. "Wir nennen es bei uns aber bewusst Babyhandsprache." Der Grund ist einfach, sie erklärt weiter: "Ein Teil ist angelehnt an die Gebärdensprache, vieles aber nicht." Es ist also keine Universalsprache, so dass "alle Babys dieser Welt miteinander kommunizieren könnten". Wichtig sei, dass die Familie diese Möglichkeiten des "Miteinandersprechens" kenne.
Und es sind letztlich sehr genaue Darstellungen. Es geht deutlich über den ausgestreckten Arm und ein eventuell dahingemurmeltes "Da!" hinaus. Die Kinder können zum Beispiel auf die Wurst hinweisen, indem sie den Außenriss eines Wienerle mit den Händen nachzeichnen. Beim Käse erfolgt die Bewegung, die man macht, wenn man einen Parmesan reibt.
"Es kann passieren, dass die Kinder hier sehr still sitzen und erst einmal nichts machen. Von Zuhause bekommen wir dann mitgeteilt, dass sie dort plötzlich aktiv werden und die Babyhandsprache nutzen", sagt der Musiktherapeut André Hartinger.
Musik spielt eine wichtige Rolle
Der animiert die Gruppe mit Musik. Doch bevor in die Saiten der Gitarre gegriffen wird, gibt es ein festes Procedere. Mit einem gesprochenen "Horch!" und den Händen als verstärkende Muscheln an den Ohren, weisen Eltern und Hartingers auf das kommende hin. Es wird gesungen, es werden Fingerspiele gemacht. Es darf aber auch die Gitarre angefasst, an den Saiten gezupft werden. "Das ist neben den Handzeichen für die Entwicklung ebenso wichtig", sagen die beiden Experten.
Den Klang kann man mit den Füßen an dem vibrierendem Klangkörper des Instrumentes erfühlen. Ausgegebene Rasseln werden in den Mund gesteckt, um zu testen, ob der Ton auch schmeckt.
Auf die Idee sind Hartingers vor ein paar Jahren gekommen, weil sie gemerkt haben, dass die eigene Tochter auf diese Art des "Sprachunterrichts" hervorragend reagiert habe. Nun sind die beiden im dritten Jahr aktiv, um mit den Kindern und den Eltern zu arbeiten.
Klingt alles sehr theoretisch? Dann einfach mal darauf schauen, wo man selber im Alltag mit den Händen arbeitet. Überlegen Sie mal, was Sie reiben, wenn es geschmeckt hat oder wie Sie auf Wiedersehen "winken"! Die Kinder im Kurs von Susan und André Hartinger halten garantiert den Daumen hoch.