Auf der Jagd nach neuen Rekorden

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Der Inder Fauja Sing ist der schnellste, älteste Marathonläufer der Welt. Foto: Veranstalter/ BMW Frankfurt Marathon
Der Inder Fauja Sing ist der schnellste, älteste Marathonläufer der Welt. Foto: Veranstalter/ BMW Frankfurt Marathon

Es sind noch drei Wochen bis zum Lauf in Frankfurt. Die Motivation des laufenden FT-Reporters Michael Busch steigt von Tag zu Tag. Vor allem nach einer Rekordwoche, die ihn zu neuen Ideen verleitet.

Es war die Woche der Rekorde. Nichts weltbewegendes - und noch weniger etwas für das Guinnessbuch, aber eben persönliche Rekorde. 82 absolvierte Trainingskilometer, soviel fahre ich in der Woche oft nicht einmal mit dem Auto. Der längste Lauf mit 32 Kilometer hat mich an den Rand der Belastbarkeit geführt - und dann sind es seit dem Trainingsstart 16 Kilogramm weniger, die sich um die Hüfte schmiegen. Wobei meine Tochter meint, dass der Bauch noch nicht "so dolle" ist, das Gesicht werde schlanker - naja, Ansichtssache.

Bestmarke: Knapp zwei Stunden


Die Rekorde beim Laufen haben mich in dieser Woche dann doch beschäftigt, denn man kann durchaus mal schauen, was man vielleicht übertreffen könnte. Mit meiner Größe (1,92), meinem Gewicht (96 Kilogramm), der Schuhgröße (47 - die Laufschuhe sogar 48), kann ich nichts reißen, es müssen andere Zahlenwerte heran.
Den Weltrekord der Männer zu knacken ist aussichtslos. In 2:03:38 erlief sich der Kenianer Patrick Makau Musyoki diese Bestmarke. Ich laufe in dieser Zeit knapp die Hälfte, wenn ich mich beeile. Die Britin Paula Radcliffe hat für die Damenwelt die Strecke in 2:15:25 erobert. Nicht wirklich machbar.

Am Rande sei angemerkt, dass Makau bei seiner Rekordjagd mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,48 km/h durch Berlin lief - versuchen Sie spaßhalber diese Geschwindigkeit mal zu erreichen. Partner ins Auto, 20 km/h fahren und Sie nebenher "laufen".

Möglich wäre es die "Bestzeit" des Japaners Shiso Kanaguri zu übertreffen. Der startete bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm auf die 42,195 Kilometer lange Strecke. Da es sehr heiß war, genoss er sowohl ein angebotenes Glas Saft, als auch die Möglichkeit sich ein wenig auszuruhen. 55 Jahre später, im Jahr 1967, kam der 75-jährige Kanaguri zurück nach Stockholm. Er startete an der Stelle, an der er 1912 abgebrochen hatte. Nun darf er sich als langsamster Marathonläufer aller Zeiten bezeichnen. 54 Jahre, acht Monate, sechs Tage, drei Stunden, 32 Minuten und 20,3 Sekunden war er unterwegs, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,4 Zentimetern pro Stunde. Wenn ich diesen Rekord einplane, müsste ich allerdings Geduld haben und 95 Jahre alt werden. Ein sehr unsicherer Rekord.

Sollte es mit diesem Rekord klappen, dann bestünde eine weitere Chance. Denn der zurzeit älteste Marathonläufer ist der Inder Fauja Sing mit 101 Jahren. Er ist der erste 100-Jährige, der einen Marathon absolvierte. Er hält diverse Rekorde in seiner jeweiligen Altersklasse - so als 90-Jähriger mit einer Zielzeit von 5:40:04. Im übrigen war er bei seinem Lauf als Hundertjähriger mit der Zielzeit von 8:25:16 nicht Letzter. Er ließ fünf langsamere Läufer hinter sich.

Olympischer Gedanke


Eine weitere Variante wäre es den Marathon rückwärts zu laufen. Doch die Weltrekordzeit von 3:42:41 ist für mich momentan nicht einmal vorwärts möglich - also gestrichen.

Ein Rekord könnte ich mir durchaus vorstellen: Der früheste Abbruch, nach dem Start des Rennens. Also eine Sekunde nach Startlinien-Übertritt - der Rekord wäre mir sicher, aber bringt vermutlich weder Ruhm noch Ehr'.
Tim Rogers verzichtete auch auf Beides, sorgte aber für viel Aufmerksamkeit, als er 2008 in London mit einem elf Meter hohem Superheldenkostüm den Marathon absolvierte - heldenhaft.

Eine Idee hätte ich noch: Wenn mich sechs andere Läufer über die gesamte Strecke tragen würden, wäre ich zumindest der ausgeruhteste Marathon-Passiv-Läufer aller Zeiten und die sechs Helfer erhielten auch noch einen tragenden Weltrekord... Vielleicht laufe ich auch selber und begnüge mich mit meinen Rekorden, die ich diese Woche für mich verbuchen konnte, denn letztlich gilt immer noch der althergebrachte Spruch und olympische Gedanke: "Mitmachen ist alles."