75 Jahre Adidas - von der Waschküche zum Weltkonzern

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Adidas feiert 75 jähriges Jubiläum
Franz Beckenbauer (l.) und Uli Hoeneß (r.) probieren am 30.5.1974 auf dem Gelände der Sportschule Malente (Schleswig-Holstein) neue Fußballschuhe an, die Adi Dassler (M.) mitgebracht hat ...
Adidas feiert 75 jähriges Jubiläum
Werner Baum/dpa

In der Waschküche seiner Mutter fing der Schuster Adolf Dassler an, mit Schuhen zu experimentieren. Der Tüftler aus Franken schuf die Anfänge für eine Marke mit Weltruf.

Am 4. August rannte US-Showman Noah Lyles in Paris zu Olympia-Gold und sorgte damit als schnellster Mann der Welt auch in einer kleinen Stadt im Kreis Erlangen-Höchstadt für Jubel. Erstmals seit 1996 hatte wieder ein Athlet, der Schuhe mit drei Streifen trug, das olympische 100-Meter-Finale gewonnen. Dies geschah in dem Jahr, in dem der fränkische Sportartikel-Riese sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Der legendäre Firmengründer Adolf "Adi" Dassler ließ am 18. August 1949 seine "Adolf Dassler Sportschuhfabrik" ins Handelsregister eintragen - nur wenige Monate nach seinem Bruder Rudolf ("Puma"), von dem er sich im erbitterten Streit getrennt hatte. Beide zusammen hatten bereits 1924 ihre Schuhmanufaktur gegründet und zu Beginn der 1920er Jahre Schuhe in der alten Waschküche ihrer Mutter angefertigt.  Hätte sie Manufaktur gehabt, wäre sie in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.

Adidas kometenhafter Aufstieg

Schon 1928 gewann Lina Radke in Dassler-Schuhen in Amsterdam Olympia-Gold über 800 Meter. Es folgten unzählige weitere Erfolge. In Herzogenaurach ist man überzeugt, dass erst die Konkurrenz am selben Ort den Erfolg der beiden Global Player möglich gemacht hat.

Adidas erlebte einen kometenhaften Aufstieg. Heute beschäftigt das Unternehmen 59.000 Menschen auf allen fünf Kontinenten und setzte im vergangenen Jahr weit über 21 Milliarden Euro um. Viele Zufälle halfen dabei. Dass die drei Riemen an der Seite, die der gelernte Bäcker und spätere Schuster Dassler seinen Schuhen zur Stabilisierung des Fußes verpasste, zu einem ikonischen Markensymbol werden würden, konnte er wohl nicht ahnen. Der Sportartikel-Konkurrent Nike darf in Deutschland eine bestimmte Sporthose wegen großer Ähnlichkeit mit dem Drei-Streifen-Design von Adidas sogar nicht mehr anbieten.

Es waren jedoch auch die Hartnäckigkeit und der Fleiß des Nachkriegsunternehmers Dassler, die Adidas groß machten. Als die Fußball-Nationalmannschaft 1954 das legendäre "Wunder von Bern" vollbrachte, saß Dassler selbst mit in der Kabine und kontrollierte den Sitz der neuartigen Schraubstollen, die FCN-Legende Max Morlock und Co. bei "Fritz-Walter-Wetter" zum Endspielsieg über den Favoriten Ungarn verhalfen.

Probleme mit fragwürdigen Markenbotschaftern

Kaum ein anderer Hersteller hat es wie Adidas geschafft, Produkte hervorzubringen, die den Zeitgeist ganzer Generationen mitprägten. Freddie Mercury trug beim legendären Band-Aid-Konzert in London Wrestling-Schuhe mit den drei Streifen. Madonna trat in Adidas-Stiefeln auf. Schuhe wie der "Handball Spezial" oder der auf der Retro-Welle wiedergeborene "Stan Smith" sprengten die Grenzen der ihnen ursprünglich zugedachten Sportarten.

Smith, in den 70er Jahren einst Nummer eins der Tennis-Welt und mit Firmengründer Adi Dassler noch persönlich bekannt, ist heutigen Generationen nur noch über den gleichnamigen Sportschuh ein Begriff. Sein Buch trägt den Titel "Some People Think I am a Shoe" ("Manche Leute glauben, ich bin ein Schuh"). Heute sind es Schuhmodelle wie "Samba" oder "Gazelle", die die Mode weit über den Sport hinaus prägen.

Das aktuelle Management um den vom Konkurrenten Puma geholten Vorstandschef Bjørn Gulden profitiert vom schier unerschöpflichen Adidas-Archiv. Dafür sind die Probleme des heutigen Tagesgeschäftes im Zuge der Globalisierung und des weltweiten Wachstums viel komplexer geworden, als noch zu Firmengründer Dasslers Zeiten. Falsche Entscheidungen während der Corona-Pandemie, schwankende Märkte wie in China oder Probleme mit fragwürdigen Markenbotschaftern wie dem Rapper Kanye West oder Model Bella Hadid bescherten Adidas zuletzt Schwierigkeiten.

Neue Strategie für Adidas

2023 verzeichnete Adidas erstmals seit 1992 wieder einen Verlust. In den 1980er Jahren stand der Konzern sogar einmal kurz vor dem Ruin, als die Gründer-Witwe Käthe Dassler und ihr Sohn Horst kurz hintereinander starben. Das Unternehmen geriet in fremde, aber nicht immer gute Hände. Erst als der Franzose Robert Louis-Dreyfus das Unternehmen 1995 an die Börse brachte, ging es wieder bergauf.

Zuletzt entpuppte sich auch der Deutsche Fußball-Bund als Enttäuschung. Obwohl die Nationalmannschaft ihr EM-Quartier im "Home Ground" in Herzogenaurach bezog und Spieler wie Manuel Neuer mit Tausenden Adidas-Mitarbeitern noch im Juni das Jubiläum vorfeierten, folgte der DFB zum Ärger von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und zahlreichen fränkischen Politikern dem Lockruf der US-Dollars und heuerte beim Branchenprimus Nike als Ausrüster an - eine jahrzehntelange Partnerschaft wird damit zu Ende gehen.

Konzernchef Gulden - vom Manager Magazin wegen seiner oft hemdsärmeligen, in der Sportwelt aber geschätzten Art als "Bolzplatz-CEO" bezeichnet - will auch aufgrund solcher Erfahrungen die Strategie seines Vorgängers Kasper Rorsted grundlegend ändern. Statt vermehrt auf populäre Sportarten wie Fußball, Laufen oder Basketball zu setzen, möchte der frühere Fußball-Profi wieder mehr den kleineren Sportarten Raum geben, darunter neue olympische Trendsportarten wie Breaking oder BMX.

Wichtige Partner langfristig gebunden

Adidas rüstete bei den zurückliegenden Spielen von Paris zehn Olympia-Teams aus - es sollen künftig mehr werden. Mit dem Deutschen Olympischen Sportbund wurde ein Vertrag bis 2032 abgeschlossen. Auch an den Deutschen Hockey-Bund hat sich der Ausrüster langfristig gebunden.

Ein Redakteur hat diesen Artikel unter der teilweisen Verwendung eines KI-Sprachmodells verfasst und/oder optimiert. Sämtliche Informationen wurden sorgfältig geprüft.