Adelsdorfer erinnern an dunkle Zeiten

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Nach altem jüdischen Brauch wurden am Ende der Veranstaltung als "Gruß an die Toten" kleine Steine auf den Gedenkstein gelegt.Johanna Blum
Nach altem jüdischen Brauch wurden am Ende der Veranstaltung als "Gruß an die Toten" kleine Steine auf den Gedenkstein gelegt.Johanna Blum

Mit einer Zusammenkunft am jüdischen Gedenkstein riefen Adelsdorfer Bürger die Ereignisse des 9. November 1938 in Erinnerung.

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied "Shalom Chaverim" endete in Adelsdorf eine Gedenkveranstaltung für die jüdischen Mitbürger, die durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten entrechtet und in Konzentrationslager deportiert wurden und von denen viele ums Leben kamen. Etliche Bürger, darunter Gemeinderäte und einige jugendliche unbegleitete Flüchtlinge aus dem Ulmenweg, hatten sich am Donnerstagabend auf Einladung von Pfarrer Thomas Ringer, Pfarrer Jens Arnold und Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) vor dem jüdischen Gedenkstein in Adelsdorfs Zentrum eingefunden.
In Gebeten, Liedern, Ansprachen und Lesungen gedachte man der Opfer von damals. "Wir sind an diesem Abend hier am jüdischen Gedenkstein zusammen gekommen, um der furchtbaren Ereignisse vor nunmehr 79 Jahren zu gedenken. Der 9. November 1938 markiert den Beginn der gezielten Verfolgung von Menschen - nicht nur jüdischen Glaubens - im Dritten Reich, dem am Ende über sechs Millionen Menschen in den Konzentrationslagern zum Opfer fielen." Dieses Treffen am jüdischen Gedenkstein solle alle anregen, sich vor den Opfern des Naziterrors zu verneigen und für Frieden auf der Welt zu beten.
Fischkal erinnerte an die zunehmenden Zahlen der rechtsextrem motivierten, vielfach brutalen Straftaten in Deutschland und an den im Internet, in Computerspielen und in Musikangeboten verherrlichten Rassismus und Antisemitismus. "Auf der anderen Seite erleben wir heute aber auch Hilfsbereitschaft und Solidarität, und das tut unserer Gesellschaft gut."
Pastoralreferentin Dagmar Haas blickte zurück auf die Geschichte der Synagoge, die einst nicht weit vom Gedenkstein entfernt stand. "Nichts mehr ist zu sehen, die Menschen sind verschwunden, wir haben sie aus dem Blick verloren, sie haben kein Gesicht mehr."
Pfarrer Arnold sprach nicht nur von einem Rückblick auf die Ereignisse von damals, sondern blickte auf die Jetztzeit, in der oft der Zusammenhalt der Gesellschaft leichtfertig aufs Spiel gesetzt werde. "Wenn wir dies aus dem 9. November mitnehmen, dann ist es nicht nur ein Gedenken an längst vergangene Zeiten, sondern ein Anreiz, dass ein wahrhaft gutes Zusammenleben nur dann geschehen kann, wo Gräben überwunden werden, wo Zusammenhalt, Mitgefühl und brüderliche Liebe gelebt werden kann."
Am Ende legten die Teilnehmer - nach jüdischem Brauch als "Gruß" an die Toten - kleine Steine auf den Gedenkstein.