Für das Mittelalterfest am Samstag, 11. Juni, um 14 Uhr, haben sich die beiden Höchstadter Vereine eine Lehrstunde der besonderen Art überlegt.
Den Beweis, dass Geschichte nicht langweilig sein muss, sondern lebendig und richtig laut sein kann, werden die Theatergruppe des Heimatvereins und die Musketiere zum Höchstadter Mittelalterfest antreten. Für den Samstag, 11. Juni, um 14 Uhr, den zweiten Tag des über das ganze Wochenende dauernden Spektakels, haben sich die beiden Vereine eine Lehrstunde der besonderen Art überlegt.
"Wir werden nachstellen, wie die Menschen zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs gelebt haben", sagt Reinhard Grasse, der die Schauspielgruppe koordiniert. Auftreten werden unter anderem ein Spielmann mit Drehorgel, ein Fassverkäufer und Obst- und Gemüsehändler. "Meine Frau etwa spielt eine Aussätzige, die bettelt", sagt Grasse und fügt lachend hinzu, dass sie sich diese Rolle wie alle anderen Darsteller selbst ausgesucht habe.
Grasse wird die Darbietung auf dem Marktplatz als Erzähler begleiten und dabei auf historische Details aus der Geschichte der Stadt Höchstadt eingehen.
Währenddessen werden vom Engelgarten her die Musketiere anrücken, um den Platz schließlich mit lautem Getöse zu überfallen, ganz so wie beim Schwedensturm im Jahr 1633. "Wir werden auf dem Marktplatz aufmarschieren", sagt Peter Lorz, Vorsitzender der Höchstadter Musketiere. Zusammen mit befreundeten Truppen wie etwa dem Landsknechtregiment aus Delitzsch oder den Freien Reichsstadtern aus Rothenburg werden sie den Sturm der Stadt im Dreißigjährigen Krieg nachstellen.
80 Bewaffnete am Marktplatz
Auf schwedischer Angreifer- und Höchstadter Verteidigerseite werden insgesamt zwischen 60 und 80 Bewaffnete antreten. "Da müssen alle Sicherheitsvorkehrungen stimmen.
Mal schauen, vielleicht bringen wir auch ein oder zwei kleine Kanönchen auf den Marktplatz mit", sagt Lorz.
Mehr Raum für das Schlachtengetümmel wird es am Sonntagvormittag, um 10 Uhr, geben, wenn im Engelgarten die Gefechtsdarstellung "Schwedenbrand im Frankenland" zu sehen sein wird. Und zu hören. "Denn hier", so Lorz, "sind wir auf jeden Fall mit der vollen Artillerie vertreten."
Das Schauspiel am 11. Juni ist nicht die einzige Kooperation von Theatergruppe und Musketieren. Auch die Passionsspiele unter der Leitung von Grasse werden die Vereine gemeinsam auf die Beine stellen. Eigentlich für diesen Herbst geplant, ist die Christuspassion im Schlosshof wegen Terminproblemen auf den Juni 2017 verschoben worden. Vier der Musketiere werden dann in Römerkostüme schlüpfen und zwei von ihnen als Jünger auftreten. "Und ich werde den Pontius Pilatus geben", sagt Lorz.
Riesiger Kleidungsfundus
Doch nun steht erstmal der Dreißigjährige Krieg an. "Mittelalterliche Kleidung haben wir bis zum Abwinken", sagt Grasse. Die Theatergruppe kann hier auf den Fundus der Höchstadter Näherin Helga Schulz zurückgreifen. Eigentlich, das wissen Lorz und Grasse, ist man mit der Zeit des Schwedensturms im frühen 17. Jahrhundert weit vom Mittelalter weg, das per Definition 1492 mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus endete. Aber das Mittelalterfest, organisiert von Thomas Ackermann, der auch das Schlosshof-Festival veranstaltet, sei ein geeigneter Rahmen. Auch wenn donnernde Musketen deutlich später waren, als Ritterrüstungen: Das Publikum wird lautstark begeistert sein.