Die Stadt würde bauen, doch die Bahn lässt auf sich warten: Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und IHK-Präsident Friedrich Herdan sind sauer.
Dass Züge sich verspäten, gehört bei der Bahn zum Geschäft. Noch gravierender aber sind Verspätungen, die Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und IHK-Präsident Friedrich Herdan nun in einem Schreiben an Bahn-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz auflisten. Seit März können die Bauarbeiten für den Park&Ride-Parkplatz Adamistraße nicht fortgesetzt werden, weil die zuständigen Stellen der Bahn die Pläne noch nicht freigegeben haben.
Betroffen ist zum einen der Treppenaufgang zum künftigen Parkplatz. Früher war das die Treppe zum Bahnsteig 6, den es längst nicht mehr gibt. Deshalb wurde der Treppenschacht verfüllt und verschlossen. Die Stadt hat auf ihre Kosten untersuchen lassen, ob man diesen Aufgang wieder nutzen kann. Doch seit acht Wochen wartet sie auf die Zustimmung der Bahn zu den Plänen für die Erdung der Treppenanlage und die Überdachung. Die Stadt gibt insgesamt über 1,2 Millionen Euro aus, um den Parkplatz zu bauen. Die fragliche Fläche gehört der DB Immobilien, die DB BahnPark wird den fertigen Parkplatz pachten und betreiben. All das tue die Stadt, um den Bahnfahrgästen ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen, wie Tessmer und Herdan in ihrem Schreiben deutlich machen.
Doch auch zu den Plänen für den Parkplatz habe die Bahn sich noch nicht geäußert, kritisieren Tessmer und Herdan. "Dabei erfüllt die Stadt Coburg alle Auflagen der DB: Versetzen eines Hochspannungsmastes, Umfahrung und Einhausung von DB-Anlagen, Einzäunung, Sicherungsmaßnahmen etc.", heißt es in dem Brief. Die Bahn sage weder etwas dazu, dass die Fläche nun asphaltiert werden soll (statt geschottert), noch gebe sie die Beleuchtung für den Parkplatz frei, obwohl die Stadt das alles finanziere.
Dabei ist die Stadt eigentlich lange Wartezeiten gewohnt: Um den Parkplatz Adamistraße bemüht sie sich seit über vier Jahren. Lange Zeit war auch ein Parkhaus in der Lossaustraße, direkt neben dem Bahnhofsgebäude im Gespräch. Das sei aber 2014 daran gescheitert, dass die DB Services Immobilien GmbH das Grundstück nicht verkaufen wollte, "obwohl die Stadt Coburg bereits mehrere Investoren und Betreiber generiert und nicht unerhebliche Planungskosten zu tragen hatte".
Kritik üben Herdan und Tessmer auch am Bahnhof selbst: Der gehöre "wahrscheinlich zu den unattraktivsten Fernbahnhöfen in Deutschland", aufgrund des "jahrelangen Investitionsstaus". Unter anderem würden Toiletten, Schließfächer und Warteräume fehlen, vom Sanierungsbedarf ganz abgesehen. Dabei habe die Stadt in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro investiert, um das Umfeld des Bahnhofs ansprechend zu gestalten.
Wiederholt verweisen Tessmer und Herdan auf das von Lutz ausgegebene Ziel, mehr Fahrgäste auf die Schiene zu bringen. Da sich der ICE-Halt in Coburg positiv entwickle, erwarten sie einen weiteren Ausbau des Angebots. Doch wenn Attraktivität, Nachfrage und Geschäftserfolg tatsächlich steigen sollen, müsse Lutz beherzigen, was er selbst bei der Bilanzpressekonferenz der Bahn sagte: "Erfreuliche Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir bei der Qualität nachlegen müssen."