Wieso rückt das Gießfahrzeug bei Regen aus?

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Die Skulptur im Regenbogenwald: Auf den Baumstämmen sollen noch Steinkugeln installiert werden, wie Grünflächenamtschef Bernhard Ledermann (rechts) und Stefan Just zeigen. Die Kugeln sollen dann wirken, als würden sie über dem Holz schweben. Fotos: Ulrike Nauer
Die Skulptur im Regenbogenwald: Auf den Baumstämmen sollen noch Steinkugeln installiert werden, wie Grünflächenamtschef Bernhard Ledermann (rechts) und Stefan Just zeigen. Die Kugeln sollen dann wirken, als würden sie über dem Holz schweben. Fotos: Ulrike Nauer
 

Das wechselhafte Wetter macht auch den Pflanzen zu schaffen. Bernhard Ledermann erklärt, wie das Grünflächenamt in Coburg seine Blumen und Bäume gut durchs Jahr bringt und warum manchmal sogar bei Regen das Gießfahrzeug ausrücken muss.

Kaum ein Amt der Stadt Coburg ist so sehr vom Wetter abhängig wie das Grünflächenamt. Dessen Leiter, Bernhard Ledermann, erzählt im Sommer-Interview, welche Maßnahmen nach dem milden Winter notwendig waren, um Coburgs Grün gut durch den Sommer zu bringen, und wie es um den Coburger Baumbestand bestellt ist.

Ein Tag Tropenhitze, dann wieder drei Tage Regenwetter... war das aus gärtnerischer Sicht ein ganz normaler Sommer oder fällt er doch aus der Rahmen?
Bernhard Ledermann Das ganze Jahr 2014 ist ein sehr ungewöhnliches Jahr. Wir hatten im Prinzip überhaupt keinen Winter, also hat alles, was normalerweise der Frost reguliert, etwa die Eindämmung von Schadinsekten, überhaupt nicht stattgefunden. Es folgte erst ein sehr warmes Frühjahr und dann eine sehr, sehr lange Trockenheit.
Wir haben versucht, unsere Gießkapazitäten zu verstärken und sind an Grenzen gestoßen. Wir werden uns jetzt mit einem weiteren Gießzug noch besser aufstellen, denn nur zumieten reicht nicht. Jetzt haben wir zwar immer wieder Regen, aber nicht flächendeckend. Es gibt viele Bereiche in der Stadt Coburg, die ausgesprochen trocken sind. Obwohl die Bürger das sicher anders empfinden, weil es kühl und regnerisch ist.

Woher kommt denn das "zugemietete" Wasser?
Das Wasser beziehen wir aus dem Netz der SÜC. Aber wir brauchen Fahrzeuge. Wir haben ein Gießfahrzeug und ein Wasserfass, das man auf dem Hänger fahren kann. Während der Trockenheit haben wir noch ein Fahrzeug vom Maschinenring gemietet, aber auch das war eigentlich noch zu wenig. Wir werden uns ein weiteres Fass besorgen, damit wir selbst schon mal dreifach unterwegs sein können. Wenn es nochmal heiß wird, können wir weitere Fahrzeuge vom Maschinenring mieten. Dann sind wir doch etwas besser aufgestellt.

Wie viele Quadratmeter Fläche müssen Sie gießen?
Das kann man nicht an der Fläche festmachen, sondern an den Pflanzen. Wir haben den Wechselflor, der gegossen werden muss. Wir haben Stauden, insbesondere junge Pflanzen, die wir gießen müssen. Die älteren Stauden auch, wenn es sehr trocken ist. Und natürlich die Gehölzpflanzungen. Wir haben Bäume im Stadtgebiet, die durch ein Unterflurquartier in befestigte Flächen integriert sind, die sozusagen am Tropf hängen, also kaum Regen aufnehmen können, weil kaum offene Fläche da ist. Das ist zum Beispiel am Albertsplatz, am ZOB und am Theaterplatz so. Diese Bäume müssen kontinuierlich gegossen werden, selbst wenn's draußen schüttet.

Zeichnen Sie im Grünflächenamt eigentlich täglich das Wetter auf?
Wir haben mittlerweile eine Regenmessung eingeführt. Andere Wetteraufzeichnungen machen wir nicht, denn das Stadtgebiet ist sehr vielgestaltig. Wenn es in Scheuerfeld oder im Veilchental regnet, muss es in der Stadt noch lange nicht regnen. Es gibt natürlich Wetterlagen, wo alles gleichmäßig trocken ist, aber zu 50 Prozent sind wir sehr unterschiedlich betroffen - ganz besonders, wenn wir so ausgeprägte Wetterlagen haben wie jetzt.

Von heftigen Stürmen ist Coburg in diesem Jahr bisher verschont geblieben. Wie geht es den Bäumen?
Dem Baumbestand im Stadtgebiet geht's zum Teil nicht gut. Eine ganze Reihe von Bäumen hat braune Ränder. Zum einen kommt das mit Sicherheit von der Salzbelastung, zum andern von der ausgeprägten Strahlungsintensität an besonderen Orten - etwa am Busbahnhof, am Parkhaus Post, in der Kanalstraße, an vielen Orten im innerstädtischen Bereich. Wenn es dann noch trocken und das Wasser eher knapp ist, wirkt sich die Salzhaltigkeit des Bodens umso schädlicher aus.

Gestreut wird trotzdem...
Coburg hat, was die Gehsteige betrifft, ein Streusalzverbot. Gleichzeitig steht die Verkehrssicherungspflicht für alle Anwohner im Vordergrund. Daher wird die nachteilige Wirkung des Salzes im Winter nicht so wahrgenommen, jetzt dagegen schon. Dann kommt noch hinzu, dass man bei den innerstädtischen Baumstandorten eine sehr gute Fußgängerfreundlichkeit haben möchte und sie deshalb eben eingebettet hat. Wenn ein Gefälle zum Baum hin besteht, dann kann das Schmelzwasser auch dorthin laufen. Gäbe es beispielsweise einen Rand von drei Zentimetern, könnte der schon ein bisschen was richten.

Haben Sie im Kopf, wie viele Bäume Sie im Stadtgebiet haben?
Wir kontrollieren an die 15 000 Bäume. Das sind nicht alles Straßenbäume, aber sie unterliegen alle der Verkehrssicherungspflicht. Ein guter Teil sind mittlerweile auch wieder junge Straßenbäume - allein auf der Lauterer und der Bertelsdorfer Höhe wurden sehr viele gepflanzt. Natürlich auch an den innerstädtisch prägenden Standorten wie Theaterplatz, Mohrenstraße, Schlossplatz, Albertsplatz und am ZOB - da kommt einiges zusammen.

Bringt so ein wechselhaftes Wetter nicht die ganze Arbeitsplanung durcheinander?
Wir haben schon eine jahreszeitlich bedingte Prägung der Arbeit, müssen aber auch auf bestimmte Wetterphänomene reagieren. Wenn es etwa sehr lange trocken ist, nimmt die Wüchsigkeit ab, das Mähen wird weniger, dafür wird der Wasserbedarf stärker. Umgekehrt, wenn es sehr nass ist, lässt der Gießbedarf in der Flächenvegetation nach, dafür nimmt die Wüchsigkeit wieder zu und damit auch die Pflege. Dann muss auch wieder gemäht werden.

Was ist speziell zu tun, wenn sich sehr heiße und kühle, nasse Tage abwechseln? Leiden die Pflanzen oder stecken sie das weg?
Die Wechselbepflanzung muss man natürlich regelmäßig gießen. Da müssen wir Intervalle und Wassermenge auf die Wetterlage abstimmen. Schwieriger ist es bei den Stauden. Wenn sie gut eingewachsen sind, müssen wir sie gar nicht gießen. Wenn Sie aber bei Bäumen den Gießzeitpunkt verpassen und der Saftstrom reißt ab, dann ist der Baum am Ende. Wird die Belaubung dürr und fällt auf einmal runter, müssen Sie schon großes Glück haben, dass der Baum wieder neu ausschlägt.

Wann geht es denn los mit der Herbstpflanzung?
Stauden sollten Mitte, Ende September in den Boden kommen, damit sie noch genug Zeit haben, einzuwurzeln. Gehölze und Bäume folgen frühestens Ende Oktober, bis Mitte November.

Folgen Sie bei der Auswahl der Pflanzen eigentlich speziellen Trends?
Ausgesprochenen Moden nicht unbedingt. Wir informieren uns natürlich. Unsere Kollegin Iris Kauper hält die Augen auf, was es alles gibt, damit sie sich speziell für die nächste Sommerbepflanzung vorbereiten kann. Sie besucht auch die internationale Pflanzenmesse. Wie andere Städte machen auch wir uns Gedanken, wie man mit der Baumauswahl auf die Klimaveränderung reagieren kann. Das heißt aber nicht, dass das, was in anderen Städten funktioniert, bei uns auch funktionieren muss.

Schauen Sie auch gern mal in fremde Gärten?
Wir schauen uns gerne mal bewundernswerte Gärten an. Im Spätwinter war in Coburg zum Beispiel zu sehen, dass besonders in alten Villengärten oder größeren Hausgärten viele Helleborus niger und orientalis, also Christrosen, wunderschön blühten.

Welche Aufgaben stehen denn in der nächsten Zeit an?
Eine typische Sommeraufgabe ist es, die Veranstaltungen zu begleiten. Im Rosengarten stand nach der Blüte der Rückschnitt an. Hecken werden nur noch einmal im Jahr, nach dem 1. Juli, geschnitten. Diese Maßnahme ist noch nicht abgeschlossen.
Der Josiasgarten ist inzwischen in Betrieb, aber die städtischen Teile müssen noch gerichtet werden. Wir haben dazu einen Plan erstellt, der im September besprochen werden soll.
Was den Haushalt angeht, da sind einige Maschinen zu beschaffen: ein Gießfahrzeug, ein Schlepper und zwei große Mäher - das sind starke Posten.

Die Fragen stellte Ulrike Nauer.