Der Polstermöbelhersteller Arco stellt nach knapp einem Jahrhundert seinen Betrieb ein. Der "extrem preisaggressive Wettbewerb" lasse dem Unternehmen keine Wahl, erklärt die Traditionsfirma mit Sitz in Weidhausen (Kreis Coburg).
Das Traditionsunternehmen Arco Polstermöbel in Weidhausen (Landkreis Coburg) stellt nach fast 100 Jahren seinen Geschäftsbetrieb ein. Die Schließung erfolgt laut Firmenangaben bereits zum 30. November. Von dem nahenden Aus sind zahlreiche Beschäftigte betroffen. "Das Unternehmen beschäftigt derzeit 137 Mitarbeitende, die unter Berücksichtigung der gesetzlichen Kündigungsfristen freigestellt werden", erklärt Arco in einer Pressemitteilung vom Montag (6. November 2023).
Coburgs Landrat Sebastian Straubel (CSU) reagierte mit großem Bedauern auf die Nachricht. "Das ist ein weiterer schwerer Schlag für das Coburger Land als Wirtschaftsstandort", wird der Kommunalpolitiker in einer Mitteilung des Landratsamts zitiert. Hintergrund: Erst im Mai war bekannt geworden, dass der ebenfalls in Weidhausen ansässige Traditionsbetrieb F+S Polstermöbel aufgeben muss.
Weidhausen: Möbelhersteller Arco macht dauerhaft zu - Unternehmen verzeichnet schon länger Verluste
Über die Einstellung des Betriebs seien die Angestellten am Montag im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert worden, berichtet die Arco-Polstermöbel GmbH & Co. KG. Auch die Lieferanten und Kunden des Unternehmens seien über die Maßnahme in Kenntnis gesetzt worden. Arco produziert laut Eigenaussage seit 1925 in Weidhausen und entwickelte sich dort vom Hersteller von Korbmöbeln zu dem heutigen Polstermöbelunternehmen.
Als Hauptgrund für die dauerhafte Schließung nennt der geschichtsträchtige Polstermöbelproduzent die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. "Das Unternehmen ist nicht überschuldet und nicht zahlungsunfähig. Arco ist eigenfinanziert und bankenunabhängig." Daher werde das Unternehmen keinen Insolvenzantrag stellen. "Arco arbeitet allerdings seit 2021 mit Verlust und hat seitdem die Liquiditätsreserven angegriffen", heißt es in der Pressemitteilung. "Deshalb werden die Gesellschafter das Unternehmen ordnungsgemäß liquidieren und damit eine Insolvenz abwenden."
Voraussichtlich bis Weihnachten werde das Unternehmen die vorliegenden Aufträge abgearbeitet haben. "Die Arco-Polstermöbel GmbH und Co. KG wird ihre Verpflichtungen, die sie eingegangen ist, erfüllen", teilt der Hersteller mit und verweist zugleich auf die harten Marktgegebenheiten innerhalb der Branche. "Der extrem preisaggressive Wettbewerb im Polstermöbel-Markt lässt dem Unternehmen keine Wahl." Die über den Möbeleinzelhandel vertriebenen Polstermöbel der Firma Arco seien in Deutschland nicht mehr zu einem wettbewerbsfähigen Preis herzustellen.
"Verluste könnten auf Dauer nicht mehr finanziert werden": Arco erklärt Betriebsschließung
"Die Forderungen des Handels führen letztendlich dazu, dass das Unternehmen unter Herstellungskosten verkaufen musste", konstatiert Arco. Diese Verluste könnten auf Dauer nicht mehr finanziert werden. Das Fazit: "Nach der Corona-Krise und den Auswirkungen des veränderten Verbraucherverhaltens aufgrund der Inflation, ist diese Betriebs-Beendigung zwingend notwendig", hält die Traditionsfirma Arco Polstermöbel aus Weidhausen mit Blick auf ihre baldige Schließung fest.
Eine ehemalige Immobilienmaklerin aus Coburg fand indessen auf einer Alm in Österreich ihr Lebensglück.