Was wird aus dem Coburger Kinderhaus?

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Der bauliche Zustand des Kyrill-Palais ist schlecht - zu schlecht für eine Kindereinrichtung. Eine Lösung wäre, es anders zu nutzen. Das Landestheater möchte dort Probenräume einrichten. Die Eltern hätten das Gebäude aber gern als Kinderhaus erhalten. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Der bauliche Zustand des Kyrill-Palais ist schlecht - zu schlecht für eine Kindereinrichtung. Eine Lösung wäre, es anders zu nutzen. Das Landestheater möchte dort Probenräume einrichten. Die Eltern hätten das Gebäude aber gern als Kinderhaus erhalten. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Dieses Foto stammt aus dem Jahr 2011 . Die Kinder der Kinderhauses hatten die Mängel am Gebäude mit roten Pfeilen markiert. Helen zeigt eine zersprungene Scheibe. Foto: Isabel Firsching/CT-Archiv
Dieses Foto stammt aus dem Jahr 2011 . Die Kinder der Kinderhauses hatten die Mängel am Gebäude mit roten Pfeilen markiert. Helen zeigt eine zersprungene Scheibe.  Foto: Isabel Firsching/CT-Archiv
 

Ein vom Dach gestürztes Brett ist nur ein Grund, warum am Kyrill-Palais etwas passieren muss. Nun könnte der Stadtrat nächste Woche entscheiden, das Gebäude dem Landestheater zur Verfügung zu stellen. Die Kinderhaus-Eltern sind verunsichert.

Seit bekannt wurde, dass im Stadtrat in der nächsten Woche eine Entscheidung zur Zukunft des ehemaligen Kyrill-Palais am Oberen Bürglaß getroffen werden soll, sind die Eltern der Kinderhauses der Stadt noch mehr verunsichert als bisher schon.

Seit 20 Jahren wird über die Sanierung des maroden Gebäudes gesprochen und genauso lange wünschen sich die Eltern, dass die Kindereinrichtung dort bleibt, sagt die Vorsitzende des Kinderhaus-Fördervereins, Karoline Gumpert. "Nun sollen offenbar vollendete Tatsachen geschaffen werden", ergänzt sie. Der Hintergrund: Die Verwaltungsspitze des Landestheaters hat Interesse an dem Gebäude und möchte dort Probenräume einrichten. Das ist seit 2012 bekannt.


Pläne waren da, passiert ist nichts

I m gleichen Jahr hatte Hochbauamtsleiter Ullrich Pfuhlmann noch mitgeteilt, dass Geld für eine Sanierung des Palais' da ist - anderthalb bis zwei Millionen Euro im Haushaltsansatz. Damit sollte zum Beispiel die Haustechnik erneuert, die Gebäudedämmung verbessert und ein barrierefreier Zugang geschaffen werden. Passiert ist nichts von alledem.

Warum? "Weil das Theater zwar angefragt hatte, es aber noch keine Lösung für das Kinderhaus gab." Andere Immobilien, die die Stadt für eine neue Kindereinrichtung ins Auge gefasst hatte, habe der Elternbeirat abgelehnt", erläutert Ullrich Pfuhlmann. Karoline Gumpert erinnert sich: "Das war auf der Fläche, wo früher einmal die sogenannte Spindler-Villa stand und das Gebäude der freien evangelischen Gemeinschaft am Schillerplatz." Beide Standorte seien für die Eltern wegen der nahen stark befahrenen Straßen kein Ersatz für das jetzige Kinderhaus gewesen.

Also blieb alles, wie es war - bis im September vergangenen Jahres die Idee vom Bildungshaus nach dem Vorbild des Landes Baden-Württemberg öffentlich vorgestellt wurde. Es gibt drei- bis zehnjährigen Kindern die Chance, über sieben Jahre zusammen zu spielen und zu lernen. "Das passt eigentlich zur Philosophie des Kinderhauses mit seinen altersgemischten Gruppen", sagt Karoline Gumpert. Nicht anfreunden könnten sich die Eltern aber damit, dass dieses Bildungshaus in der Lutherschule eingerichtet werden soll. "Die räumliche Situation ist dort nicht optimal, weder innen noch draußen." Die freie Fläche neben dem Schulhaus grenze außerdem an den verkehrsreichen Ernstplatz.

Bisher kein gemeinsamer Nenner

Es habe immer wieder Treffen und Gespräche zwischen Kindergarten, Schule und Stadt gegeben. Auf einen Nenner sei man dabei aber nicht gekommen, bedauert Karoline Gumpert. Sie ist der Ansicht, dass zuerst ein Konzept für das Bildungshaus hätte erstellt werden müssen. Erst dann wäre die Suche nach einem geeigneten Gebäude sinnvoll gewesen. Und noch etwas betont sie: "Wir wollen uns nicht gegen alles sperren und sind weiterhin offen für Lösungen. Aber es sollte dabei um die Kinder, nicht vorrangig ums Geld gehen."

Auch Stefanie Löffler, Elternbeiratsvorsitzende der Lutherschule, ist nicht begeistert von den Vorschlägen, die bisher auf dem Tisch lagen. "Hier sollen zwei Institutionen in die vorhandenen Räume gepresst werden. Wir sehen darin keinen pädagogischen Mehrwert", stellt sie fest und nennt Beispiele, die nach Ansicht der Eltern eher zu einer Verschlechterung der momentanen Situation führen. "Die Lernwerkstatt muss zum Beispiel wegfallen. Im Plan der Stadt sind weder ein Sekretariat noch ein Raum für den Hausmeister vorgesehen." Die Nutzung von Räumen durch zwei Einrichtungen werde die Flexibilität und Spontanität in der Arbeit sowohl des Kinderhauses als auch der Schule einschränken.

"Der Schulhof ist gepflastert, weil er unter anderem für das Fahrradtraining genutzt wird. Das Kinderhaus aber braucht eine Spielwiese und möchte einen Matschbereich haben." Für all das reiche aber der Platz nicht aus.

Eine andere Frage, die bisher nicht bedacht worden sei: "Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zum Kinderhaus, weil sie nicht in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums wohnen. Wo sollen sie parken? Wir haben uns immer für Ruhe am Albertsplatz eingesetzt", sagt Stefanie Löffler und ergänzt: "Das Verhältnis zwischen Kinderhaus und Lutherschule ist gut; das soll nicht leiden." Indes wolle sich auch der Elternbeirat der Lutherschule in die Planung mit einbringen und sich nicht gegen die Idee des Bildungshauses sperren. "Was bisher aber vorliegt, ist nur eine räumliche Lösung."

Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) beschwichtigt: "Das alles sind bisher erste Ideen und Pläne. Weil die auf keine Gegenliebe gestoßen sind, werden sie noch einmal überarbeitet", verspricht er. Die Bedenken der Eltern nehme er sehr ernst. Allerdings müsse auch geprüft werden, was machbar ist und was nicht. Der Hochbauamtsleiter sei bei den Besprechungen dabei gewesen und habe die Anregungen der Eltern aufgenommen, ergänzt Thomas Nowak. "Das Bildungshaus ist nicht gestorben, auch wenn sich vor Weihnachten nicht viel getan hat."

Und wie will die Stadt verhindern, dass mal wieder ein Brett vom Dach stürzt oder andere Dinge passieren, die dem baulichen Zustand des Hauses geschuldet sind? "Wir schauen regelmäßig nach, und der Hausmeister ist zur Kontrolle auch täglich vor Ort", sagt Ullrich Pfuhlmann. Aber ein Restrisiko bleibe immer. "Deshalb haben wir seit Jahr und Tag darauf gedrängt, das Haus zu sanieren."