Was die Lebenshilfe Coburg stark macht

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Sarah Leonhardt flüstert den Mitarbeitern der Lebenshilfe bei dem Spiel "Ruck-Zuck" die Begriffe ins Ohr. Foto: Daniela Pondelicek
Sarah Leonhardt flüstert den Mitarbeitern der Lebenshilfe bei dem Spiel "Ruck-Zuck" die Begriffe ins Ohr. Foto: Daniela Pondelicek
Annika Greiner (Mitte) malt zusammen mit Sandy und Isabella am Kreativtisch. Foto: Daniela Pondelicek
Annika Greiner (Mitte) malt zusammen mit Sandy und Isabella am Kreativtisch. Foto: Daniela Pondelicek
 

Beim Familienfest in Rödental präsentierte die Lebenshilfe Coburg, was sie Menschen mit Behinderung bereits anbieten kann, und was sie noch alles vorhat.

Einen Stadtbummel machen, sich im Kino einen Film anschauen oder ein paar Bahnen im Freibad schwimmen: Freizeitaktivitäten, die für viele selbstverständlich sind, sind für pflegende Angehörige von Menschen mit Behinderung oft ein unerreichbarer Luxus. Deshalb gibt es bei der Lebenshilfe die "Zeitspender". Sie nehmen den Angehörigen für einen Abend die Pflege ab, damit sie gemeinsam das unternehmen können, was im Alltag sonst keinen Platz findet.

Dieses Projekt ist nur eines der vielen Angebote der Lebenshilfe Coburg, die auf ihrem fünften Familienfest präsentiert worden sind.

Dabei hatten sich die Mitarbeiter etwas Besonderes überlegt, um den Besuchern des Familienfestes ihre Angebote vorzustellen: Bei einer Runde "RuckZuck" erklärten sie sich gegenseitig gezeigte Begriffe und zeigten so auch die verschiedenen Facetten ihrer Projekte. Dabei veranschaulichten sie auch, wie ihr langfristiges Ziel, die Inklusion, aussehen soll. Vom barrierefreien Bahnhof über leicht verständliche Briefe von Behörden bis hin zu Bereichen wie Schule oder Ausbildung soll gelten: "Es ist normal, verschieden zu sein."

Neben der Information stand allerdings noch etwas Anderes im Vordergrund. "Auf unserem Familienfest wollen wir Jung und Alt einladen, zusammen zu feiern", erklärte Sebastian Schelhorn, der für die Angebote der Lebenshilfe zuständig ist. So wolle man die Besucher für das Thema sensibilisieren. "Dadurch zeigen wir, dass Menschen mit Behinderung einen Platz inmitten der Gesellschaft haben können", sagte er. Das sei schließlich auch das Ziel der Projekte, die in nächster Zeit geplant seien. "Wir möchten individuelle Wohnangebote schaffen, bei denen Menschen mit Behinderung gemeinsam leben können", erzählte er. Dabei bildeten sie eine Wohngemeinschaft, die nur noch ambulant begleitet werde.


Nicht ins Heim

"Damit sorgen wir dafür, dass diese Menschen nicht in ein Heim müssen", erklärt Sebastian Schelhorn. Denn das sei früher gang und gäbe gewesen. "Dort wurden sie oftmals auch in Strukturen gepresst, die nicht zu ihnen gepasst haben", bedauerte er. In den Wohngemeinschaften könnten auch Menschen mit Behinderung so leben, wie sie wollen. "Wir haben auch schon ein Haus in Neustadt gefunden, wo sechs Menschen mit Behinderung gemeinsam leben könnten", sagte er. Doch noch fehlten die finanziellen Mittel, damit das realisiert werden könne. "Wir sind für jede Spende dankbar, die uns der Umsetzung dieses Wohnprojektes näherbringt", sagte er.
Vorsitzender Lothar Vonderlind möchte sogar noch weiter gehen. "In einem weiteren Wohnprojekt sollen Menschen, die stärker beeinträchtigt sind, zusammen mit Menschen ohne Behinderung leben", kündigte er an. Das solle sich grundlegend von einem Wohnheim unterscheiden. "Es soll nicht als Pflegeeinrichtung gesehen werden, sondern ein Haus sein wie jedes andere auch", erklärte er. Auch der Umgang zwischen den Menschen soll anders sein als in einem Wohnheim. "Dort leben meist so viele Menschen mit Behinderung, dass die Betreuer sich nicht so viel Zeit für den einzelnen Bewohner nehmen können - dann wird die Behandlung der Menschen mit Behinderung leicht lieblos", erzählte er.

Aus solchen Beobachtungen heraus sei die Lebenshilfe entstanden. "Viele von uns hatten in ihrem nächsten familiären Umfeld einen Menschen mit Behinderung oder waren vorher in der Behindertenarbeit tätig", sagt er. Deshalb könne die Arbeit der Lebenshilfe genau da ansetzen, wo sie am meisten gebraucht werde. "Durch unsere Erfahrungen wissen wir genau, welche Lücken es in der Betreuung gibt und welchen Bedarf an Angeboten es gibt", sagte er.

Aber nicht nur finanziell kann die Lebenshilfe Unterstützung gebrauchen: Als ehrenamtliche Helfer könnte man sich bei den "Zeitstiftern" einbringen. Seit zwei Jahren gibt es auch die Möglichkeit, ein freiwilliges soziales Jahr bei der Lebenshilfe zu machen. Dafür hat sich Annika Greiner entschieden. "Ich mache das jetzt seit September, und die Arbeit macht mir richtig Spaß", erzählte sie. Sie helfe den Menschen mit Behinderungen dabei, ihren Alltag zu bewältigen. "Ich gehe mit ihnen zusammen einkaufen oder begleite sie zu Arztterminen - aber wir waren auch zusammen auf einer Freizeit in Pressig, da war es richtig schön", erzählte sie.

Rödentals Bürgermeister Marco Steiner (FW) lobt die Arbeit der Lebenshilfe: "Ich finde es beeindruckend, was bisher auf die Beine gestellt worden ist." Auch die Präsentation der Angebote habe ihm gefallen. "Ich hoffe, dass die Projekte gut vorangehen", sagte er.


Die Lebenshilfe Coburg

Anfänge Im Jahr 2010 wurde die Lebenshilfe Coburg gegründet. Neben Wohnangeboten für Menschen mit Behinderung hilft die Lebenshilfe Angehörigen bei der Pflege und bietet den Beratungsdienst für Inklusion an.
Spenden Wer die Lebenshilfe Coburg mit einer Spende unterstützen will, kann seine Spende auf folgende Konten überweisen:
Sparkasse Coburg-Lichtenfels
IBAN: DE03 7835 0000 0040 2611 25
BIC: BYLADEM1COB
oder
VR Bank Coburg e. G.
IBAN: DE407836 0000 0000 9299 13
BIC: GENODEF1COS