Wenn es darum geht, in Zukunft genügend Aktive zur Verfügung zu haben, wollen die Coburger Feuerwehren schon im Kindes- und Jugendalter ansetzen.
Der funkelnagelneue Anhänger zum Einsatz bei der Brandschutzerziehung und den Kinderfeuerwehren draußen vor der TSV-Halle stand beispielhaft für das, was die 99 Feuerwehren im Landkreis Coburg auch in Zukunft beschäftigen wird: die Suche nach Nachwuchs. Kreisbrandrat Manfred Lorenz (Rossach) rief deshalb bei der Frühjahrskommandantentagung am Samstag dazu auf, bei der Öffentlichkeitsarbeit nicht nachzulassen: "Wenn wir nichts mehr machen, wir die Kurve steiler und unaufhörlich nach unten."
Dabei sieht die Kurve für die Zahl der Aktiven in den Feuerwehren gar nicht einmal so schlecht aus. So wurde der dramatische Einbruch zwischen den Jahren 20009 (3235 Aktive) und 2012 (2941) in der Folgezeit gebremst, seitdem pendelt die Zahl der Aktiven in leichten Auf- und Abbewegungen dahin. 2878 Einsatzkräfte waren es im vergangenen Jahr, ein Minus von 15 im Vergleich zum Vorjahr. Und es gibt sogar Entwicklungen, die Hoffnung machen, wie aus der gemeinsam von Manfred Lorenz und seinem Stellvertreter, Stefan Püls, vorgetragenen Statistik ersichtlich wurde. "Unheimlich stolz", sagte Kreisbrandinspektor Püls, könne man auf den Anstieg bei den Feuerwehr-Frauen von 243 (im Jahr 2014) auf 280 im vergangenen Jahr sein. Püls führte den Aufwärtstrend auf die Werbeaktion von Manfred Lorenz zurück, der vor vier Jahren als Fensterputzer bei Feuerwehrfrauen Punkte sammelte. Die Aktion, scherzte Püls, schreie ja fast nach einer Fortsetzung.
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Als "wichtigste Säulen" für die Zukunft der Feuerwehren bezeichnete der Kreisbrandrat die Arbeit mit Kindern (231 sind in 19 Kinderfeuerwehren gemeldet) und Jugendlichen (412 Feuerwehranwärter in 74 Gruppen). Gerade die Kinderfeuerwehren seien ein Beispiel dafür, dass Engagement schnell Erfolge bringen könnte. Ein Rezept, mit welchem Personal die kleinsten Mitglieder der Feuerwehren am besten betreut sind, gebe es nicht, betonte der Kreisbrandrat. Aber eines könne man jetzt nach ein paar Jahren Erfahrung sagen: "Man muss kein ausgebildeter Feuerwehrmann oder eine ausgebildete Erzieherin dafür sein."
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Eher nachdenklich stimmte die Feuerwehrführungskräfte eine andere Statistik: die der Zahl der Einsätze. 259 Brände gab es im vergangenen Jahr im Coburger Land, 84 mehr als im Jahr 2017. Vielleicht müsse man sich künftig noch ein bisschen mehr in der Brandschutzaufklärung engagieren, schloss Manfred Lorenz aus dieser Entwicklung. Auch die Zahl der Einsätze insgesamt ist gestiegen - auf das Zehn-Jahres-Hoch von 1550. Stefan Püls erläuterte, dass da auch die Einsätze der "First Responder" im Rettungsdienst mit hineingerechnet werden. Dennoch betonte Manfred Lorenz, dass sich die Feuerwehren künftig noch mehr auf ihr "Kerngeschäft" konzentrieren müssen - alleine schon deshalb, um weiterhin Verständnis der Arbeitgeber für Abwesenheit ihrer Mitarbeiter bei Einsätzen zu bekommen. Ein bisschen sei die Misere mit den zusätzlichen Aufgaben von der Ölspur bis zur Katzenrettung allerdings auch hausgemacht, räumte der Kreisbrandrat ein: "Wir haben schließlich jahrelang damit geworben, dass wir Mädchen für alles sind."
Als Stellvertreter des Landrates zeigte sich Christian Gunsenheimer (Freie Wähler) überzeugt: "Von den Fakten her spricht alles dafür, in der Feuerwehr Dienst zu tun." Doch nur diese Erkenntnis der Vernunft reiche heute - wo die Jugend mehr Freizeitangebote habe und mobiler sei - eben nicht mehr aus. Gunsenheimer riet den Kommandanten, immer wieder mit den Menschen zu reden und dabei mit Emotion und Leidenschaft für den ehrenamtlichen Dienst bei der Feuerwehr zu werben. Das sei es, was bei der Öffentlichkeit ankomme. Zudem riet der Stellvertreter des Landrates, vermehrt auch Frauen in Führungspositionen zu nehmen.