Storchen-Experte Hans-Peter Schönecker rechnet damit, dass Anfang Mai der Nachwuchs schlüpft. Die Kälte und der Wind aus der vergangenen Woche dürften sich seiner Einschätzung nach nicht negativ auf die Brut auswirken.
Es waren kalte und stürmische Tage, Anfang April im Coburger Land. Ausgerechnet heuer, wo schon früh die begehrten Storchen-Nistplätze belegt waren und die ersten Paare schon mit der Brut begonnen hatten. Ist gar die Storchenpopulation durch die Wetter-Kapriolen gefährdet? Hans-Peter Schönecker, der ehrenamtliche Storchen-Experte beim Coburger Kreisverband im Landesbund für Vogelschutz (LBV), gibt Entwarnung: "Auf keinen Fall. Die Vögel können mit dieser Witterung umgehen, sie sind so etwas gewohnt."
Auch die Tatsache, dass die vielen Storchen-Fans im Coburger Land zuletzt immer wieder vermeintlich leere Horste gesehen haben, bringt Schönecker nicht aus der Ruhe. Die Horste sind nämlich gar nicht leer. Gerade, wenn es windig ist, ducken sich die brütenden Vögel in die Kuhle ihres Nestes und sind dann von unten kaum mehr zu sehen. "Dass dort ein Vogel sitzt", berichtet Schönecker mit langjähriger Erfahrung, "erkennt man erst nach einiger Zeit." Dann nämlich, wenn der Vogel ausnahmsweise mal den Kopf hebt oder kurz am Horst herumzupft.
Erst in der vergangenen Woche war Hans-Peter Schönecker wieder mit seiner leistungsstarken Fotoausrüstung durch das Coburger Land unterwegs und hat den einzelnen Storchen-Nestern einen Besuch abgestattet. Er schätzt, dass inzwischen schon vier Paare mit der Brut begonnen haben: in Meschenbach, Rossach, Kaltenbrunn und Bad Rodach. Drei bis sieben Eier sind für ein Storchenpaar normal, 32 Tage braucht der Nachwuchs, bis er schlüpft. Das heißt, da freut sich der LBV-Storchenexperte schon jetzt: "Spätestens am Muttertag werden wir wissen, wie es beim Nachwuchs ausschaut."
Er braucht ein bisschen Platz Selbst die Fachleute des LBV hat die Tatsache überrascht, dass die erst vor nicht allzu langer Zeit errichtete Nistplattform auf dem Schlot der Firma Fischer in Rossach schon besetzt ist. Das Storchenpaar, das ursprünglich in Scherneck zu Hause war, ist dorthin gezogen. Mit ein bisschen Abstand eine richtige Entscheidung, schätzt Schönecker. Der ausgediente Rossacher Firmenschlot ist schließlich deutlich höher als der Schernecker Horst und bietet damit eine bessere Rundumsicht. So etwas mag ein Storch. So sehr, dass er umzieht und sich in seiner neuen Heimat an die Familienplanung macht.
Während die Top-Lagen des Coburger Storchen-Wohnungs-Marktes schon vergeben sind, gibt es andernorts noch genug freie Horste. Einige davon, vermutet Hans-Peter Schönecker, können noch mit neuen Bewohnern rechnen - auch die erst vor wenigen Tagen aufgestellte Nisthilfe bei Gemünda. "Da passt eigentlich alles", sagt der LBV-Experte. Damit meint Schönecker nicht nur das breite Nahrungsangebot im Rodach-Grund, sondern auch die Gestaltung der Nisthilfe. Die bietet nämlich genug Platz, damit sich ein Storch direkt neben das Nest stellen. So etwas mögen Störche, weil sie kaum etwas lieber tun, als ein bisschen dem Nest herum zu staksen und dem Partner bei der Brut zu beobachten. Das Nest alleine zu lassen, das geht dagegen gar nicht, erklärt Schönecker: "Allerhöchstens mal fünf Minuten, um auf Futtersuche zu gehen."
Apropos Futter: Die nasskalte Witterung der vergangenen Woche dürfte nicht dazu geführt haben, dass das Nahrungsangebot für die Coburger Störche gefährlich zurück gegangen. Im Gegenteil: Die Nässe in den Itzwiesen dürfte viele Mäuse dazu gebracht haben, ihre Röhren im Wiesengrund zu verlassen und auf höher liegende Feldränder zu flüchten. Dort, wo dann die Störche eigentlich nur noch auf ihr Lebendfutter warten brauchen.
Aktuelle Informationen und ein Coburger "Storchentagebuch" gibt es im Internet auf der Homepage der Coburger Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz unter http://coburg.lbv.de/weissstorch.html