Die Ausbreitung des H5N8-Erregers beschäftigt auch die Landwirte im Coburger Land. Große Betriebe ergreifen schon die ersten Schutzmaßnahmen.
                           
          
           
   
          Manchmal hilft auch Galgenhumor. Hans Rebelein, Geschäftsführer des Kreisverbandes Coburg im Bayerischen Bauernverband, ist sowieso machtlos, wenn angesichts der sich ausbreitenden Vogelgrippe eine Stallpflicht für Geflügel erlassen werden sollte. "Dann werden heuer wohl viele Weihnachtsgänse vorzeitig geschlachtet", vermutet Rebelein - alleine schon deshalb, weil viele kleine Betriebe gar keinen Stall zur Verfügung haben, um ihr Federvieh unterzubringen. Da hieße es dann: Schlachten, auch wenn noch nicht Weihnachten ist.
Das Gut Merkendorf der Familie Porzelt im Itzgrund ist so ein kleiner Betrieb mit ein paar Dutzend Hühnern und Gänsen - "zur Selbstversorgung", wie Horst Porzelt erklärt. Immerhin hat er einen Stall zur Verfügung, in den er seinen Geflügelbestand unterbringen könnte. Das machen sie auf dem Gut Merkendorf ohnehin oft genug, erklärt Horst Porzelt: Im Winter und bei sehr schlechter Witterung bleiben die Hühner und Gänse sowieso im Stall. 
Deshalb ist der Betriebsleiter relativ gelassen: "Wir werden die Sache schon überstehen." Aber nicht auf die leichte Schultern nehmen, versichert Juniorchef Hannes Porzelt. Denn: "Als Vollerwerbsbetrieb können wir es uns gar nicht erlauben, gegen eine Vorschrift wie etwa die Stallpflicht zu verstoßen." Dies würde sich schließlich sofort negativ auf die Auszahlung von landwirtschaftlichen Fördermitteln auswirken. 
  
  Nur wenige große Betriebe
 
Das Coburger Land ist keine Region, deren Landwirte angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe jetzt die große Hektik überkommt. "Wir haben ja nicht so viele große Geflügelbetriebe mit Freilandhaltung", erklärt BBV-Geschäftsführer Rebelein. Höchstens einmal eine Hand voll gebe es in der Region.
Aber die machen sich Sorgen. Detlef Hess zum Beispiel, der auf seinem Hessenhof in Großwalbur 37 000 Hühner auch in Freilandhaltung stehen hat, verfolgt die Nachrichten mit zunehmender Sorge. "Ein EU-Land nach dem anderen", berichtet Hess, "meldet Vogelgrippe-Fälle." Da mache man sich schon riesige Sorgen in der Branche. 
Obwohl derzeit für das Coburger Land noch keine Sonderregelungen gelten, wird Hess nach eigenen Angaben wohl noch in dieser Woche reagieren und seine Hühner nicht mehr ins ungeschützte Freie lassen. Bei seinem Betrieb geht das, ohne die Vorschriften für die Freilandhaltung zu verletzen. Auf dem Hessenhof gibt es nämlich die Möglichkeit, die Hühner in sogenannte "Wintergärten" zu lassen. Dabei handelt es sich um einen Schlechtwetterauslauf, in dem sich die Hühner auch von oben geschützt im Freien aufhalten können. Dieser gilt in der Branche nicht nur als sehr artgerecht, sondern ist auch in Zeiten von Krankheitsepidemien überaus praktisch. 
Durch die Überdachung sind die Hessen-Hühner aber zumindest davor geschützt, in Kontakt mit Wildvögeln zu kommen. Und Wildvögel gelten als Hauptüberträger des Vogelgrippe-Virus. Mit 37 000 Tieren ist der Hessenhof einer der größten Betriebe mit Freilandhaltung im gesamten Freistaat Bayern. Kein Wunder, dass Detlef Hess gar nicht daran denken will, was passieren würde, sollte sich die Vogelgrippe auch bis ins Coburger Land ausbreiten.
  
  Veterinär ist vorbereitet
 
Klar, dass man sich deshalb auch im Veterinäramt am Coburger Landratsamt schon Gedanken gemacht hat. Marie-Anne Lehmann, Fachbereichsleiterin für Veterinärwesen, hat eine eindringliche Botschaft für lokale Geflügelhalter: "Das Veterinäramt rät den Geflügelhaltern dringend zur Einhaltung der bekannten Biosicherheitsmaßnahmen." Sollte es einen Fall von Vogelgrippe geben, ist man - versichert Lehmann - im Veterinäramt gerüstet: "Dann werden wir umgehend entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen veranlassen."