So wird Schloss Callenberg beim Festival "Klanggrenzen" zur Kulisse für ein Wandel-Konzert.
Dieser Abend erzählt die Geschichte einer hochwohlgeborenen, einer herzoglich-königlichen Liebe. Er erzählt sie an authentischem Ort und auf ungewöhnliche Weise. Denn der zweite Abend des erstmals in
Coburg ausgerichteten Kammermusikfestivals "Klanggrenzen" macht Schloss Callenberg zur Kulisse eines Wandel-Konzerts mit schauspielerischem Kontrapunkt.
Queen Victoria und Prinz Albert
Die beiden Protagonisten warten als Büsten stumm und stoisch im Eingangsbereich: Queen Victoria und Prinz Albert - in jungen Jahren und in unverkennbar idealisierendem Gestus geformt. Zwei Mimen schlüpfen in die Rollen von Victoria und Albert: Corinna Mühle und Frederik Leberle. In witzig pointierten Dialogen geben sie spielend Einblick in die Begegnung und das gewiss nicht konfliktfreie Zusammenleben dieses ungewöhnlichen Paares.
Vier Stationen
Vier klug ausgewählte Stationen in den historischen Mauern von Schloss Callenberg hält dieses Wandelkonzert bereit. Zwischen Beletage und Rotem Salon, zwischen Schloss-Kapelle und Rosengarten erlebt das zahlreiche Publikum Szenen einer ganz besonderen Ehe. Hier der arme Prinz aus dem unbedeutenden Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dort die gekrönte Regentin einer Weltmacht. Corinna Mühle und Frederik Leberle führen sehr lebendig und anschaulich vor, wie dieses Paar miteinander gestritten und doch einen Weg gefunden hat, trotz des Hofzeremoniells einen Hauch von privatem Glück sich zu bewahren.
Musikalisch ist dieser Abend eine ebenso abwechslungsreiche wie beziehungsvolle Auswahl von Werken mit britischem Bezug. Von der Besetzung her ist das Programm ein spannendes Crescendo - vom Solo zum Quartett, von Henry Purcells "Prelude für solo violin" bis zum D-Dur-Streichquartett aus Opus 44 von Felix Mendelssohn Bartholdy, der einst gemeinsam mit Victoria und Albert Hausmusik spielte.
Dazwischen erklingt Johan Halvorsens Passacaglia für Violine und Viola über eine Thema des zum Briten gewordenen Sachsen Georg Friedrich Händel und das melodienreiche Terzetto für zwei Violinen und Viola Opus 74 von Antonin Dvorák.
Speziell für dieses Wandel-Konzert haben die beiden Streicher des Aramis-Trios, das dieses Festival ausrichtet, gemeinsam mit zwei Streichern des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg ein Festival-Quartett formiert. In wechselnder Besetzung vom Duo bis zum Quartett beeindrucken Martin Emmerich (Violine) und Heiner Reich (Violoncello) mit Alejandra Navarro (Violine) und Andreas Hilf (Viola) die Zuhörer mit ihrer Stilsicherheit und ihrem lebendig dialogisierendem Zusammenspiel.
Besonders stimmungsvoll gerät der Schluss als Open-Air-Konzert im Rosengarten des Schlosses. Während am Horizont der Mond groß und hell über Callenberg aufsteigt, spielt das Festival-Quartett das D-Dur-Quartett Mendelssohns mit Schwung und präziser Leichtigkeit, feurig und mit zarter Poesie und beschwört dabei einen Hauch von Sommernachtstraum-Zauber.
Konzertkalender "Klanggrenzen 2016"
Dienstag, 19. Juli "Kontraste?!: Musik und Lesung" - Werke von Schubert und Mahler für Gesang und Klaviertrio (19.30 Uhr, Pfarrzentrum St. Augustin)
Mittwoch, 20. Juli "Crossover" - Arrangements aus Pop, Jazz, Chanson und Volksmusik für Blechbläserquintett (20 Uhr, "Leise am Markt")
Infos und Kartenbestellung unter
www.klanggrenzen.de und in der Buchhandlung Riemann.
Aus der Geschichte von Schloss Callenberg
1122 Urkundlich erwähnt wird der Name "Thiemo de Chalwinberch" im Jahr 1122. 1313 erwarb der Ritter Hermann Hunt (Hund) von Sternberg die "Burg Callenberg" von Graf Berthold VII. von Henneberg und behielt sie als Lehen.
1588 Nach dem Tod des letzten Sternberger Lehnsmann 1588 ging das Anwesen als offenes Lehen an Herzog Johann Casimir von Sachsen Coburg. Bis 1825 waren das Kammergut und Schloss Callenberg im Besitz der Herzöge von Sachsen-Meiningen.
1831 war der Neubau des oberen Schlosses, wohl nach Plänen von Carl Alexander von Heideloff, abgeschlossen. In den Jahren 1856/57 wurde die untere Schlossanlage unter Herzog Ernst II. im Stil der Neugotik umgestaltet. Bis 1945 war das Schloss Sommerresidenz der Coburger Herzöge.
1945 Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten US-amerikanische Streitkräfte das Schloss, nachfolgend wurde es vermietet und von einem Theaterensemble sowie als Altenheim genutzt. 1957 zog die Frauenfachschule der Mathilde-Zimmer-Stiftung in das Gebäude. 1972 veräußerte die herzogliche Familie das Anwesen. 1982 gelang es Prinz Andreas durch die Herzogliche Familienstiftung, das Schloss zurückzuerwerben. Während der folgenden fünfzehn Jahre restaurierte und sanierte die Familie mit Hilfe der öffentlichen Hand das gesamte Schlossgebäude.
1997 Callenberg öffnete erstmals seine Pforten für die Öffentlichkeit mit einem Teil der Bayerischen Landesausstellung, die unter dem Titel Ein Herzogtum und viele Kronen in Coburg stattfand. Seit 1998 ist es dauerhaft zu besichtigen und beherbergt als kostbare Ausstattung der historischen Wohnräume den Herzoglichen Kunstbesitz Sachsen-Coburg und Gotha.