Wie das Publikum in der Coburger Reithalle den Liederabend "Heilige, Heuchler und Huren" erlebt.
                           
          
           
   
          Ungewöhnliche Protagonisten versammelte das Programm eines ungewöhnlichen Konzerts in der Coburger Reithalle. "Heilige, Heuchler und Huren" lautete das Motto beim zweiten Liederabend dieser Saison. 
       
Musikalisches Multitalent
Dahinter verbarg sich eine Huldigung an Kurt Weill, kombiniert mit Chansons und Liedern eines in Coburg lebenden Künstlers: Paul Willot-Förster.
Paul Willot-Förster ist ein musikalisches Multitalent. Am Landestheater Coburg ist er als Solorepetitior verpflichtet und tritt am Dirigentenpult hervor. Doch zugleich ist er Komponist und Klavierbegleiter in eigener Sache, wie der Abend in der Reithalle eindringlich bewies.
Lieder von Kurt Weill
Kurt Weills ausgewählte Lieder zeigten den stilistisch vielseitigen Komponisten als Musiker mit feinem Gespür für raffiniert einprägsame Melodien und wirkungsvoll platzierte Effekte. Die Sopranistin Rannveig Kárádottir, von Paul Willot-Förster jederzeit souverän am Flügel begleitet, bewies als Weill-Interpretin ausgeprägtes Stilgefühl und verwandelte die Songs in anschauliche Szenen. Weills "Surabaya-Johnny" auf einen Text Bert Brechts wurde regelrecht zur zynischen Hymne auf menschliche Niedertracht.
Ringelnatz-Verse
Einen Gedankenverwandten nennt Paul Willot-Förster den Autor Joachim Ringelnatz, dem er in der Reithalle die Uraufführung einiger eigener Lieder widmete. Willot-Förster vertonte die ausgewählten Ringelnatz-Verse mit ausgeprägtem Sinn für Zwischentöne. Virtuos beherrscht Willot-Förster der Spiel mit wechselnden Stilen und wechselndem musikalischen Tonfall.
Textbezogene Gestaltung
Die Sopranistin Francesca Paratore, die Mezzosopranistin Kora Pavelic und der Bariton Martin Trepl beeindruckten in Willot-Försters Liedern mit großer Intensität des Vortrags und stets genau textbezogener Gestaltung - auch in einigen Chansons, die nach Texten von François Villon anstanden.
Intensiv geriet zudem der musikalische Dialog mit Paul Willot-Förster am Klavier sowie Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters unter der jederzeit umsichtigen Leitung von Roland Fister.