Quer durch den Landkreis haben die Bauarbeiten begonnen. Auf der "Hohen Schwenge" steht der höchste Mast.
Treffpunkt Mast 114. Droben auf der "Hohen Schwenge" hat Tennet mit dem höchsten Bauwerk für die 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung durch das Coburger Land begonnen. Rund 80 Meter hoch wird der Mast, erklärt Markus Lieberknecht, der Pressesprecher des Netzbetreibers.
So umstritten die Leitung zwischen Altenfeld und Redwitz im Coburger Land war - für ein Unternehmen wie Tennet ist sie nur "ein kleines Projekt". Das sagt Geschäftsführer Lex Hartmann, der aber im gleichen Atemzug auch darauf hinweist, dass der Lückenschluss zwischen Altenfeld und Redwitz "besonders wichtig" ist. Die Argumente dafür wurden freilich schon x-mal ausgetauscht: der Energietransport von Nord nach Süd, die noch für heuer geplante Stilllegung des Grafenrheinfelder Kernkraftwerkes, die Versorgungssicherheit. Ein Mann wie Lex Hartmann ist auf die Fragen danach perfekt vorbereitet.
Deshalb betont er auch ausdrücklich, dass es für sein Unternehmen "sehr wichtig" sei, die Wünsche der Menschen vor Ort bei der Verwirklichung der Trasse zu verwirklichen. Wobei am Ende, "natürlich" (Hartmann), auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spiele.
Der Tennet-Geschäftsführer räumt aber auch ein, dass sein Unternehmen die Strecke durch das Coburger Land "schnellstmöglich" bauen müsse, um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erfüllen. Dazu gehört für Hartmann übrigens auch die nicht minder umstrittene "Südlink"-Gleichstromtrasse, die durch das östliche Oberfranken führen soll. "Sonst erreichen wir in Deutschland nie die Vorgabe, in 20 Jahren 55 bis 60 der Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen."
Ein bisschen gepokert Für einen Mann in der Position von Lex Hartmann spielt die 380-kV-Leitung zwischen der Landesgrenze und
Redwitz mit ihren Baukosten von rund 48 Millionen Euro dabei sogar nur in der zweiten Liga. Wenn der Tennet-Geschäftsführer nämlich einen Vergleich zwischen der HGÜ-Gleichstromtrasse und der 380-kV-Trasse zieht, dann nimmt er dafür Autobahnen und Bundesstraßen her. Und durch den Landkreis, da baue Tennet nun eben eine Bundesstraße.
Nichtsdestotrotz sind die Zahlen der Trasse gewaltig: Zwischen 52 und 82 Meter hoch werden die Masten zwischen Rödental und Weidhausen. Dass Tennet nahezu unmittelbar nach dem Planfeststellungsbeschluss mit den Bauarbeiten begonnen hat, war auch ein bisschen gepokert, wie Pressesprecher Markus Lieberknecht andeutet: "Wir standen schon mit den Baufirmen in Kontakt." Nur deshalb sei es möglich gewesen, so schnell zu beginnen.
Nichtsdestotrotz: "Die Zeit ist knapp", sagt Matthias Ellner, der Bauprojektleiter für die drei Abschnitte im Coburger Land.
Der Techniker mit Sitz in Bamberg ist sichtlich froh, dass selbst auf der "Hohen Schwenge" derzeit die Witterungsbedingungen so sind, dass die Fundamente gelegt werden können. Aber Ellner scheint dem spätwinterlichen Frieden im Coburger Land noch nicht so recht zu trauen: "Kapriolen sollte das Wetter nicht schlagen, wenn wir noch heuer fertig werden wollen."
Im Zickzack wird es schwierig So ein Strommast, das ist aber auch ein ganz schöner Brocken. Bis zu 500 Kubikmeter Beton liegen im Fundament der Stahlmasten, auf die - wenn denn auch die Leitungen gezogen sind - gewaltige Kräfte einwirken. "Dort, wo wir die 110-Kilovolt-Leitung mit aufnehmen, hängen 30 Kabel mit je zwei 32 Millimeter Durchmesser", erklärt Matthias Ellner. Technisch schwierig ist der XXL-Mast auf der "Hohen Schwenge" allerdings nicht. Insbesondere im Abschnitt rund um Weidhausen, wo die Leitungen von Mast zu Mast regelrecht im Zickzack verlaufen, seien die technischen Herausforderungen höher, sagt der Bauprojektleiter.