Wer macht in diesem Jahr das Rennen um die begehrten Bären? Die deutschen Beitrge schlagen sich bei der 65. Auflage der Berlinale im internationalen Vergleich immerhin achtbar.
400 Filme, knapp 1000 Vorstellungen, neun Tage volles Programm - die 65. Internationalen Filmfestspiele gehen heute Abend mit der Preisverleihung im 1800 Personen fassenden Berlinale-Palast am Potsdamer Platz zu Ende. Einen klaren Favoriten auf den Hauptpreis - den Goldenen Bären für den besten Film - gibt es dabei nicht. Zu durchschnittlich präsentierte sich der Berlinale-Jahrgang 2015.
Immer wieder genannt wird ein Film, der zu Beginn des Festivals fast ein bisschen unterging: "45 Years". Während die Auftritte von Juliette Binoche ("Nobody wants the Night") und Nicole Kidman ("Queen of the dessert") geradezu hysterisch gefeiert wurden, brillierten Charlotte Rampling und Tim Courtenay in diesem stillen Beziehungsdrama - einem Film, der mit ein bisschen Abstand betrachtet viel besser war als er im Wirbel des Festivalauftakts gemacht wurde.
Terrence Mallick enttäuscht Aber
natürlich spielen bei so einem Festival und seiner, was immer betont wird, unabhängigen Jury auch vermeintlich politische Aspekte eine Rolle. Wird auf gesamtgesellschaftliche Aspekte Wert gelegt, dann könnte am Ende auch ein Exot (immer gerne gesehen!) wie "Ixcanul" aus Guatemala mit Laiendarstellern (kommt auch immer gut) vorne landen. Oder vielleicht der russische Wettbewerbsbeitrag "Under electric clouds", in dem Alexey German seine Heimat nicht immer gut aussehen lässt. Da würde eine Auszeichnung gut in die weltpolitische Landschaft passen.
Mit dem Teufel müsste es dagegen zugehen, wenn einer der beiden Regie-Altmeister den großen Preis mit nach Hause nehmen sollte: Terrence Malicks "Knight of cups" mit dem sinnfrei vor sich hinschwafelnden Christian Bale ("Batman") war zweifelsfrei die größte Enttäuschung der gesamten Berlinale.
Beim einstigen Kultstar Peter Greenaway ("Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber") und seinem peinlich-ordinären Wettbewerbsbeitrag "Eisenstein in Guanajuato" blieb hingegen in diesem Jahr eigentlich nur eine Erkenntnis: Es hat schon seinen Grund, warum Greenaways Filme seit gut anderthalb Jahrzehnten nahezu ausschließlich bei irgendwelchen Filmfestivals zu sehen sind - vom Publikum für seine grotesken Arbeiten auch noch Geld zu verlangen, wäre wirklich eine Zumutung.
Außenseiter-Chancen? Bleibt der Blick auf den deutschen Film: Andreas Dresens erfreulich ungekünsteltes Nach-Wende-Jugenddrama "Als wir träumten" und Sebastian Schippers 140 Minuten langer Parforceritt mit "Victoria" durch Berlin gehörten auf jeden Fall zum besseren Drittel der insgesamt 19 Wettbewerbsfilme - ein Goldener Bär wäre aber schon eine faustdicke Überraschung.
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Voller Überraschungen Die traurigen Regieleistungen der alten Herren, neue Länder auf der Kino-Landkarte und mit "The pearl button" aus Chile sogar eine wirklich sehenswerte Dokumentation im Wettbewerb - so schlecht war sie eigentlich gar nicht, diese 65. Berlinale. Ihr Problem war eben nur, dass gerade die publikumsträchtigen großen Produktionen mit Staraufgebot weit, weit hinter den Erwartungen zurück blieben.
So etwas legt immer einen lähmenden Schleier über ein Festival. Aber so ist es halt, das Kino: Immer wieder für Überraschungen gut. Und das ist doch gut so.