Sympathieträger Tobias Varvne spricht vor dem letzten Saisonspiel des HSC über sein erstes Jahr in Coburg, seinen Sommerurlaub und die anstehende Fußball-WM
Nach kräftezehrenden 38 Spieltagen dürfen die Coburger Handballprofis in der nächsten Woche endlich in ihren hart verdienten Sommerurlaub. Obwohl HSC-Mittelmann Tobias Varvne, der sich in seiner ersten Saison in Coburg sofort zu einer Stütze der Mannschaft entwickelte, die Sonne und den Strand liebt (siehe Infokasten), zieht es ihn nicht in den Süden, sondern für vier Wochen in seinen schwedischen Geburtsort Lindesberg. Dort lernte er das Handballspielen und schaffte mit seinem Heimatklub den direkten Sprung von der dritten in die erste nationale Liga.
Die rund 16-stündige Autofahrt in den hohen Norden muss Varvne in den nächsten Tagen nicht alleine antreten. Mit dabei ist Landsmann und Kumpel Markus Hagelin, der ebenfalls Familie und Freunde in seiner Heimat in Skövde, rund 200 Kilometer südlich von Lindesberg, besucht. In vier Wochen geht es für die beiden Freunde dann wieder gemeinsam zurück nach Coburg.
Herr Varvne, Sie haben in Ihrer Jugend auch Tennis, Eishockey, Fußball und Golf gespielt. Warum haben Sie sich letztendlich für Handball entschieden?Tobias Varvne: Ich finde es wichtig, in jungen Jahren möglichst viele Sportarten auszuprobieren. Aber Handball war schon immer mein Favorit. Viele Freunde haben es gespielt, auch meine Mutter und Mein Vater, Handball gehört einfach zu unserer Familie dazu. Obwohl ich aus einem recht kleinen Ort mit 9000 Einwohnern komme, hat die Handballmannschaft schon immer recht hochklassig gespielt. Ich habe mit 15 Jahren mein Debüt in der ersten Mannschaft in der dritten Liga gegeben. Dann sind wir zweimal in Folge aufstiegen, heißt, ich habe mit 17 zum ersten Mal in der ersten Liga Schwedens gespielt. Das war schon toll mit dem Heimatverein für viele Jahre auf diesem Niveau zu spielen.
Nachdem Sie 2011 zum Ligarivalen IFK Skövde HK wechselten und dort unter anderem mit Markus Hagelin zusammenspielten, wagten Sie drei Jahre später den Schritt ins Ausland und schlossen sich Bregenz Handball an...Ja, nach acht Jahren war ich etwas gelangweilt von der schwedischen Liga, ich musste einfach etwas Neues ausprobieren. Robert Hedin, der Trainer von Bregenz, auch ein Schwede, hat mich angerufen und ich habe mich für den Wechsel entschieden. Und ich denke, ich habe dann die drei Jahre in Österreich auf einem recht hohen Niveau gespielt.
Wie gut ist die österreichische Liga im Vergleich zur deutschen zweiten Liga?Die zweite deutsche Liga ist schon viel besser. In Österreich gibt es zwei, drei richtig gute Mannschaften, das ist hier in Deutschland anders. Hier musst du immer bei 100 Prozent sein, um Spiele zu gewinnen. Bist du nur bei 80 Prozent, ist es sehr schwierig, Punkte zu holen.
Ein Spieltag vor Saisonende stehen Sie mit dem HSC auf dem vierten Platz. Zufrieden?Mein Ziel war es schon, nächstes Jahr mit Coburg in der ersten Bundesliga zu spielen. Aber in der Hinrunde haben wir viel mit Verletzungen gekämpft und viele Punkte verloren, die nicht eingeplant waren. Wir haben uns fast die gesamte Vorrunde mit Tom Wetzel eingespielt, und der hat sich ja dann kurz vor Saisonstart verletzt. Auch "Kiwi" (
Anm. d. Red.: Romas Kirveliavicius) war die ganze Vorbereitung verletzt. Dann haben wir einfach einige Wochen in der Saison gebraucht, um unser Zusammenspiel zu finden.
War es die vergangenen Wochen manchmal schwierig, sich zu motivieren, wenn man weiß, dass der Aufstieg nicht mehr machbar ist?Ich kann natürlich nur von mir sprechen, aber ich bin ein Typ, der nie ein Spiel verloren gibt und immer gewinnen will. Dafür spiele ich Handball.
Sie haben ja nächstes Jahr noch Vertrag in Coburg. Was sind Ihre Ziele mit dem HSC?Ich glaube, wir werden auch im nächsten Jahr eine gute Mannschaft haben. Wir bekommen viele neue Spieler dazu und ich denke, dass diese gut genug sind, dass wir um die ersten zwei Plätze mitspielen können. Natürlich hoffe ich, dass wir den Aufstieg schaffen und übernächste Saison in der ersten Bundesliga spielen. Aber in erster Linie will ich in einer Mannschaft spielen, in der ich Vertrauen bekomme und viel spielen darf, und das ist in Coburg der Fall.
Der HSC hat vor einigen Monaten sein neues Konzept "Coburger Weg" vorgestellt. Bei diesem ist vorgesehen, dass jede Position mit einem jungen und einem erfahrenen Spieler bekleidet wird. Was halten Sie davon?Ich finde das Konzept gut. Wenn du zwei junge Spieler auf einer Position hast, fehlt der direkte Ansprechpartner, den du fragen kannst, wie man mit dieser oder jener Situation umgeht. So ergeben sich automatisch mehr Fragen, und ist immer gut, wenn man viel miteinander redet.
Coburg wird immer "schwedischer". Zur neuen Saison stößt mit Pontus Zetterman ein weiter Landsmann von Ihnen zum Team dazu. Wie gut kennen Sie ihn bereits?Persönlich kenne ich ihn noch nicht so gut, aber mittlerweile schreibe ich ab und zu mit ihm. Er ist ein guter Spieler, das hat die Auszeichnung zum besten Spieler der zweiten Liga in der vergangenen Saison gezeigt. Ich hoffe, dass er gut in das Team passt. Vielleicht spricht ja die ganze Mannschaft im nächsten Jahr Schwedisch (
lacht), oder wir machen jede Woche einen schwedischen Abend...
Vor einigen Jahren haben Sie zwei A-Länderspiele für Schweden gemacht. Haben Sie das Thema Nationalmannschaft noch im Kopf?Nicht so wirklich, ich konzentriere mich voll auf Coburg. Wenn ich hier sehr gut spiele, habe ich vielleicht noch einmal eine Chance. Dass man nicht unbedingt in der ersten Bundesliga spielen muss, um nominiert zu werden, sieht man an Linus Arnesson, der ja beim Bergischen HC spielt. Aber wie gesagt, ich konzentriere mich in erster Linie auf Coburg.
Vom schwedischen Handballnationalteam zur Fußballnationalmannschaft. Sie haben ja selbst etwas in Ihrer Heimat gekickt, welchen Stellenwert hat der Fußball in Schweden? Fußball ist sehr groß in Schweden, es ist klar die Sportart Nummer 1. Und natürlich kennen und lieben alle Zlatan Ibrahimovic.
Sie auch? Bei der WM wird ja er ja leider nicht dabei sein...Ich bin Schwede, also liebe ich ihn (
lacht). Nein, aber es ist einfach schön, dass Schweden in diesem Jahr dabei ist. Ich liebe es, die Spiele im Sommer gemeinsam mit Freunden draußen in einem Restaurant oder Café anzuschauen.
In drei Wochen trifft Schweden in der Gruppenphase auf Deutschland. Wer gewinnt?Schweden hat vielleicht nicht so gute Spieler, aber spielt sehr gut als Team zusammen. Wir haben Italien in der Quali geschlagen und auch Frankreich zu Hause besiegt. Deutschland ist natürlich großer Favorit, aber ich glaube, Schweden hat eine Chance.
Tobias Varvne: Entweder... oder?
Buch oder TV-Serie?TV-Serie. Zuletzt habe ich "Stranger Things" angesehen.
Fisch oder Fleisch?Schwierig. Ich liebe beides, esse beides ungefähr dreimal die Woche. Aber ich sage Fleisch, ich liebe Hamburger.
Abba oder Jay-Z?Jay-Z. Ich höre viel Hip-Hop, am liebsten Notorious B.I.G.. Dass Abba jetzt wieder neue Songs macht, ist mir eigentlich egal, das ist eher etwas für meine Eltern.
Meer oder Berge?Meer. Ich brauche einfach die Sonne und den Strand.
Facebook oder Instagram?Instagram. Ich habe zwar auch einen Facebook-Account, bin da aber nur selten aktiv.
Großstadt oder Kleinstadt?Kleinstadt. Von den größeren Städten liebe ich Barcelona, auch London ist sehr schön.
Restaurant oder selbst kochen?Restaurant. Wenn ich koche, mache ich mir meistens Spaghetti Bolognese. Markus (Hagelin) und ich kochen manchmal gemeinsam, beziehungsweise ich gehe zu ihm und er kocht für mich. (
lacht). Manchmal machen wir auch was Schwedisches wie Köttbullar. Er ist ein guter Koch.