Im ersten Test nach der Pause zeigten die Coburger vor 1017 Zuschauern ohne Krechel, Kirchner, Billek, Hagelin, Kirveliavicius und Brasseleur eine Energieleistung. der Zweitligist drehte nach einem 10:13-Pausenrückstand auf und bezwangen den enttäuschenden Erstligisten ThSV Eisenach mit 24:23.
Der HSC 2000 Coburg und der ThSV Eisenach schenkten sich am Dienstagabend vor 1017 Zuschauern in der HUK-Arena nichts. Das Vorbereitungsspiel auf die in knapp zwei Wochen beginnende Punktrunde in der 1. und 2. Bundesliga war ein echter Härtetest und endete mit einem überraschenden 24:23 (10:13)-Heimsieg des gastgebenden Außenseiters.
Ohne fünf Spieler
Lag es an der schweren Verletzung, die sich Branimir Koloper Mitte des ersten Durchgangs zuzog oder war es einfach die unerwartete Leistungssteigerung der Vestestädter, dass der Zweitligist am Ende die Nase vorn hatte? Egal. Fakt ist, dass sich die Truppe von Trainer Jan Gorr prima verkaufte und sich den Sieg mit einer zunehmend engagierteren Spielweise vor allem nach dem Wechsel verdiente.
Wenn man berücksichtigt, dass in Reihen der "Schwarz-Gelben" mit Torhüter Oliver Krechel, Linksaußen Sebastian Kirchner, Kreisläufer Markus Hagelin sowie den beiden Rückraumspielern Roman Kirveliavicius und Micke Brasseleur noch fünf Spieler verletzungsbedingt ersetzt werden mussten, ist der Sieg hoch einzustufen.
Verdacht auf Kreuzbandriss
Wie schwer sich der Eisenacher Rückraumspieler tatsächlich verletzte, ist noch unklar. Er schied jedenfalls mit schmerzverzerrtem Gesicht und Verdacht auf Kreuzbandriss im Knie aus. Seine Mitspieler benötigten nach einer ansprechenden Anfangsphase doch einige Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen.
Überbewerten wird den Testspielsieg im HSC-Lager zwar niemand, zumal die Gäste spielerisch auf ganzer Linie enttäuschten und nie den Eindruck einer Erstliga-Mannschaft in der HUK-Arena hinterließen, doch Jan Gorr kann sich gewiss sein, dass sein "zweiter Anzug" nicht der schlechteste ist.
Kulhanek und Wucherpfennig
Vor allem Torhüter Jan Kulhanek, der ansonsten oft im langen Schatten des wegen einer Schulterverletzung geschonten Oliver Krechels steht, und Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig zeigten starke Leistungen und hatten maßgeblichen Anteil an diesem Prestigesieg, der sicher jede Menge Selbstvertrauen für die Punktrunde geben wird. Zum Einsatz kamen mit Lars Fichtner, Nikola Franke (beide auf Linksaußen) und kurz bei einem Siebenmeter auch Torhüter Jonas Faber drei weitere Perspektivspieler.
Bester Werfer in Reihen des HSC war Girts Linienfelds mit fünf Treffer vor Wucherpfennig, der es ebenso wie Dominik Kelm auf vier Einschläge brachte. Ausgerechnet Linienfelds, der letztes Jahr in Eisenach ausgemustert wurde und mit ThSV-Trainer Velimir Petkovic, dessen Miene mit zunehmender Spieldauer bis in die Schlussphase immer finsterer wurde, angeblich überhaupt nicht auf einer Wellenlänge lag.
Kritik an den Schiedsrichtern
Einen schwachen Tag erwischten dagegen die beiden Schiedsrichter aus Erfurt, die an diesem Abend kein Bundesliga-Niveau zeigten, jedoch kein Team dadurch besonders benachteiligten. Coburgs teils sehr engagiert an der Außenlinie gestikulierender Trainer Jan Gorr war aufgrund einiger unverständlicher Entscheidungen der beiden Thüringer phasenweise bereits im Punktspielmodus und strafte der Referees mit lautstarken Beschwerden, Kopfschütteln und immer wieder scharfen, vernichtenden Blicken.
Helmut Schwager, ein erfahrener Coburger Handballer und Stammgast beim HSC, brachte es schmunzelnd in Anspielung auf das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Polen gegen Russland auf den Punkt: "Die pfeifen ja noch schwächer als die beiden Portugiesen".
Ernstfall am 6. Februar
Ernst wird es für die "Gelb-Schwarzen" wieder am Samstag, 6. Februar, um 19 Uhr, wenn der aufstiegsambitionierte Tabellendritte beim Sechstplatzierten SV Henstedt-Ulzburg antritt und dort die nächsten wichtige Punkte für die 1. Liga einfahren soll. Dann sollten auch die gegen Eisenach noch geschonten und als Tribünengäste anwesenden Stammkräfte wieder dabei sein.
Barsties arbeitet am Comeback
Gute Nachrichten gibt es außerdem von Rückraumspieler Philipp Barsties, der weiter mit großen Schritten an seinem Comeback arbeitet. Gut möglich, dass er in der entscheidenden Saisonphase wieder eingreifen kann.
Ob es in diesem Jahr zu einer Neuauflage mit den Eisenachern kommt, ist noch offen. Nur dann, wenn die "Vestestädter" ihr hoch gestecktes Saisonziel erreichen und die abstiegsgefährdeten Wartburgstädter den Klassenerhalt in der stärksten Liga der Welt realisieren.
Die Chancen dafür sind mit dem Rückzug des HSV Hamburg sicher gestiegen, da es nur noch zwei, statt drei sportliche Absteiger aus dem Oberhaus geben wird. Doch ob es tatsächlich zu einer Revanche im Coburger Sporttempel kommt, muss nach dem Auftritt des ThSV am Dienstag bezweifelt werden.
Kastner sah Abstiegskandidaten
Coburgs ehemaliger Bürgermeister und Ex-HSC-Präsident Norbert Kastner war jedenfalls nicht der einzige, der vollkommen enttäuscht von den Thüringern war: "Ein typischer Abstiegskandidat. Die schaffen es nur mit ganz viel Glück".