Ein offener Schlagabtausch bei der VR-Bank

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Auf dem Podium der VR-Bank Coburg (von links): HSC-Manager Wolfgang Heyder, VSG-Teammanager Michael Dehler, Moderator Thomas Apfel und BBC-Manager "Bobby" Fischer. Fotos: Christoph Böger
Auf dem Podium der VR-Bank Coburg (von links): HSC-Manager Wolfgang Heyder, VSG-Teammanager Michael Dehler, Moderator Thomas Apfel und BBC-Manager "Bobby" Fischer. Fotos: Christoph Böger
Interessierte Zuhörer und Diskussionsteilnehmer (von links): Robert Wehrfritz, Jack Hörnlein (beide BBC), Ronny Göhl vom Sportamt, Stefan Apfel (HSC), Senioren-Leichtathlet Hermann Beckering (Spvg Ahorn), dahinter Horst Geuter und Stefan Hinterleitner, ganz vorne Jürgen Teuber und André Dehler (beide VSG).
Interessierte Zuhörer und Diskussionsteilnehmer (von links): Robert Wehrfritz, Jack Hörnlein (beide BBC), Ronny Göhl vom Sportamt, Stefan Apfel (HSC), Senioren-Leichtathlet Hermann Beckering (Spvg Ahorn), dahinter Horst Geuter und Stefan Hinterleitner, ganz vorne Jürgen Teuber und André Dehler (beide VSG).
 
Auch mit von der Partie: Vorne Stephan Horn (Wifög), dahinter die Stadträte Jürgen Oehm, Gerhard Amend und Hans Weberpals sowie Lautertals Bürgermeister Sebastian Straubel (ganz links).
Auch mit von der Partie: Vorne Stephan Horn (Wifög), dahinter die Stadträte Jürgen Oehm, Gerhard Amend und Hans Weberpals sowie Lautertals Bürgermeister Sebastian Straubel (ganz links).
 

Die Funktionäre der VSG, des HSC und des BBC machten Werbung in eigener Sache und diskutierten über Verbesserungsmöglichkeiten. Gerhard Amend brachte mit seiner Kritik an der Verwaltung und dem Sportbeirat "Pfeffer" in die Auseinandersetzung.

Es lief die 66.Spielminute, als der bissige Verteidiger Horst Geuter zu einer völlig unerwarteten Grätsche ansetzte. Er fuhr dem in seiner unnachahmlichen Art und Weise vorpreschenden Mittelstürmer Gerhard Amend in die Parade: "Halt Dich jetzt bloß zurück, sonst gibt's Ärger".

Das kleine, aber feine und vor allem fachkundige Publikum staunte. Manch einer, wie Geu-ters Mitspieler Jürgen Heeb (beide Pro Coburg) hielt zuvor den Ball noch flach, doch als Amend in die Offensive ging, war endlich Stimmung in der Bude. Die "Bude", das war am Dienstagabend nichts anderes als das schmucke Raiffeisen-Forum in der Mohrenstraße.

Die Bänker, allen voran der für seine Sportaffinität bekannte Vorstand Wolfgang Gremmelmaier, hatten zu einem 90minütigen Schlagabtausch geladen.

Mit Michael Dehler von der VSG Coburg/Grub, Wolfgang Heyder vom HSC 2000 Coburg und Manuel Fischer vom BBC Coburg lieferten sich die führenden Köpfe der drei beliebtesten Coburger Sportvereine ein illustres Freundschaftsspiel.

Ohne großes Abtasten verlief bereits die Anfangsphase unter der Regie von Moderator Thomas Apfel abwechslungsreich. Geschickt schoben sich die Macher die Bälle zu, sprachen von einem uneingeschränkten Miteinander. Kein Wunder, denn derzeit läuft es bei Volley-, Hand- und Basketballern nach Plan. Ihre Teams zeigen Topleistungen in ihren Ligen.


Rund 125 000 Zuschauer pro Jahr

Der Lohn: 125000 Zuschauer strömen jedes Jahr in die HUK-Arena. Die Vestestadt darf sich also völlig zu Recht Sportstadt nennen. "Der Leistungssport hat einen hohen Stellenwert für den Standort. Er hat eine große Strahlkraft. Er hilft extrem beim Marketing. Die Stadt kann das gar nicht allein leisten" - typisch Heyder. Der HSC-Manager wurde seinem Ruf als Vollblut-Stürmer von Beginn gerecht.


Stürmer und zwei brave Sechser

Während Dehler ("Man kennt sich schon lange. Wir arbeiten gut zusammen. Hier gibt es keine Ungereimtheiten) und Fischer ("Wir teilen Ressourcen und nutzen in der Arena das Equipment gemeinsam") beim Thema "Konkurrenzdenken" eher als "zwei brave Sechser" agierten und immer wieder erfolgreich Alibipässe produzierten, setzte Heyder mit dem einen oder anderen Solo Überraschungsmomente:


"Sponsorenmarkt ist riesengroß"

"Wir haben alle die gleichen Voraussetzungen. Es gibt rund 40 Firmen mit 500 bis 2000 Mitarbeitern in der Region, die keinerlei Sportsponsoring betreiben. Da gilt es anzusetzen". Und "Bobby" Fischer blies ins gleiche Horn: "Der Markt an Sponsoren in Coburg ist riesengroß. Hier gibt es sehr viel Potenzial."
Das Trio auf dem Podium war sich einig: "Wir müssen gemeinsam marschieren". Das passiere zum Beispiel bereits mit kollektiven Ticket-Aktionen.

War der erste Durchgang noch von einem gewissen Schmusekurs im VR-Forum geprägt - obwohl Fischer davon gar nichts wissen wollte: "Bei uns wird nicht geschmust" - ging es Mitte der zweiten Hälfte zur Sache. Die HUK-Arena erregte einmal mehr die Gemüter.

Als Regisseur Apfel von seinen Mitstreitern wissen wollte, ob die Unterstützung der Stadt Coburg für den Sport ausreichend sei, kam es zwar erst zu einem langweiligen Vorgeplänkel ("Die Halle ist schön, hat sicher Luft nach oben, aber wir fordern nichts"/Fischer. Oder: "Wünsche gibt es immer, aber es wäre vermessen zu Jammern"/Dehler), doch dann nahm die Partie endlich Fahrt auf. Und wieder war es Heyder: "Die Halle hat Schwachstellen. Wir können die nicht totschweigen. Ich wurde ja bereits im August vom Sportamt zurückgepfiffen und als größenwahnsinnig bezeichnet".


Heyder "größenwahnsinnig"?

Die Mankos in der Arena sind hinreichend bekannt: Eine zu billige Lautsprecheranlage, ein unglücklich platzierter VIP-Raum, zu wenig Stauraum in den Katakomben der Arena. Zu wenig Parkplätze vor der Halle. Wolfgang Gremmelmaier vermisst VIP-Logen für Firmen.
Vor allem die fehlenden Lagermöglichkeiten bereiten den Funktionären Kopfzerbrechen. Erst recht, wenn die Volleyballer nächstes Jahr einen separaten Boden für rund 40000 Euro anschaffen müssen. Ähnliches kommt auf die Handballer zu, wenn der HSC in die 1. Liga aufsteigt. LED-Banden könnten nicht einfach zusammengelegt werden. All das braucht Platz, der aber nicht vorhanden sei. Alle waren sich einig, nach konstruktiven Lösungen zu suchen.
Jürgen Heeb, Vorsitzender des Coburger Sportverbands, weiß um die vielen Wünsche und Belange der Vereine, erinnerte aber daran, dass die Halle "damals für sensationell günstiges Geld" gebaut wurde. Das wäre heutzutage gar nicht mehr möglich. In Erlangen entstehe beispielsweise eine vergleichbare Halle für 3500 Zuschauer. Die koste mindestens 21 Millionen Euro. Im Klartext: Viele Wünsche blieben offen. "Am Ende des Tages geht es eben immer ums Geld", so Heeb.


Viererkette mit Gerhard Amend

Spätestens an dieser Stelle fühlte sich der schon einige Minuten ungeduldig auf seinem Sitz zappelnde Stadtrat Gerhard Amend - er bildete mit Parteikollegen Hansi Weberpals (beide CSB), Lautertals Bürgermeister Sebastian Straubel und Stadtrat Jürgen Oehm (beide CSU) in der hintersten Reihe eine schlagkräftige Viererkette - auf den Plan gerufen und lief zur Höchstform auf: Niemand solle trotz der bekannten Probleme über die Halle jammern. Die Vereine seien am Zug, sollten einen Bauantrag für einen Anbau stellen.
Der "umtriebigste" unter den Sportfunktionären sei Heyder, der könne das in die Hand nehmen. Dann würden sich die Fraktionen zusammensetzen. Aber so etwas sollte nicht, wie bereits geschehen, über die Medien laufen, "auch wenn die Verwaltung möglicherweise etwas länger braucht". Bei diesem Satz musste Amend nach eigener Aussage bei seiner Wortfindung länger überlegen.


Harsche Kritik am Sportbeirat

Er offerierte dann allen Beteiligten einen gemeinsamen Gesprächstermin nach der Weihnachtszeit Mitte Januar. Dazu brauche es aber den Finanzbeirat, weil es "der Sportbeirat bisher nicht hinbekommen hat". Was für ein "Volltreffer"!
Stadtratskollege Horst Geuter war bis ins Mark getroffen: "Halt Dich jetzt bloß zurück, sonst gibt's Ärger", rief er plötzlich aus der Tiefe des Raumes. Der Sportbeirat zog mächtig vom Leder, warf Amend lautstark vor, Begehrlichkeiten zu wecken.
Die kurzzeitig vergiftete Atmosphäre hatte plötzlich etwas von einer nichtöffentlichen Stadtratssitzung. Doch die Situation eskalierte nicht. Schließlich stand ja der Fairplay-Gedanke in diesem als freundschaftlicher Vergleich gedachten Meinungsaustausch im Mittelpunkt des Abends.
In einer spannenden Schlussphase drängten schließlich alle Vereinsvertreter noch auf eine Intensivierung der ohnehin schon sehr aufwendigen Jugendarbeit - auch in enger Zusammenarbeit mit den Schulen - ehe Gastgeber Wolfgang Gremmelmaier als ruhender Pol auftrat und von "vielem Guten" sprach, was die Stadt Coburg bisher für den Sport getan hätte. Sport und Politik könnten auch in Zukunft hervorragend voneinander profitieren. Mit den Worten, "da müsse man auch gar nicht gleich oben hinaus sein", pfiff der Bänker schließlich pünktlich ab. Gut so, denn viele wollten noch die Bayern sehen..."