Wie die Theaterserie "Selfies einer Utopie" im ausverkauften Coburger Theater in der Reithalle mit einer Mischung aus Klamauk und Hintersinn unterhält.
Was hat Annegret Kramp-Karrenbauer mit Kim Jong-un zu tun? Und was verbindet Donald Trump mit der Coburger Ehrenburg? Fragen über Fragen, die sich mit vordergründiger Logik nicht beantworten lassen.
Was die CSU-Vorsitzende, die mit einer Karnevalsrede reichlich Diskussionsstoff geliefert hat, mit dem Diktator Nord-Koreas verbindet, ist tatsächlich nur für Theaterfans zu entschlüsseln, die die vierte Folge der Serie "Selfies einer Utopie" in der Coburger Reithalle besucht haben.
Temporeicher Abend
Denn unter diesem Etikett treibt Autor und Regisseur Nicola Bremer sein munteres Spielchen mit politischer Aktualität und politischer (Un-)Korrektheit. Kramp-Karrenbauers Witzelei über das dritte Geschlecht liefert Bremer für die aktuelle Ausgabe seiner "Selfies einer Utopie" gleichsam den roten Faden.
Die Spielregeln dieser Theaterserie sind im Grunde ganz einfach. Der Regisseur liefert den Text, die Darsteller improvisieren über diese Textvorlage und müssen dabei immer wieder spontan Regie-Anweisungen umsetzen, die auf in die Höhe gehaltenen Tafeln stehen. Für die Darsteller wird der temporeiche Abend zur Tour de Force - und für das Publikum in der ausverkauften Reithalle zum anarchischen Vergnügen. Eva Marianne Berger, Alexandra Weis und Thomas Kaschel liefern sich auf offener Bühne bedingungslos dem Diktat der Regie aus und unterlaufen doch mit ihrem rückhaltlosen Spiel immer wieder die Vorgaben.
Tosender Applaus
Purer Klamauk und hintersinnige Anspielung, blanke Lust am Improvisieren und raffiniertes Spiel mit Worten - in der Serie "Selfies einer Utopie" ist alles erlaubt. Immer dabei: Eros Ramazotti.
Der italienische Schmusebarde liefert der Serie das Motto und immer wieder reichlich Stoff für Anspielungen. Tosender Applaus.