Siebenköpfige Bande landet vor Gericht

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Im Prozess gegen sieben junge Männer traten am Freitag die ersten Zeugen in den Zeugenstand. Foto: Katja Nauer
Im Prozess gegen sieben junge Männer traten am Freitag die ersten Zeugen in den Zeugenstand. Foto: Katja Nauer

Mit Pkw-Aufbrüchen fing es an, es endete mit Einbrüchen und Brandstiftung: Dabei wandte eine siebenköpfige Bande aus dem Landkreis Coburg brachiale Gewalt an.

Eine bei einem Einbruch gefundene Taschenlampe bringt die Ermittler auf die Spur: "Dieser DNA-Treffer war der erste Hinweis auf die Täter", stellte Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein fest. Daraufhin überwachen die Behörden das Handy eines der Hauptbeteiligten und kommen damit einer Gang junger Männer auf die Spur, die mindestens seit Herbst 2011 ihr Unwesen in Coburg Stadt und Land treiben.

Nun stehen die Ebersdorfer und Coburger im Alter zwischen 15 und 22 Jahren wegen schweren Bandendiebstahls vor Gericht. Die Täter waren im Juli 2012 erst in eine Kfz-Werkstatt eingestiegen und hatten anschließend einen dort abgestellten Pkw kurzerhand im oberen Weiher in Ahorn versenkt. Dabei ließen sie die besagte Taschenlampe liegen.
Auch Ahorns Altbürgermeister bekam die Zerstörungswut der jungen Männer zu spüren: Sein Auto landete im Nägleinsteich.

Immer mehr gesteigert

Knapp 30 Ordner füllt das Aktenmaterial der Staatsanwaltschaft, wie Ursula Haderlein auf Tageblatt-Nachfrage verriet. "Das hat mit Pkw-Aufbrüchen begonnen und sich dann immer mehr gesteigert", konstatierte der Vorsitzende Richter am Landgericht Gerhard Amend. Dabei stellt sich die Frage, wie die Angeklagten in viele der Autos eingebrochen sind. Die jungen Männer bestreiten, die Fahrzeuge mit Schlingen geöffnet zu haben. Viele seien einfach offen gewesen. Bei der Zeugenvernehmung trat vor allem die starke Zerstörungswut der Angeklagten zutage.

Bei abgestellten Autos wurden die Scheiben mit Pflastersteinen eingeschlagen, viele Pkw mutwillig gegen Hindernisse oder andere Autos gefahren. "Teilweise haben sie die Fahrzeuge nur rollen lassen, damit Schäden entstehen", so Amend.

Tatort Kindergarten

Ziel eines erfolglosen Einbruchsversuches war der Kindergarten St. Otto in Ebersdorf. "Die wollten unbedingt da rein", sagte der zuständige Polizeibeamte. Zur gleichen Zeit arbeitete einer der Angeklagten dort und leistete im Rahmen einer Verurteilung gemeinnützige Sozialstunden ab. "Ich hatte ihn gleich in Verdacht", sagte die Leiterin des Kindergartens, "habe mir den Gedanken aber verboten."

Einige der Angeklagten, die sich während der Verhandlung nicht in die Augen sahen und auch in der Pause jeden Kontakt miteinander mieden, entschuldigten sich bei ihr noch während der Zeugenvernehmung. "So viele Entschuldigungen haben Sie bestimmt noch nie bekommen", vermutete Amend.

Auch Polizeibeamte sind unter den Opfern. Durch den Kofferraum stiegen die jungen Männer in das Auto eines Polizisten in Scheuerfeld. In der Schrebergartenanlage am Lauersgraben wurde ein Polizeihauptkommissar mit einem Einbruch in seine eigene und sieben weitere Gartenhütten konfrontiert.

Fahrübungen

Die Bande brach in Großgarnstadt in eine Schreinerei ein, entwendete einen Lkw und zwei Gabelstapler. Damit machte die Gruppe Fahrübungen, einer der Stapler landete schließlich zerstört im Straßengraben. Allein der Schaden an den Fahrzeugen beläuft sich auf mehr als 160.000 Euro.

Ein Polizeibeamter schilderte gestern ausführlich die mit hohem Sachschaden einhergehenden Verwüstungen in der Rögener Hütte: "Im Endeffekt haben dann nur ein paar Duplo und ein Eis gefehlt."

Brand in Grub

Im August 2012 werden die Beamten zu einem Brand nach Grub am Forst gerufen. Eine Garage brennt lichterloh, Spraydosen verpuffen. Das habe richtige Schläge gegeben. Der Sicherungskasten, Elektroleitungen und die Deckenlampe brennen komplett weg "und damit auch Fingerabdrücke und DNA-Spuren". "Welchen Brandbeschleuniger haben Sie benutzt?", wollte Gerhard Amend von den Angeklagten wissen. Die jungen Männer gaben zu, das Feuer mit einem Kanister Benzin geschürt zu haben. Dabei entstand ein Sachschaden von 25.000 Euro.

Einbruch in die Wefa

Ebenfalls im August 2012 bricht die Bande in die Wefa in Ahorn ein, entwendet USB-Sticks, Kameras, Laptops, einen PC und Bargeld. Kurz darauf nimmt die Polizei beim Hauptangeklagten eine Hausdurchsuchung vor und findet zahlreiche Gegenstände aus dem Einbruch und weiteres belastendes Material. Zuerst habe der Angeklagte die Tat bestritten, berichtete der Beamte, später sei er eingeknickt.

Waffen an die Wand genagelt

Eine Polizistin, die bei dem Einsatz dabei war, erinnerte sich: "Es wurden mehr als 40 belastende Gegenstände in der Wohnung gefunden, darunter auch Waffen wie Wurfmesser, Teleskopschlagstöcke, Schlagringe und eine Machete. Die wurden vom Täter im Kleiderschrank gesammelt und an die Schranktür genagelt."