Jugendliche zeigen mit ihren Fotografien in der Kultur.werk.stadt in Neustadt, was sie mit "Grenzen" verbinden und welche Erfahrungen sie damit haben.
"Kultur macht stark", um diese Erfahrung reicher sind nun Mädchen (zwölf bis 16 Jahre) aus verschiedenen Schulen der Bildungsregion Coburg. Die jungen Leute setzten sich beim Talent-Campus-Fotografie-Kurs in ihren Osterferien an vier Tagen mit dem Thema "Grenzerfahrungen" auseinander. In einer bemerkenswerten Fotoausstellung präsentierten die Jugendlichen am Dienstagnachmittag nun ihre "Grenzerfahrungen" in der Neustadter Kultur.werk.stadt.
Die Teilnehmer des Neustadter Arnoldgymnasiums (AG) setzten sich im Rahmen des Kunstunterrichts der Oberstufe mit ihrer Lehrkraft Nicole Ronneburger mit dem Thema auseinander. Beraten wurden sie dabei von Klaus Wöhner vom Fotoclub Coburg. Die Teilnehmer des Ferienkurses bearbeiteten in den Osterferien zusammen mit Fotografin Liliane Merlin Frevel und Sozialpädagogin Petra Vinzelberg das Thema innere und äußere Grenzen. Abiturientin Emma (12. Klasse), Merlin, Davina, und Victoria (alle Klasse 10), Schüler des Neustadter Arnoldgymnasiums (AG), waren begeistert. Unter Anleitung von Designerin und Fotografin Liliana Merlin Frevel ließen sie künstlerische Inszenierungen sowie die Bildergeschichte "der Grenzball" entstehen. Sowohl vor als auch hinter der Kamera hatten die Schüler die Möglichkeit, die Perspektiven zu wechseln.
"Hier in Neustadt und nahe Sonneberg ruft dieser Begriff Grenzerfahrungen ganz natürlich zuerst mal das Bild der unsäglichen innerdeutschen Grenze herauf, das Bürger hüben und drüben über Jahrzehnte vor Augen hatten und deren Auflösung so viele Veränderungen für die Menschen in sich barg", sagte Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann (CSU). "Eine andere Grenzerfahrung ist sicherlich das, was jetzt dieser Tage und künftig passiert: die enge Zusammenarbeit unserer beiden Städte Neustadt und Sonneberg." Die Bundesländergrenze werde auf den unterschiedlichsten Ebenen politisch und gesellschaftlich überwunden und zwar durch gewollte Zusammenarbeit. "Und die findet einen gesellschaftlichen Höhepunkt mit dem Tag der Franken am 7. Juli", ergänzte Protzmann. Grenzerfahrungen gebe es eigentlich unendlich viele, auch wenn man sich dessen gar nicht so recht bewusst sei. "Erlebnisse, die jeder im Laufe seines Lebens hat, bei dem Körper und Psyche extremen Belastungen ausgesetzt sind, bei denen jemand seine psychischen und physischen Grenzen erfährt und die Gefühlswelt berührt wird, auf negative oder positive Weise", sagte Protzmann. "Grenzen regen zum Nachdenken an, seien es Grenzen zwischen Menschen, die es gibt oder zu überwinden gilt, und setzen sich in gesellschaftlichen Begebenheiten fort, bis hin zur angestrebten Freiheit oder Ungerechtigkeit und besser Gerechtigkeit", erwähnte die Bürgermeisterin.
Dieses weit gefasste Thema von Grenzerfahrungen bildhaft darzustellen, hätten sich die Ausrichter und Akteure dieser Veranstaltung vorgenommen. Der Stellvertreter des Landrats, Christian Gunsenheimer, sagte: "Grenzerfahrungen, was haben wir gelernt? Grenzen nicht als gegeben anzunehmen, vielmehr immer wieder in Frage zu stellen und diese zu testen: Sind sie wirklich so beständig? Was befindet sich hinter dem Zaun? "Ich freue mich, dass die Jugendlichen vom AG in dem Ferienkurs genau diese Erfahrung auch selber gemacht haben, Grenzen für sich selber zu entdecken, zu erfahren und in Bilder zu fassen", dankte Gunsenheimer.
Bevor Liliana Frevel zum Rundgang durch die Ausstellung einlud, berichtete sie über die vier erlebnisreichen Kurstage. "So intensiv habe ich noch nie fotografiert, nicht in dieser Art", sagte Emma, die beruflich doch lieber Lehramt studieren möchte. "Ich bleibe lieber bei der Hobbyfotografie."
"Ich fotografiere auch gerne, würde es aber nicht unbedingt beruflich machen wollen", meinte auch Victoria. Victoria liebt Farben. "Was ich sehr schön finde, ist, dass man viel dabei experimentieren kann. Allein mit den Farben kann man so viel herumspielen." Und Merlin gefällt die Vielfältigkeit dabei. "Man kann einen Moment festhalten, den kleinsten Moment. Und im Leben, wo alles so schnell vorbei geht, ist es dann später wieder interessant, alte Erinnerungen wieder zu erleben." Das gefalle ihm, sagt Merlin. Im Moment möchte der Zehntklässler Informatiker werden, "aber wenn sich etwas mit der Fotografie ergeben sollte, warum nicht?"