Gegen die mit nur acht Feldspielern antretenden Bernburger hatte der HSC 2000 Coburg vor 2247 Fans keine Mühe.
Der fast komplette HSC-Kader, plus 2247 Fans im Rücken gegen zehn tapfere Bernburger. Das waren die Voraussetzungen am Sonntagabend in der stimmungsvollen HUK-Coburg Arena. Bereits vor dem ersten Treffer war klar, dass die mit nur acht Feldspielern in die Vestestadt gekommenen Gäste chancenlos sein werden.
Und genau so kam es. Im ersten Durchgang hielt der Außenseiter noch gut dagegen, kaufte den "Gelb-Schwarzen" mit großem körperlichen Einsatz am eigenen Kreis immer wieder den Schneid ab und blieb stets in Schlagdistanz. Der Abstand betrug nie mehr als zwei Treffer.
Doch nach dem Wechsel zogen die Platzherren das Tempo an und setzten sich zwischen der 36. und 41. Minuten mit sechs Toren in Folge uneinholbar ab (20:14). Das war bereits die frühe Entscheidung gegen die nun ihrem Anfangstempo Tribut zollenden Bernburger.
In der Schlussphase schraubte der Tabellendritte das Ergebnis unter dem frenetischen Beifall der begeisterten Zuschauern in die Höhe: 32:22 ohne Mühe.
Damit verkürzte das Team von Trainer Hrvoje Horvat den Rückstand auf Spitzenreiter DJK Rimpar um einen Zähler, denn die "Wölfe" trennten sich am Samstag im Spitzenspiel mit 23:23 beim Tabellendritten HSC Bad Neustadt.
HSC 2000 Coburg gegen SV Anhalt Bernburg 32:22 (12:10) Nur der erste Durchgang war ausgeglichen, weil die Gäste in den ersten 30 Minuten genügend Kraft hatten, um entschlossen dagegenzuhalten. Die Folge war ein hektischer Spielverlauf mit zahlreichen Zeitstrafen auf beiden Seiten. Schon zu Beginn deutete sich an, dass HSC-Kapitän Ronny Göhl, wie schon in Magdeburg, wieder einen hervorragenden Tag erwischte. Fast alle seine Versuche waren erfolgreich.
Sein vierter Treffer bedeutete das 10:8 (22.).
Der Favorit führte ohnehin meistens sicher mit zwei Treffern und hielt die Gäste somit auf Distanz. Hajck Karapetjan bekam wieder den Vorzug vor Mirza Cehajic auf der Spielmacherposition und überzeugte mit viel Spielwitz. Obwohl die aufmerksamen Abwehrspieler zunehmend die Finten des Wirbelwindes erkannten, fand der quirlige, durchtrainierte Karapetjan genügend Lücken. Das schönste Tor der ersten Hälfte gelang dem sonst wirkungslosen Sebastian Kirchner, als er aus äußerst spitzem Winkel zum 11:9 traf (24.).
Als Oliver Krechel kurz vor der Pause mit einer Fußabwehr den durchaus möglichen Ausgleich zum 11:11 verhinderte, stellte Dejan Dobardzijev mit einem seiner insgesamt fünf Toren den 12:10-Halbzeitstand her.
Beim Stande von 14:11 (32.) leistete sich Sebastian Roth mehrere Leichtsinnsfehler in Serie, so dass die Gäste binnen 70 Sekunden ausglichen und Hoffnung auf eine ähnlich gute Halbzeit wie die erste schöpften. Doch dieser Eindruck wehrte nicht lange, denn anschließend spielte sich der HSC, angetrieben von den knapp 2500 Fans, in einen wahren Rausch.
Verdutzte Bernburger Sechs Tore binnen vier Minuten - zweimal Schramm, zweimal Göhl und zweimal Cehajic - sorgten für die Vorentscheidung. Ein Konter nach dem anderen passte. Die verdutzten Bernburger blickten nur noch hinterher. Ihren Mühen waren vergebens: 20:14 nach 41 Minuten.
Die Krönung wäre ein weiterer Treffer des hinten, wie vorne überzeugenden Schramm gewesen, als der Linksaußen von seinem Pendant auf der anderen Seite, Ronny Göhl, quer durch den Kreis spektakulär angespielt wurde.
Zehn Minuten später - das Spiel war längst entschieden - sollte diese Variante mit umgekehrten Vorzeichen und unter tosendem Beifall mit einem tollen Abschluss von Göhl klappen.
In der Schlussviertelstunde blieb Zeit zum Glänzen: Nachdem sich der erneut gut haltenden Oliver Krechel selbst auswechselte, durfte Publikumsliebling "Howi" Martinsen ins Tor. Der Norweger parierte zwei Siebenmeter und hielt außerdem sechs weitere Bälle. Die Fans feierten ihn. Genauso wie "Oldie" Stefan Linsmeier.
Unglückliche Figur Der Ex-Neustadter genießt derzeit jede Sekunde, die er für "Schwarz-Gelb" noch auf der Platte stehen darf. Der leicht übergewichtige "Rückraum-Fuchs" ließ des öfteren seine deutlich jüngeren Kontrahenten schlecht aussehen, wackelte kurz nach rechts, dann nach links und marschierte ab Richtung Tor durch die Mitte.
Das gefiel den Fans natürlich.
Eine eher unglückliche Figur macht dagegen derzeit Mirza Mehajic. Der ehemalige Rückraumchef, der von den Funktionären zum Ergänzungsspieler degradiert wurde, ist mit seiner Situation sichtbar unzufrieden.
Nicht nur die frustriert-wirkende Körpersprache, auch die Fakten sprechen gegen ihn: Aufgrund eines Remplers konnte man ihm zwar keine Absicht unterstellen, dass er fast den kompletten Kampfrichtertisch abräumte, doch wenig später schlug er seinen Gegenspieler völlig überflüssigerweise ins Gesicht. Mit einer Zwei-Minuten-Strafe - wenig später folgte noch ein weitere - war er gut bedient.
Ebenso wie die Gäste mit der Zehn-Tore-Niederlage in Coburg. Der SV Anhalt Bernburg bekamen nämlich völlig zu Recht die Quittung für seine mangelnde Personalplanung. Verletzte und kranke Spieler hin oder her, mit so wenig Power ist in der 3. Liga nichts zu holen - schon gar nicht in Coburg.
Übrigens: HSC-Vorsitzender Stefan Apfel wusste es bereits zur Pause: "Dieses Spiel gewinnen wir am Ende noch klar mit zehn Toren Vorsprung..."