Wie bringt man einen aufwendigen Ballett-Klassiker wie Tschaikowskys "Schwanensee" auf eine eigentlich viel zu kleine Bühne? Das Russische Staatstheater Komi hat dafür bei seinem Gastspiel im Kongresshaus eine einfache Lösung parat.
                           
          
           
   
          Für Fans des klassischen Balletts ist dieses Gastspiel im Coburger Kongresshaus eigentlich ein Muss: Tschaikowskys "Schwanensee". Denn wenn eine russische Ballett-Truppe einen russischen Ballettklassiker präsentiert, scheinen Eleganz und Stilsicherheit garantiert. 
Sehnsuchtsvolle Melodien voller Geigenschmelz und Harfenzauber, dazu eine märchenhafte Geschichte um einen Prinzen und eine verzauberte Prinzessin, schließlich noch ein böser Zauberer als Gegenspieler - das sind die Zutaten eines schier unverwüstlichen Klassikers der Ballett-Literatur. Trotzdem war der große Saal des Kongresshauses beim Auftritt des "Russischen Staatstheaters für Oper und Ballett Komi" keineswegs ausverkauft - anders als das Landestheater am Tag zuvor beim dreiteiligen Ballettabend "Secret Affairs". 
  
  Geschmackvolle Kostüme
 
Lag es an den Eintrittspreisen? War es vielleicht ein wenig Skepsis gegenüber einem reisenden Ensemble, dessen Qualität sich aus der Ferne natürlich nicht beurteilen lässt? Tatsächlich aber mussten die Besucher am Abend ihr Kommen nicht bereuen. Das Bühnenbild: schlicht in den äußeren Mitteln, aber zweckdienlich und geschmackvoll. Die Kostüme: ebenfalls geschmackvoll ganz im klassischen Stil und durchaus aufwendig. Dazu eine sorgfältige Einstudierung auf den Spuren der stilprägenden Choreografien von Marius Petipa, Lew Iwanow und Vladimir Bourmeister.
Wer Freude am präzisen Spitzentanz, an vielen Hebefiguren und großen klassischen Ballettgesten hat, wurde an diesem Abend gut bedient. Auf der doch recht engen Bühne des Kongresshauses, der es vor allem an Tiefe fehlt, fand sich das jederzeit konzentriert agierende Ensemble selbst bei den Massenszenen gut zurecht. 
Dass der Soundtrack aus der Konserve kam und oft ein wenig dumpf tönte, störte das Publikum offenkundig nicht. Das applausf reudige Auditorium erlebt ein diszipliniertes Corps de Ballet sowie viele Solisten, die auch kleine Rollen präzis zu charakterisieren wussten. Verdienten Sonderapplaus erntete Andrej Potapov als Hofnarr, die dämonische Aura des bösen Zauberers Rotbart brachte Vladimir Li mit großer Geste auf die Bühne.
  
  Elegant bis in die Fingerspitzen
 
Im Zentrum aber stand das Protagonisten-Paar, das drei Rollen verkörpert. Roman Mironov tanzte den Prinzen Siegfried mit großer Sprungkraft und intensiver Ausstrahlung. 
Mit Elena Schevzova erlebten die Zuschauer eine klassische Primaballerina wie aus dem Lehrbuch des russischen Balletts. Elegant bis in die Fingerspitzen, dazu darstellerisch in jeder Szene so präsent, dass sie die Doppelrolle der verzauberten Prinzessin Odette und ihrer finsteren Gegenspielerin Odile mit großer Eindringlichkeit gestaltete. Für Schevzova und Mironov gab es am Ende regelrechte Ovationen und ausdauernden Beifall für das gesamte Ensemble.