Praktische Übung in Demokratie an der Hochschule Coburg

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Die Vorbereitung auf das Projekt "National Model United Nations" ist aufwendig, macht den Studierenden aber auch Spaß (von links): Michael Hörmann, Merle Häckel, Thirza Müller, Diana Sachon, Ann-Kathrin Keil, Christopher Singer, Josefin Herbach und Joana Keller. Foto: privat
Die Vorbereitung auf das Projekt "National Model United Nations" ist aufwendig, macht den Studierenden aber auch Spaß (von links): Michael Hörmann, Merle Häckel, Thirza Müller, Diana Sachon, Ann-Kathrin Keil, Christopher Singer, Josefin Herbach und Joana Keller. Foto: privat

Einmal im Plenarsaal der UN-Vollversammlung sitzen und zuhören zu dürfen, wäre schon spannend. Elf Studierende der Hochschule Coburg aber können sogar dort reden und Verhandlungsprozesse mitgestalten. Sie haben sich darum beworben und wurden ausgewählt.

Sie treten nicht in den echten Gremien der Vereinten Nationen auf; die elf Studierenden aus Coburg, die als Delegierte ausgewählt wurden, sind Teil einer Simulation. Studentische Delegationen aus allen Kontinenten nehmen an dem Planspiel teil. Der Ort, an dem sie sich bewähren müssen, ist der UN-Plenarsaal in New York. "National Model United Nations (NMUN)" nennt sich das Projekt, auf das sich die Coburger Delegierten seit Oktober vorbereiten.

Sie kommen aus den Studiengängen Soziale Arbeit und Betriebswirtschaft. Am 29. März ist dann ihr erster großer Tag, fünf sind es insgesamt. Konkret bedeutet das, die Studierenden müssen in der Lage sein, das aktuelle Weltgeschehen in englischer Sprache zu diskutieren, Reden zu schreiben und zu halten sowie die Verfahrensweise der UN zu erfassen und anwenden zu können. Keine leichte Aufgabe. "Wir treffen uns einmal in der Woche für zwei Semesterstunden", erzählt Diana Sachon.
In dieser Zeit bekommen sie ausschließlich Informationen über die Vereinten Nationen. Das ist aber nur ein Teil des Pensums, das sie bewältigen müssen.

Der andere ist die Beschäftigung mit dem Land, das sie in New York vertreten. "Wir treten als Abgeordnete Armeniens auf. Das wurde uns zugeteilt", erläutert Michael Hörmann. Ziel sei es, die Entscheidungen, die in der fiktiven UN-Vollversammlung getroffen werden, zu Gunsten des vorderasiatischen Landes zu beeinflussen. "Dazu arbeiten wir in sechs Komitees mit, in denen Armenien auch vertreten ist", ergänzt Joana Keller. "Wir müssen herausfinden, was die Anliegen des Landes in den Kommitees sind und diese begründen."

Beim Kochen mehr erfahren

Das heißt, die Studierenden müssen sich auch intensiv mit dem Staat auseinandersetzen, den sie vertreten. "Da hatten wir Glück. Anfang November stand beim ,Kochen für Weltbürger‘ Armenien auf dem Programm. Dabei haben wir einen Armenier kennengelernt, der uns einiges erzählen konnte", sagt Diana Sachon. Auch Michael Hörmann ist schon ziemlich fit, was die Besonderheiten des Landes betrifft. "Armenien ist ein GUS-Staat, hat aber ein Assoziierungsabkommen mit Europa abgeschlossen und möchte sich mehr öffnen", erläutert er. Eine Öffnung sei aber schwierig, weil die Grenzen zu den Nachbarn Aserbaidschan und Türkei dicht sind. "Und es geht auch immer noch darum, dass die Türkei den Genozid an Tausenden von Armeniern im Ersten Weltkrieg nicht anerkennt."

Finanzierung durch Fundraising

Unterstützt werden die Studierenden unter anderem durch Barney Craven, der sie im Sprachenzentrum der Hochschule vor allem auf die sprachliche Herausforderung vorbereitet. Die akademische Leitung des Projekts hat Claudia Lohrenscheit.

Neben der inhaltlichen Vorbereitung müssen die Studierenden sich auch selbstständig um die Finanzierung der Kosten kümmern. "Wir haben die Campus-Messe genutzt und Unternehmen angesprochen, uns zu unterstützen", erzählt Joana Keller. Ein paar Sponsoren haben sie schon gefunden, brauchen aber noch mehr. 300 Euro übernehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst.