In Stingls Stube wurde gefeiert, wie es in Neustadt bei Coburg in der "guten alten Zeit" Brauch war.
Wenn der Neustadter Mundart-Arbeitskreis zu "Weihnachten wie's früher war" in Stingls gute Stube am Marktplatz einlädt, "wird es im Eckstein häämelich".
"Das ist die etwas andere Veranstaltung, die sich von allen anderen zur weihnachtlichen Zeit abhebt", freute sich Neustadts Kulturbürgermeister und Moderator Martin Stingl (SPD). "Denn Weihnachten wie's früher war ist nicht nur mit Tränen in den Augen zu betrachten. Da gehört auch herzhaftes Lachen dazu, an der richtigen Stelle oder die Goschn halten, an der richtigen Stelle", betonte Stingl. "Und dann werdet ihr merken, dass Weihnachten wie's früher war genau sein Zeil erreicht hat."
"Erschta Helft und die dritta machen wir Musik, hören Gedichtla und Geschichtla und singen zusammen. In der zweiten Helft gibt's die Adventscheubola, habt ihr schon mit eurer Eintrittskarte bezahlt", so der Hausherr.
Den wundervollen Auftakt machten die Mupperger Blechbläser unter der Leitung von Walter Friedrich. Mit "Guten Abend, schön Abend, es weihnachtet schon", mit diesem stimmungsvollen Lied zauberten "Die alten Haderlumpen", Stingl (Gitarre) und Freund Karl (Akkordeon), musikalisch eine imaginäre weiße Weihnachtslandschaft samt Familie gemütlich am Weihnachtsbaum in den Festsaal.
Ganz "häämelich zum Träumen" wurde es dann auch mit dem "Duo zu Dritt" unter der Leitung von Robert Matthes. "Wenn der Großvater erzählt", wenn man daheim mit der ganzen Familie schön am warmen Kachelofen sitze und einer was erzählen und ölla zuhören würden. Ebenso "häämelich" erzählte Wolfgang Bräutigam vom Arbeitskreis Mundart Südthüringen, von daheim in seiner guten Stube. "Wie beim Wolfgang daheim, sind wir hier bei uns in der guten Stub'n auch. Hier wird nicht nur konsumiert, bei uns is anersch. Hier unterhalten lauter Leute aus der Region und die
machen das für euch aus Spaß an der Freud. Und ihr selber müsst auch mitmachen", meinte Stingl.
"Wie ich noch a kläs Määdla woar" erinnerte sich Renate Gretzbach an ihre Weihnacht der Kinderzeit, die schöner und feierlicher war. Damals hätten die Kinder Ende September noch keine Pfefferkuchen gekriegt. Weihnachtsdekoration sei auch erst zum ersten Advent gemacht worden. Und jedes Jahr vor Weihnachten sei ihre Puppe verschwunden. Weil sie so sehr weinte, habe die Mutter gesagt, die Engelchen hätten sie geholt, weil das Christkind das Püppchen fein machen wolle. "Wenn ich sehe, was meine Enkel am Weihnachtsabend vom Christkind kriegen, das habe ich in zehn Jahren nicht zusammengetragen. Aber ich glaube, ich habe mich damals mehr gefreut als die Kinder heutzutage."