Neustadt, die Hauptstadt des Puppenlandes

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Judith Sotriffer freut sich jedes Jahr darauf, beim Neustadter Puppenfestival ihre Grödner Holzpuppen zu verkaufen. Foto: Berthold Köhler
Judith Sotriffer freut sich jedes Jahr darauf, beim Neustadter Puppenfestival ihre Grödner Holzpuppen zu verkaufen. Foto: Berthold Köhler
Puppen, überall Puppen: die Sammlerbörse in der Neustadter Frankenhalle. Foto: Berthold Köhler
Puppen, überall Puppen: die Sammlerbörse in der Neustadter Frankenhalle. Foto: Berthold Köhler
 

Judith Sotriffer aus dem Grödnertal kommt zum Puppenfestival immer wieder gerne zur großen Sammlerbörse in die Frankenhalle in Neustadt bei Coburg. Das freut Festival-Mitorganisator Walter Neumann, der schon jetzt ans nächste Jahr denkt. Dann findet das Festival zum 25. Mal statt.

Seit drei Jahren kommt Judith Sotriffer als Ausstellerin zur Sammlerbörse in die Frankenhalle. "Das ist die Barbie aus Holz" sagt sie zu den Figuren, die sie da verkauft. Beim Puppenfestival trifft sie auf das richtige Klientel für ihre Handwerkskunst, sagt die Südtirolerin. Deshalb nimmt sie auch immer die weite Anreise von St. Ulrich im Grödnertal auf sich, um in Neustadt dabei zu sein.

Das Neustadter Puppenfestival ist zu einer internationalen Angelegenheit geworden - zu "einer Hochburg in dieser Branche", wie Sotriffer sagt. Eigentlich sei Neustadt und sein Festival sogar einzigartig.
Wenn er solche Sätze hört, dann freut sich Walter Neumann. Der Kölner Unternehmer ist ein Urgestein, was das Puppenfestival angeht. Er organisiert nicht nur jedes Jahr die große Börse in der Frankenhalle, sondern ist auch für das gesamte Festival mit verantwortlich.

Eine Woche volles Programm

Grundsätzlich ist Walter Neumann sehr zufrieden, wie sich das Puppenfestival in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Aber Walter Neumann wäre nicht Walter Neumann, wenn er sich nicht immer wieder Gedanken machen würde, wie er die Veranstaltung nicht noch ein Stückchen weiter voran bringen könnte. Klar: Während der Kern-Tage des Puppenfestes, von Himmelfahrt bis zum darauffolgenden Sonntag, da brummt der Laden. Weil aber das internationalen Puppenfestival inzwischen als Sieben-Tages-Termin ausgeschrieben und beworben wird, sucht Neumann nach weiteren Angeboten für die Tage vor Himmelfahrt. "Mit den Firmenbesichtigungen und Führungen sind wir sehr gut angekommen", berichtet der Börsen-Chef. Dennoch will er im kommenden Jahr - alleine schon deshalb, weil das Puppenfestival da zum 25. Mal stattfindet - noch ein paar Veranstaltungen mehr in den Puppenfest-Kalender bringen.

Um Fans und Käufer von Teddybären, Neumanns Spezialgebiet, schon vor dem Festival zusammen zu bringen, wird er noch in diesem Jahr eine Internet-Plattform an den Start bringen. Dort sollen nicht nur Bären, sondern auch Informationen gehandelt werden. "Und idealer Weise trifft man sich dann in Neustadt einmal persönlich", hofft Walter Neumann.

Internet keine Konkurrenz

Apropos: Internet. Der Handel in den Internet-Auktionshäusern ist für die Sammlerbörse "nur bedingt" ein Problem, sagt Neumann. Den Käufern von Teddys und Puppen sei es immer noch sehr wichtig, ihre Sammlerstücke vor dem Kauf erst einmal "live" zu sehen. Zudem sei der typische Puppensammler alleine schon vom Altersdurchschnitt nicht unbedingt der klassische Internet-User. "Diese Generation gibt es bei uns noch nicht", sagt Neumann. Die Besucher der Neustadter Börse seien auf der Suche nach Qualität, sagt Neumann. Die rund 120 Aussteller sucht der Kölner Branchenkenner deshalb immer höchstpersönlich aus. Das ist ihm sehr wichtig.
Aber was für Menschen sind es denn, die so eine Sammlerbörse besuchen? Holz-Fachfrau Judith Sotriffer, die mit ihren Figuren ein seit den 30-er Jahren nahezu ausgestorbenes Handwerk wieder zum Leben erweckt hat, muss bei dieser Frage auch erst einmal ein bisschen überlegen. Dann fällt ihr die passende Beschreibung ein: "Es sind Liebhaber von schönen Dingen."

Mit ihren Holzpuppen füllt die Südtirolerin dabei eine absolute Nische. Dabei hat Grödner Holzspielzeug eigentlich eine lange Geschichte. Schon vor 1700 fingen viele Familien im kargen Hochtal an, ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von hölzernem Spielzeug zu bestreiten - im 18. Jahrhundert lebte quasi das gesamte Grödner Tal vom Spielzeug. Übrig geblieben von all dem ist nach einem schleichenden Niedergang heute eigentlich nur noch Judith Sotriffer. Auf die Frage, ob sie denn bei solchen Veranstaltungen wie in Neustadt auch richtig Geld verdient, winkt die Künstlerin lächelnd ab und sagt: "Man muss so etwas als Leidenschaft sehen. Ohne Leidenschaft braucht man hier gar nicht herkommen."


Puppenfestival Neustadt: Was ist los am Wochenende?

Samstag

6 bis 16 Uhr: Flohmarkt im Sternenweg neben der "Alten Weihnachtsfabrik".
10 bis 16 Uhr: Präsentation der Puppen aus dem Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis in der Mehrzweckhalle "An der Heubischer Straße".
10 bis 16 Uhr: Kostenloser Festival-Buspendelverkehr: Bahnhof, Museum der deutschen Spielzeugindustrie, Frankenhalle, Mehrzweckhalle an der Heubischer Straße und Kulturzentrum am Schützenplatz.
10 bis 17 Uhr: Sammlerbörse für antike Puppen, Teddybären, Steiff-Tiere, Blechspielzeug, Eisenbahnen und Elastolin-Figuren in der Frankenhalle (Heidestraße).
10 bis 17 Uhr: Ausstellung des Verbandes europäischer Puppenkünstler, Mehrzweckhalle "An der Heubischer Straße".
10 bis 17 Uhr: Ausstellung "Spielzeug aus der Region" der Sammler und Briefmarkenfreunde im Rathausfoyer.
10 bis 17 Uhr: Sonderausstellung "Auslotung III" sowie "Lebende Werkstätten" im Museum der deutschen Spielzeugindustrie am Hindenburgplatz.

Sonntag

10 bis 16 Uhr: Ausstellung "Spielzeug aus der Region" der Sammler und Briefmarkenfreunde im Rathausfoyer.
10 bis 17 Uhr: Sonderausstellung "Auslotung III" im Museum der deutschen Spielzeugindustrie am Schützenplatz.

Absage: Die für Samstag im Familienzentrum vorgesehene Präsentation "Doll-Art" entfällt.