Das Landestheater bietet mit dem Kinderstück "Schlafen Fische?" von Jens Raschke eine mutige und sehr nahegehende Auseinandersetzung mit Sterben und Tod.
Von den Würmern aufgefressen werden? Sich auflösen in Luft oder Erde? (In was denn nun?) Oder Pizzahimmel? Vielleicht alles zusammen? - Vor einem Jahr hat Jette mit ihrem sechsjährigen Bruder sogar Beerdigung gespielt. Emil starb bald darauf an Krebs.
Darf das Landestheater Coburg so schonungslos sein? Für Kinder und mit Kindern so direkt und unverbrämt über Sterben und Tod reden wie jetzt in der neuesten Produktion für Kinder ab neun Jahren mit dem ungemein nahe gehenden Monolog von Jens Raschke "Schlafen Fische?". Es waren am Samstag mehr Erwachsene als Kinder zur Premiere dieser mutigen Inszenierung von Birgit Eckenweber gekommen. Aber tatsächlich, das Stück ist in seiner Wahrhaftigkeit für Kinder wie Erwachsene, durchaus auch für jüngere Kinder.
Tatsächlich macht man das heute ja nicht mehr so direkt, die "Auseinandersetzung" mit unserer Endlichkeit. Sterben und Tod werden so weit wie möglich ausgelagert aus unserer schönen neuenbuntenfrohen (Konsum)Welt. Auf dass es den einzelnen dann umso härter, weil unvorbereitet, trifft. Früher war es eine Selbstverständlichkeit, erst Recht im Ländlichen, dass auch die kleinen Kinder mit zu Beerdigungen gingen. Und der religiöse Jahreskreis bot, zwang regelmäßig zum rituellen Vergegenwärtigen des Todes.
Nichts wird beschönigt
Es gibt durchaus eine Reihe von guten Kinder- und Jugendstücken zu Sterben und Tod, oft originell und poetisch. Jens Raschkes knapp einstündiges Stück aber beeindruckt durch seine Unmittelbarkeit, in der es Kinderfragen, ihre sehr konkrete Vorstellungskraft in der sogar humorvollen Erzählung der zehnjährigen Jette ausspricht. Ohne Floskeln und Pseudotröstungen.
Jette vermisst ihren kleinen Bruder entsetzlich und erinnert sich an ihn. Sie erzählt, dass er eigentlich immer krank war, erzählt von seiner Angst, seinen und ihren Fragen, seinem Lachen, vom Todestag, dem Schmerz der Eltern, der Beerdigung, die gar nicht so fröhlich war, wie Jette sich das zusammen mit Emil vorgestellt hatte. Nichts wird beschönigt. Doch in der grandiosen Darstellung von Anne Rieckhof wandeln wir auf einem Grat zwischen Schwere und Leichtigkeit, lachen auch durchaus. Ihr erstaunlich authentisch wirkendes Kindsein lässt die Geschichte nahe gehen, ohne niederzudrücken.
Die Schmetterlingsflügel auf Jettes Rücken tragen sie und die Zuschauer - durch den zu all dem auch noch ungewöhnlichen Aufführungsort, durch das Naturkundemuseum. Dort vor den großen Vitrinen mit den eindrücklichen Szenerien vom Leben auf diesem Planeten, vom Werden und Vergehen in den Jahreszeiten, werden die Fragen gestellt und die Vorstellungen artikuliert, mit denen auch die meisten Kinder unausweichlich konfrontiert werden, und sei es durch den Todesfall in der Familie eines Mitschülers.
Theaterpädagogin Luca Pau er lädt anschließend Kinder und Erwachsene zu einem Gespräch ein.
Landestheater Coburg Schlafen Fische? Eine manchmal heitere und manchmal traurige Geschichte von Jens Raschke, erzählt im Naturkundemuseum Coburg. Für Menschen ab 9 Jahre, Regie und Ausstattung: Birgit Eckenweber, Dramaturgie Carola von Gradulewski, Darstellerin: Anne Rieckhof
Termine Vorstellungen um 10 Uhr: 14., 15., 21. März; Vorstellung um 15 Uhr am 25. März
Buchungsanfragen Gruppen (10-Uhr-Vorstellungen): luca.pauer@landestheater.coburg.de
Vorverkauf Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse