Mit dem Winterdienst im Landkreis Coburg unterwegs: Schwarze Straße, gute Straße

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Da lacht das Herz des Winterdienstlers: Wenn die bereits geräumte Fahrbahnseite (hier in Schottenstein) schwarz und sauber ist, dann gibt es keine Probleme für die Autofahrer.
Da lacht das Herz des Winterdienstlers: Wenn die bereits geräumte Fahrbahnseite (hier in Schottenstein) schwarz und sauber ist, dann gibt es keine Probleme für die Autofahrer.
Konzentriert durch die Nacht: Rainer Eichhorn machen die einsamen Stunden beim Winterdienst nichts aus - "der Mensch ist ein Gewohnheitstier". Fotos: Berthold Köhler
Konzentriert durch die Nacht: Rainer Eichhorn machen die einsamen Stunden beim Winterdienst nichts aus - "der Mensch ist ein Gewohnheitstier". Fotos: Berthold Köhler
 
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
 
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
 
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
 
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
Mit dem Winterdienst auf nächtlicher Fahrt durch den Landkreis CoburgFoto: Berthold Köhler
 

Rainer Eichhorn und seine Kollegen von der Straßenmeisterei des Landkreises haben in diesen Tagen jede Menge zu tun.

Wenn die Autofahrer morgens auf dem Weg zur Arbeit sind, dann haben Männer wie Rainer Eichhorn schon die halbe Schicht hinter sich. Der Winterdienst im Landkreis ist in diesen Tagen täglich schon ab 2 Uhr unterwegs, um die Kreisstraßen von Schnee und Eis zu befreien. Sechs Fahrzeuge - drei direkt vom Landkreis, drei von selbstständigen Subunternehmern - sind dann im Einsatz.
 Das Tageblatt ist eine Nacht lang mit Rainer Eichhorn im südlichen Landkreis unterwegs gewesen:

1.23 Uhr: Bei Rainer Eichhorn im Stadtteil Neuses klingelt das Handy. Sein Kollege der Straßenkontrolle ist dran: Es schneit heftig im Coburger Land, die komplette Schicht muss in die Straßenmeisterei kommen. Eichhorn, der sonst in der Werkstatt der Stra0enmeisterei arbeitet, muss als Fahrer einen erkrankten Kollegen vertreten. Er packt seine "Ausrüstung" (Thermoskanne mit Kaffee, Apfelschorle, isotonisches Sportgetränk) und könnte nach eigenen Worten "fast zur Arbeit laufen". Aber er fährt mit dem Auto. Überraschend kam für ihn der Anruf nicht: "Nach über 20 Jahren hat man das ganz gut im Gefühl, wann Schnee kommt." Deshalb ist er am Vortag auch schon um 20 Uhr ins Bett gegangen.

2.08 Uhr: Nach kurzer Lagebesprechung rücken die Fahrzeuge aus. Eichhorn tankt seinen 280 PS starken Lkw noch schnell voll, kratzt dabei mit dem Schuh im Schnee: "Nass und schwer - da steigt der Verbrauch!" Am Ende seiner ersten knapp 60 Kilometer langen Runde (mit Hin- und Rückfahrt über die B 4) wird der halbe Tank schon wieder leer sein. Das sind um die 60 Liter. 700 Liter Sole (Salz-/Wassergemisch) und knapp zwei Tonnen Salz beträgt der Streugut-Verbrauch.

2.20 Uhr: Es geht los. Zuerst auf der Kreisstraße CO 29 - das ist die ehemalige Staatsstraße von der Coburger Stadtgrenze bis nach Rödental. Weil die Fahrbahn dort so breit ist, wird Eichhorn mit seinem 18-Tonner von einem Kollegen im Unimog begleitet. Die Fahrzeuge fahren versetzt - so geht es schneller, die Straße frei zu bekommen. Auf der Rückfahrt steht links die Polizei, die einen Autofahrer blasen lässt. "Ja - nachts ist mehr los als man denkt", sagt Eichhorn, der bereits seine Ausbildung zum Straßenwärter beim Landkreis Coburg gemacht hat. Am schlimmsten es ist übrigens am Faschingswochenende: "Da musst du ständig aufpassen, ob nicht irgendwo ein Betrunkener herumläuft."

2.45 Uhr: Bei Untersiemau geht's auf der alten B 289 Richtung Lichtenfels weiter. Die schneebedeckten Straßen bringen den 41-Jährigen am Steuer nicht aus der Ruhe: "Eis: schwarze Fahrbahn, leichter Glitzer. Dann wird die Sache nicht so spaßig." Aber bei Schnee, da weiß man, was man hat. Rainer Eichhorn hat sichtlich Spaß daran, mal wieder hinterm Steuer zu sitzen.

3.25 Uhr: Am Untersiemauer Bauhof kreuzen sich die Wege mit einem Streufahrzeug der Gemeinde. "Die Konkurrenz schläft nicht", sagt Eichhorn und lacht. Klar: Unter den Winterdienstlern grüßt man sich, auch wenn man sich nur vom Sehen her kennt.

3.30 Uhr: Die Freisprechanlage bimmelt. Am Telefon ist der Kollege von der Straßenkontrolle. Er berichtet von Wind und Schneewehen zwischen Sonnefeld und Kleingarnstadt. Nur wenige Minuten später, hinter Ziegelsdorf den Berg hoch, schaut's ähnlich aus. Eichhorn informiert die Kollegen und überlegt, ob er nicht Warnschilder wegen der Schneeverwehungen anfordern soll. Auf dem Weg zurück geht der Straßenwärter bergab deutlich vom Gas - vier Kubikmeter Salz und 1100 Liter Sole schieben gewaltig. Aber Rainer Eichhorn ist ein routinierter Fahrer: "Toi, toi, toi - mir ist echt noch nie was Schlimmes passiert." Aber dennoch ist er froh, den großen Lkw fahren zu dürfen und spöttelt deshalb: "Der Unimog ist nur ein Spielzeug."

4.30 Uhr: Kurz vor dem Rossacher Kreisel tut es plötzlich einen Schlag, das Räumfahrzeug rumpelt deutlich spürbar über einen Gegenstand. "Jetzt hammer wohl was verloren", sagt Rainer Eichhorn, steigt aus und sammelt einen Gleitschuh auf. Dieser läuft hinter dem Pflug und verhindert, dass sich das Räumschild in Trennfugen bei Brücken verkeilt. Hmmm... Und jetzt? Wer - wie der Winterdienst des Landkreises schon seit gut 20 Jahren - alleine unterwegs ist, muss sich zu helfen wissen: Kurzer Reparaturhalt im Licht der Rossacher Bushaltestelle - und weiter geht's. Der Gleitschuh hält bis zum Schluss.
4.44Uhr: Na jetzt aber! Nachdem es bislang nur leicht dahin geflockt hat, schneit es plötzlich wie verrückt. "Wenn das so weitergeht", schätzt Rainer Eichhorn, "dann sieht man in einer halben Stunde gar nichts mehr von unserer Arbeit". Allerdings dauert eine Räum-Runde vier Stunden. Das heißt: Nur alle vier Stunden kommt ein Räumfahrzeug normalerweise an der gleichen Stelle wieder vorbei.

5.17Uhr: Jetzt wird's richtig eng: Neuses an den Eichen. Bei 3,60 Meter Räumbreite muss Rainer Eichhorn an der Engstelle in der Ortsmitte aufpassen. Dabei fährt er in Ortschaften eh nicht schneller als 20 Kilometer die Stunde, damit die Gehwege und Hofeinfahrten nicht zugeschoben werden. Auf der Landstraße ist bei knapp an die 40 Schluss. Aber da fliegen dann die Funken beim Räumschild.

5.57Uhr: Die erste Runde ist zu Ende. Eichhorns Weg führt über die B 4 zurück in die Straßenmeisterei. Dort wartet Landkreis-Straßenmeister Edelbert Schöpplein, dem für den Winterdienst 18 Mann zur Verfügung stehen. Während Eichhorn den nahezu leeren Soletank auffüllt, liegt Schöpplein ein Satz besonders am Herzen: "Wir haben eine hoch motivierte Mannschaft. Alle fahren gerne raus, um zu helfen, dass die Straßen frei sind." Für Rainer Eichhorn wird es nach einer kurzen Kaffeepause noch einmal auf die gleiche Runde gehen. Dann zwar bei Tageslicht, dafür aber mit Autofahrern, die ihm das Leben nicht immer einfach machen. Aber diese Geschichte soll ein andermal erzählt werden.