Beschäftigte und Mitarbeiter der Wefa in Rödental bauen das Bürglaßschlösschen maßstabsgetreu nach. Die ursprünglichen Modelle sind völlig zerstört.
Ob der Übeltäter die Stadt- oder die Landmaus war, bleibt offen. Dass es sich eine kleine Maus im Miniatur-Trausaal des Burglassschlösschens gemütlich gemacht hat und dabei Wände angeknabbert und den Parkettboden zerbröselt hat, ist sicher. Sie hat deutliche Spuren hinterlassen.
Doch sie ist nicht die einzige, die sich an dem Modell zu schaffen gemacht hat. Vielmehr Schaden haben Wind und Wetter angerichtet. Ob "Coburg in Miniatur", wie die Modelle der Ehrenburg, des Schlossplatzes, des Landestheaters, des Bürglaßschlösschens , des Ketschentores und des Rittersteichschlösschens genannt werden, zu retten sind, bleibt fraglich.
Die Coburg Stadt und Land aktiv GmbH hat sich dem Ensemble angenommen.Ehrgeizig und zuversichtlich setzte sich Annabelle Menzner und ihr damaliger Chef Stefan Hinterleitner für die Wiederherstellung der Miniaturgebäude ein. Eine Reportage im Tageblatt im Sommer 2018 hatte auf den miserablen Zustand des Ensembles, das im Garten der Ernstfarm ausgestellt war, aufmerksam gemacht. Mühsam war der Abbau der Gebäude, das Zerlegen in Einzelteile und der Transport in einen Leerstand im Steinweg. Traurig die Erkenntnis, dass die Modelle kaum erhalten werden können.
Großer Glücksfall
Als einen großen Glücksfall bezeichnet es Annabelle Menzer, dass am Tag der Städtebauförderung zufällig Michael Schäfer von der beruflichen Bildung der Wefa im Steinweg vorbeikam - und sich spontan in die Miniaturen verguckte. "Dass da viel Herzblut drinsteckt, habe ich auf den ersten Blick gesehen", erinnert er sich. "Ich wusste, wir haben die Möglichkeiten, die Modelle mit unseren Beschäftigten in der beruflichen Bildung zu sanieren", sagt er. Als dann auch noch der Leiter der Wefa, Matthias Emmer, vorbeikam und auch bei ihm der Funke für die Idee übergesprungen ist, war das Projekt schon fast eingetütet. Noch einmal drüber schlafen und dann war klar: Die Wefa steigt in das Projekt des Regionalmanagements ein. "Wir bringen die Manpower, Coburg Stadt und Land aktiv zahlt die Materialkosten!" Gesagt getan.
Die Wefa nimmt es in die Hand
Das Bürglaßschlösschen hat Einzug in die Wefa in Rödental gehalten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Schon im Erdgeschoss sind erste Spuren sichtbar. An einer Schautafel hängen Fotos mit den Malereien des historischen Trausaals. An einem Schreibtisch davor sitzt Gruppenleiterin Christine Rauchert-Bohla, die die Intarsien- und Wandmalerein nachzeichnet. Ihre Kollegin Tanja Faustmann schaut über die Schulter und gibt Tipps. Sie wird es sein, die sich später um maßstabsgerechte Dekoration kümmert.
Im ersten Stock wird das Ausmaß des neuen Projekts deutlich. In einem großen Raum steht mittig das zum Teil zerlegte Miniatur-Schlösschen, daneben bereits der Rohbau eines Nachbaus. An Schautafeln hängen Innen- und Außenansichten des Originals und an zwei Arbeitstischen wird gefeilt, geklebt, gesägt, gemalt und getüfftelt. Eine Mini-Kreissäge wurde angeschafft und eine Sandstrahlkabine gebaut.
Originalteile werden verbaut
"Tatsache ist, dass das Miniatur-Gebäude nicht gerettet werden kann. Wir bauen neu", sagt Projektleiter Michael Schäfer. Sein Assistent Klaus Wunder, Zimmermann mit pädagogischer Zusatzausbildung, erläutert, dass durch das Austrocknen der Wände die Risse und Schäden noch deutlicher zum Vorschein kamen. Originalteile, wie der historische Balkon oder Details aus dem Trauzimmer, das beim Abnehmen des Dachs erst entdeckt wurde, werden übernommen. Neu dagegen müssen die Fenster gezimmert werden. Einen ganzen Tag lang haben Michael Kopelent und Andreas Rath an den filigranen Holzmodellen gebastelt. Der Aufwand ist enorm. Jetzt hat sich die Mannschaft entschlossen, die 32 Fenster in Gußharz zu gießen. Eine Form ist bereits erstellt. Die Wefa in Niederfüllbach übernimmt den Guss. Matthias Thunser, gelernter Schlosser mit pädagogischer Zusatzausbildung tüftelt derweil an der Zusammensetzung des Putzes.