Männer händeringend gesucht!

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Jede will Markus Bräu haben: Beim B-Team der TVK-Lateinformation müssen sich in der derzeitigen Teamstärke tatsächlich drei Tänzerinnen einen Mann teilen. Natürlich hätten Stefanie Kräußlich, Katarina Motschmann und Christine Grottschreiber (von links) lieber jede einen Partner ganz für sich allein. Foto: Ulrike Nauer
Jede will Markus Bräu haben: Beim B-Team der TVK-Lateinformation müssen sich in der derzeitigen Teamstärke tatsächlich drei Tänzerinnen einen Mann teilen. Natürlich hätten Stefanie Kräußlich, Katarina Motschmann und Christine Grottschreiber (von links) lieber jede einen Partner ganz für sich allein.  Foto: Ulrike Nauer

Der Lateinformation des TV Ketschendorf fehlen zur Turnierstärke noch drei bis vier männliche Tänzer.

Die B-Mannschaft der TVK-Lateinformationen hat akuten Männermangel. In der vergangenen Saison ging das Team noch mit acht männlichen Tänzern an den Start, nun haben vier davon die Formation verlassen. Die verbliebenen Tänzerinnen und Tänzer suchen nun händeringend Ersatz, denn mit nurmehr vier Paaren könnte die Formation in der laufenden Saison keine Turniere tanzen. An Schulen, der Hochschule Coburg und bei Arbeitskollegen haben die Tänzer bereits für ihre Formation geworben, zusätzlich haben sie nun auch im Tageblatt einen Aufruf gestartet.


Spaß ist das Wichtigste

Was auf die Interessenten zukommt, welche Anforderungen sie erfüllen müssen, erzählen die beiden Tänzer, Stefanie Kräußlich und Markus Bräu. Zunächst wäre da die Frage nach den Vorkenntnissen und der Ausrüstung. Stefanie Kräußlich lacht.
"Spaß, Geduld und Schmerztoleranz an den Füßen." Nein, im Ernst, so lange jemand Spaß am Tanzen habe, müsse er keine weiteren Voraussetzungen erfüllen. Tanzerfahrung sei keine Bedingung. "Wir nehmen auch blutige Anfänger." Fürs Training sei normale Sportkleidung erstmal völlig ausreichend, ergänzt Markus Bräu. Was das Alter angeht, sei zwischen 13 und 29 alles willkommen, wobei die Obergrenze nicht wirklich fix ist. Wenn jemand mit 33 Jahren mitmachen wolle, werde der ganz bestimmt nicht weggeschickt. Die Größe spiele im Übrigen keine Rolle - groß, klein, egal. Die Tänzer kommen übrigens aus ganz Oberfranken. "Wir haben fast alle Landkreise dabei", sagt Stefanie Kräußlich.
Trainiert wird einmal in der Woche, meistens am Sonntag, vier bis fünf Stunden lang. "Wenn Ferien sind, machen wir auch mal Pause", sagt Markus Bräu. Zwei bis drei Mal im Jahr legen die Tänzer auch ein Trainingswochenende ein - das heißt dann: zwei volle Tage tanzen. Mittwochs besteht noch die Möglichkeit, freiwillig von 19.30 bis 20.30 Uhr die "Basics" zu üben. Hier gehe es zum Beispiel darum, das Taktgefühl zu schulen.
Zu Beginn einer neuen Saison lernen die Formationstänzer zunächst die neue Choreografie. Das werde in etwa bis November dauern, sagt Stefanie Kräußlich. Im Herbst werden die Paare festgelegt, ehe es dann im Januar mit den Turnieren losgeht. Fünf bis sechs absolviert das B-Team des TVK pro Saison.
Während der Trainingsphase ist der Männermangel noch nicht so problematisch. Die Damen, die deutlich in der Überzahl sind, teilen sich die wenigen Männer - sprich, es wird durchgewechselt. Die Damen, die gerade keinen Herren haben, tanzen einfach allein. Bei Turnieren ist das allerdings nicht erlaubt und mit nur vier Paaren könnte die Formation nicht bei Turnieren starten. Sechs Paare seien das Minimum, acht wären optimal, sagt Markus Bräu.
Eine Saison ohne Turniere wäre für die Formation eine herbe Enttäuschung. "Man trainiert ein Dreivierteljahr, dann will man auch zeigen, was in einem steckt", beschreibt Markus Bräu. "Der Applaus, der Jubel bei den Turnieren, das ist Genuss, Belohnung, Motivation."
Außerdem hat das B-Team der TVK-Lateinformationen natürlich in der Oberliga Süd auch eine Position zu verteidigen. "Wir hatten als Neulinge angefangen und uns zuletzt um Platz 3 in der Liga gebattelt", berichtet Stefanie Kräußlich. "Wir möchten das voranbringen und nicht sagen müssen: es scheitert an zu wenigen Herren."
Natürlich ist beiden bewusst, dass die Hemmschwelle für Männer nicht eben niedrig ist. Aber, so findet Markus Bräu, die meisten Argumente gegen das Tanzen sind entweder Klischees oder einfach nur Ausreden. Wer etwa der Meinung sei, er habe zwei linke Füße, solle doch bitte zum TVK kommen, sagt Markus Bräu. "Wir beweisen ihm das Gegenteil!"


Tanzen erst spät entdeckt

Hier spricht Bräu, der den Aufruf im Tageblatt initiiert hat, übrigens aus eigener Erfahrung. Er selbst ist das beste Beispiel dafür, dass man nicht von Kindesbeinen an getanzt haben muss, um Erfolg zu haben. Als junger Mann habe er Tanzen einfach unmännlich gefunden. "Ich habe mich lieber am Tresen festgehalten als an einer schönen Frau", sagt er lachend. Selbst als alle seine Freunde sich nach und nach zum Tanzkurs anmeldeten, wollte er zunächst nicht mitmachen. Erst in letzter Minute habe er sich durchgerungen, weil er nicht der einzige sein wollte, der nicht dabei ist.
Mit Ende des Kurses war die Tanzlaufbahn des jungen Markus Bräu dann aber erst einmal wieder erledigt - bis 2013. Da wechselte der Oberpfälzer, inzwischen 27 Jahre alt, beruflich nach Coburg. "Ich kannte hier niemanden. Deshalb war mein Ziel, etwas zu machen, bei dem man Leute kennenlernen kann." Über Kollegen kam Bräu zur TVK-Lateinformation. Er muss lachen, wenn er an seinen ersten Besuch beim Training denkt. "Ich war schockiert, wollte am liebsten davonlaufen." Trotzdem versuchte er es. "Die ersten Schritte sind mir sehr schwer gefallen", gibt er zu. Gar nicht so einfach, das "Schamgefühl" zu überwinden und "die Hüfte pendeln zu lassen". Aber Markus Bräu schaffte es und ist heute absolut überzeugt von "seinem" Sport.


Man(n) geht aufrechter

"Nach sechs Wochen habe ich es an der Bewegung gemerkt. Die Haltung ist aufrechter geworden, Ausdauer und Fitness haben sich verbessert." Tanzen sei zwar noch immer eine Randsportart, aber sie stärke das Selbstbewusstsein und man übe ganz nebenbei, sich zu präsentieren. "Das kommt im Lebenslauf sehr gut an", hat Bräu festgestellt. "Das Interesse für neue, ungewöhnliche Dinge - das sehen Personaler gerne."
Für Markus Bräu persönlich hat sich auch der Wunsch nach sozialen Kontakten in einer fremden Umgebung erfüllt. "Wir sind eine gute Gruppe, unternehmen auch oft etwas zusammen, gehen zum Beispiel gemeinsam essen. Das bringt doch was fürs Leben." Und einen hübschen Nebeneffekt hat das Tanzen auch noch, wie der 30-Jährige grinsend feststellt. "Wo sonst darf man mal so den Macho, den Verführer oder den Liebhaber raushängen lassen, ohne dass es jemanden stört."

Hier gibt's weitere Informationen

Kontakt info@formation-coburg.de, 0170/7552136.

Training Trainiert wird immer in der Kurt-Heller-Halle, Dr.-Walter-Langer-Straße 4, Coburg-Ketschendorf. Interessenten können zum "Schnuppern" einfach vorbeikommen, sollten sich vorab aber telefonisch oder per Mail informieren, ob das Training tatsächlich stattfindet.