Komponist Andreas Späth: Kleiner Meister aus Rossach

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Schauen sich an, wie sich die Großheirather Kinder den Komponisten Andreas Späth vorstellen (von links): Marc Holland, Udo Siegel, Arno Seifert, Judith Hielscher und Jana Baum. Fotos: Berthold Köhler
Schauen sich an, wie sich die Großheirather Kinder den Komponisten Andreas Späth vorstellen (von links): Marc Holland, Udo Siegel, Arno Seifert, Judith Hielscher und Jana Baum. Fotos: Berthold Köhler

Vor 225 Jahren wurde in der Coburger Straße in Rossach der Komponist Andreas Späth geboren. Die Gemeinde und die Kinder der Grundschule haben sich deshalb gemeinsam auf Spurensuche begeben.

Für Bürgermeister Udo Siegel (CSU) ist Andreas Späth "auf jeden Fall der größte Sohn der Gemeinde". Andreas Späth war Organist, Konzertmeister und Komponist - ein "Kleinmeister", wie ihn Fachleute aus der Kultur nennen. Späth, der Bauernsohn aus Rossach, wurde vor 225 Jahren geboren. Dieses Jubiläum hat die Gemeinde zum Anlass genommen, um sich auf die Spuren Späths zu machen.

Wenn es um ihren großen Sohn geht, haben die Großheirather allerdings ein Problem: Sie wissen nicht, wie er ausgesehen hat. "Es ist bisher noch nicht gelungen, ein Portrait von ihm zu finden", sagt Helmut Schöttner, der Geschäftsleiter der Gemeinde. Diese Wissenslücke war der Anlass für einen Wettbewerb, der in der Siegfried-Möslein-Grundschule durchgeführt wurde: Die Kinder dort sollten malen, wie sie sich Andreas Späth vorstellen.
Am Ende wurde es aber mehr als "nur" ein Malwettbewerb. So besuchte mit Arno Seifert ein studierter Kirchenmusiker die fünf Schulklassen und erzählte ihnen von der Musik und der Biografie Späths. "Nicht einfach", erinnert sich Schulleiterin Jana Baum, waren die pädagogischen Voraussetzungen für das Schulprojekt. Alleine schon deshalb, weil die sechs- bis zehnjährigen Kinder sich ohne irgendeine Vorlage mit der Person Andreas Späth auseinandersetzen mussten. "Wir haben uns gemeinsam an das Thema heran gestastet", berichtet Arno Seifert, der immerhin eine Musikkassette mit einem Werk Späths vorspielen konnte. Damit er in Zukunft keinen leiernden Kasten mitbringen muss, wird Arno Seifert am Sonntag das von ihm geleitete Festkonzert in der Rossacher Kirche - natürlich ausschließlich mit Späth-Werken - mitschneiden.

Was die Kinder im Unterricht zu hören bekamen, beschreibt Seifert laientauglich: "Am ehesten in Richtung Mendelssohn" würde der Musik-Fachmann die Werke Späths einordnen. Viele davon waren klassische Auftragsarbeiten, wie etwa "Te Deum laudamus" (für die Silber-Hochzeit von Herzog Ernst und Herzogin Alexandrine von Sachsen, Coburg, Gotha) oder "Missa solennis" zur Einweihung der neuen katholischen Kirche in Coburg im Jahr 1860.

Zahlreiche der originalen Handschriften und Notenblätter aus der ersten Coburger Schaffenszeit Späths, der um 1821 auf eine (wohl) besser dotierte Organisten-Stelle in die französische Schweiz wechselte, liegen noch in der Landesbibliothek. Viele davon sind noch nicht einmal richtig aufgearbeitet, so dass Helmut Schöttner nach Gesprächen mit der Historikerin Angelika Tasler immer noch auf ein Portrait Späths hofft: "Wir sind sehr zuversichtlich, noch etwas zu finden." Vielleicht ja auch die Oper "Ida von Rosenau", die am 5. März 1820 aufgeführt wurde, deren Unterlagen aber seitdem verschollen sind.

Ein Teil der wertvollen Originale wird beim Festabend zu sehen sein, den die Gemeinde am Freitag in der Siegfried-Möslein-Schule veranstaltet. Natürlich werden dabei auch die jeweils drei besten Bilder aus jeder Grundschul-Klasse ausgezeichnet. Während Bürgermeister Udo Siegel schon sein persönliches Lieblingsbild gefunden hat, ist Judith Hielscher als Leiterin der ersten Klasse immer noch hin- und hergerissen: "Liebevoll, ideenreich und vielfältig", findet sie alle Arbeiten der Kinder, denen sich eigentlich allen Preis gewünscht hätte.

Ein Stück Heimat-Kultur

Vielleicht kommt es ja noch so - Marc Holland vom "Kultur- und Schulservice Coburg" will sich jedenfalls noch einmal darum bemühen, dass jedes Kind für sein Engagement belohnt wird. Das Projekt in der Möslein-Schule passe auf jeden Fall ideal in das Anforderungsprofil, das der "Kultur- und Schulservice" für seine Arbeit entworfen hat. "Wir wollen, dass die Kinder einen Zugang zu ihrer Heimat und ihrer Kultur bekommen", sagt Holland, dessen Dienstsitz sich im Landratsamt befindet. Holland könnte sich sogar vorstellen, dass die in Großheirath entstandenen Unterrichts-Unterlagen an andere Schulen im Landkreis weitergegeben werden. Ein Mann wie Andreas Späth, der sei schließlich von mehr als nur lokaler Bedeutung.
Am Ende seines Lebens - Späth kehrte 1838 aus der Schweiz wieder nach Coburg zurück und verdiente dort als Konzertmeister und Hoforganist gut - war der Rossacher Bauernsohn aus finanzieller Sicht ein gemachter Mann. Das unterscheidet ihn offensichtlich von vielen Branchen- und Zeitgenossen, wie Arno Seifert erzählt: "Musiker sind immer arme Leute."