Kleiner Piks, der Großes bewirkt

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Patric Türkis (rechts) hat sich schon vor Jahren für seinen Bruder typisieren lassen. Zusammen mit Michael Herpich und Claudia Prediger demostriert er bei der Aktion am Sonntag fürs Foto, wie die Blutprobe für die Typisierung genommen wird. Foto: Daniela Pondelicek
Patric Türkis (rechts) hat sich schon vor Jahren für seinen Bruder typisieren lassen. Zusammen mit Michael Herpich und Claudia Prediger demostriert er bei der Aktion am Sonntag fürs Foto, wie die Blutprobe für die Typisierung genommen wird. Foto: Daniela Pondelicek

Die Typisierung der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern holte am Sonntag zahlreiche Spendenwillige in die Coburger HUK-Arena. Patric Türkis, der bereits selbst gespendet hat, erzählt, warum man vor der Prozedur keine Angst haben muss.

Ausgelassene Stimmung herrscht an diesem Sonntagvormittag in der HUK-Arena. Aus den Boxen dröhnt laute Musik, während auf dem Spielfeld Jugendliche gegeneinander im Bubble-Football-Cup antreten, also umschlossen von großen Kunststoffblasen Fußball spielen. Die Spieler haben so viel Freude am Spiel, dass man kaum erahnen kann, dass dieses Turnier einen ernsten Hintergrund hat. Jährlich erkranken in Deutschland mehr als 10 000 Menschen an Leukämie, deshalb hat die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern heute zur Typisierung aufgerufen.
Wie wichtig es für Leukämiepatienten ist, einen Knochenmarkspender zu finden, hat Benjamin Klauß am eigenen Leib erfahren müssen. Als er 16 Jahre alt war, erkrankte er an Blutkrebs. "Zunächst hat man mich mit einer Chemotherapie behandelt, doch dann brauchte ich eine Knochenmarkspende", erzählt er. Sein Bruder Patric Türkis habe sich damals sofort typisieren lassen. "Bei Geschwistern liegt die Wahrscheinlichkeit nur bei 25 Prozent, dass man auch als Spender geeignet ist. Also war es großes Glück, dass ich als Spender in Frage kam", erklärt Patric.


Aufgeregt, aber nicht ängstlich

Nachdem er nochmals untersucht und ihm ein Stoff gespritzt worden war, der die Zellerneuerung anregt, habe man ihn an eine Maschine angeschlossen, die die Stammzellen aus dem Blut filtere. "Ich hatte keine Angst davor, aber aufgeregt und nervös war ich schon", erzählt Patric. "Letztendlich war es nicht schlimm, es wurde mir vor Ort alles wunderbar erklärt."
Sein Bruder Benjamin habe sich währenddessen in Quarantäne befunden. "Damit mein Körper die Spende annehmen kann, war mein Immunsystem ausgeschaltet", erklärt er. Das sei nicht immer einfach gewesen. "Jeder, der in mein Zimmer wollte, musste sich eine Art Schutzanzug anziehen, damit ich nicht mit Keimen in Berührung kam. Ich durfte nichts aufheben, was auf dem Boden gefallen war und musste mich täglich mit Desinfektionsmitteln abduschen", berichtet Benjamin. "Das war echt anstrengend!"
Doch mit Unterstützung seiner Familie habe er es geschafft, diese Zeit durchzustehen. "Meine Mama kam jeden Tag ins Krankenhaus und hat mit mir Gesellschaftsspiele gespielt, das hat mir sehr geholfen", erzählt er. 27 Tage nach der Spende durfte er endlich nach Hause. "Ich musste mich zwar immer noch einschränken, durfte zum Beispiel nicht alles essen. Aber ich war trotzdem erleichtert." Schritt für Schritt kehrte dann wieder Normalität ein. "Nach einem halben Jahr durfte ich auch wieder mit zum Einkaufen", erzählt er. Jetzt, zwei Jahre später, könne er wieder alles machen und habe keine Einschränkungen mehr.


Plakat erregte Aufsehen

In der HUK-Arena haben sich Gabriel Schröck, Isabel Blömer und Nicole Ott typisieren lassen. Gabriel Schröck hatte das Plakat gesehen und sich sofort entschieden, dabei zu sein. "Ich dachte mir, ich muss diese Chance nutzen, denn die Typisierung dient einem guten Zweck", erklärt er. Isabel Blömer denkt genauso. "Die Typisierung ist eine wichtige Sache. Es ist ja nur ein kleiner Piks, mit dem man aber Großes bewirken und helfen kann", findet sie. Nicole Ott hat sich für die Typisierung entschieden, weil sie durch die Ejott zur Stiftung für krebskranke Kinder Coburg gekommen sei. "Wir haben für die Stiftung immer Spenden gesammelt und sind nun auch mit zwei Mannschaften beim Bubble-Cup vertreten. Nun haben alle Mitglieder beschlossen, sich typisieren zu lassen."
Sollte eines Tages der Anruf kommen, dass sie als Spender für jemanden geeignet sei, wisse sie noch nicht so genau, wie sie reagieren würde, gibt Isabel zu. "Im ersten Moment weiß man sicher nicht, was man sagen soll. Aber ich würde mich grundsätzlich darüber freuen, jemandem helfen zu können", sagt sie.


Was, wenn der Anruf kommt?

Auch Gabriel Schröck würde den Anruf mit gemischten Gefühlen entgegennehmen. "Doch die Freude würde sich auf jeden Fall durchsetzen, sodass ich auf jeden Fall Knochenmark spenden würde", erklärt er. Auch Nicole Ott sagt, sie wäre sofort dabei, wenn der Anruf käme. "Der erste Schritt ist ja jetzt schon getan, deshalb würde ich mich sehr darüber freuen."