Die 30. Grenzlandtauschtage in der Heubischer Mehrzweckhalle Neustadt waren ziemlich emotional. Denn sie erinnerten an die Grenzöffnung.
30 Jahre ist der Verein der Sammler- und Briefmarkenfreunde (SuB) Neustadt nunmehr kulturell in seiner Heimatstadt tätig. Mit unterschiedlichen Ausstellungen wurden bisher Sammelfreunde und historisch interessierte Besucher besonders zu den Grenzlandtauschtagen erfreut. Am Wochenende gab es jetzt die 30. Auflage, und der Verein blickte auf sein 30-jähriges Bestehen. Zur Ausstellungseröffnung in der Mehrzweckhalle der Heubischer Schule war der Schirmherr, Staatssekretär a. D. Jürgen W. Heike, am Samstagvormittag wegen seiner Geburtstagsfeier nicht dabei. "Heute ist mein Vater ja selber als Sammler von Glückwünschen unterwegs", sagte Dominik Heike. "Er hat mich beauftragt, mich an seine Grußworte zu halten. Aber einiges muss ich kürzen, weil das nicht so auf mein Alter passt", stellte der Sohn des Schirmherrn fest und das Publikum schmunzelte. "Aber eins muss ich doch ausrichten: Er freut sich natürlich, dass er zum Schirmherrn ernannt wurde." Und das hatte Jürgen W. Heike bereits zum 15. Male gerne angenommen.
Alljährlich präsentieren sich die SuB zu den Grenzlandtauschtagen mit stets einem Hauptthema. In diesem Jahr war der Fokus auf die 30-jährige Wiedervereinigung gerichtet, jene friedliche Revolution der Bürger der damaligen DDR. Dominik Heike erinnerte an die Bergmühle, das Ausflugsziel der Familie, wohin alle nochmals pilgerten. Dort, wo sie frisch gebackenes Brot mit Butter bekamen und selbst gebackenen Kuchen. "Das Besondere daran war: Keine hundert Meter weiter war der Zaun! Da standen auf der anderen Seite die Vopos mit dem Maschinengewehr. Selbst, wenn man gewunken hatte, kam da keine Reaktion, man schaute in eine Leere." Im November 1989 sei plötzlich alles anders gewesen. "Die Grenze Neustadt bei Coburg wurde geöffnet. Mein Vater ging ans Fenster, und alles war voller Trabbis. Es war eine Zeit, die alle bewegte. Man erlebte etwas, was Menschen bewegte und sie zusammenbrachte." Wie gehe es weiter, was bringe die Zukunft? Wachse Deutschland zusammen? Schaffe man, sich gemeinsam zu entwickeln?, das sei seinem Vater durch den Kopf gegangen, erzählte Dominik Heike. "Heute können wir verdammt stolz sein, was wir aus diesem Deutschland gemacht haben", betonte er.
Jeder habe eine Geschichte erlebt, welche nur selten so eindrucksvoll erlebt werden könne. Auch für die SuB sei 1989 ein ganz besonderes Jahr gewesen, die Vereinsgründung unter dem Vorsitz von Burkhard Grempel. "Ich schätze an diesem Verein den Bezugspunkt ,Geschichte‘. Kleine Stückchen Papier, liebevoll erstellt und dann eben auch gesammelt, waren Grundlage für einen Verein, der zur Bewahrung unserer Geschichte einen großen Anteil hat. Durch diese Briefmarken ist die Erinnerung an die vergangenen Zeiten genauso dokumentiert, wie die heutige Zeit. Ein bewusster Betrachter der Briefmarken und der gesamten Sammlungen erhält Impulse, die ihm sonst nicht zuteil werden würden. Dabei wird nicht nur die hiesige Region dargestellt, sondern weit darüber hinaus geschichtliche Ereignisse rund um die Welt dokumentiert und für die Zukunft erhalten", hatte Schirmherr Jürgen W. Heike sein Grußwort in die Festschrift geschrieben. "Ich halte es für wichtig, wenn hier unsere Vergangenheit am Leben erhalten wird, unsere Jugend mit der Vergangenheit konfrontiert wird und zuletzt ein sinnvolles Hobby mit Gleichgesinnten betrieben wird", hatte der Schirmherr hinzugefügt. Dominik Heike sah auf das Kuvert in seiner Hand und fügte hinzu: "Mit dicker Schrift hat mein Vater noch geschrieben: ,PS: Bitte Umschlag des Schirmherrn an den Vorsitzenden übergeben‘". Dominik Heike befolgte die Anweisung des Vaters und überreichte dem Vereinsvorsitzenden das Geburtstagsgeschenk.
"Das Ergreifendste"
Stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer (FW) sagte, er sei dankbar für die dieses Rückbesinnen. "Unsere Aufgabe ist zu verstehen, dass diese Medaille mit ihren zwei Seiten durchaus ihren großen Wert besitzt." Dritter Bürgermeister Martin Stingl (SPD) sagte: "30 Jahre Sammler- und Briefmarkenfreunde, 30 Jahre offene Grenzen und die 30. Grenzlandtauschtage, diese Verbindung ist eine Besonderheit." Jeder verbinde in seiner Erinnerung daran starke Emotionen. "Und wenn ich zurückblicke, war das für mich das Ergreifendste, was ich in meinem Leben miterleben durfte", so Stingl. "Aber wir haben hier eine breitgestreute Ausstellung der Grenzlandtauschtage", dankte Stingl für die immense Arbeit. "Sie haben den Fundus, auf den man zurückgreifen kann, haben das Wissen und die Begeisterung, was Sie zur Präsentation mitbringen", sagte Stingl anerkennend zu den SuB-Mitgliedern. "Das, was wir aufgebaut haben, möchten wir gerne weitermachen, bräuchten aber noch ein paar jüngere Leute, die in unsere Fußstapfen treten", antwortete Vorsitzender Grempel darauf mit einem Wunsch. Geehrt wurde Hermann Bauernfreund mit dem Vereinsabzeichen mit offenem Kranz.