In der Georgskirche in Neustadt führte der Kinder- und Jugendchor der evangelischen Stadtkirche ein Musical über Martin Luther auf.
An einem Namen kommt man in diesem Jahr nicht vorbei: Martin Luther. Der Kinder- und Jugendchor Neustadt hat sein Publikum mit dem Musical "Martin Luther" auf eine Zeitreise ins frühe 16. Jahrhundert mitgenommen. Die Lieder und Szenen des Musicals zeigten den Zuschauern verschiedene Stationen im Leben Luthers.
Es begann in der Kindheit
Um Luthers Lebensweg zu verstehen, stellten die Kinder und Jugendlichen im Chor zunächst dessen Kindheit dar. Bei einem typischen Abendessen konnten die Zuschauer sehen, wie Martin Luther aufgewachsen ist. Eltern und Lehrer sind zu der Zeit streng, die Kinder müssen sich vor harten Bestrafungen bei Ungehorsam fürchten. Angst haben die Kinder auch vor Gottes Urteil, denn sie glauben, seine Strafen seien noch viel schlimmer.
Auch Luthers Vater behandelt ihn und seine Geschwister mit Strenge. In Martin setzt er all seine Hoffnung, denn dieser schneidet in allen Fächern sehr gut ab. Martin wird ihn aber enttäuschen, denn bei einem Gewitter schwört er Gott, ins Kloster zu gehen, wenn Gott ihn beschütze und er unversehrt bleibe.
Was Luther in Rom erlebt
Im Kloster wartet eine Herausforderung auf Luther: Er soll zum Papst nach Rom. Die anfängliche Euphorie ist aber schon bald verflogen, als er in Rom ankommt. Dort begreift er, dass die Kirche ein lukratives Geschäft mit den Ängsten der Menschen macht: Um der Strafe Gottes zu entgehen und nicht im Fegefeuer zu landen, sollen sie sich die Erlösung durch Ablassbriefe erkaufen.
Von der Reise zurückgekehrt, hat er während des Turmerlebnis beim Studieren der Bibel die Erleuchtung: Gott bestraft nicht, sondern ist barmherzig und vergibt den Menschen auch ohne einen Ablassbrief. Diese Erkenntnis bewegt Luther zu einem sehr gewagten Schritt. Er formuliert seine 95 Thesen, womit er sich keine Freunde macht.
Für die Kirche ist er ein Ketzer, der Kaiser erklärt ihn zum "Vogelfreien", dem niemand helfen darf. Luther bekommt trotzdem Hilfe und wird auf die Wartburg gebracht, um der drohenden Gefahr zu entkommen. Als "Junker Jörg" bleibt er hier unentdeckt und übersetzt in nur elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche, damit alle Menschen das Wort Gottes selbst lesen können.
Luther und seine Thesen werden immer bekannter, auch dank des Buchdrucks. Darüber sprechen die Leute. Auf dem Markt erzählen sich die Menschen auch, wie Katharina von Bora aus dem Kloster geflohen ist und Martin Luther geheiratet hat.
Die Rolle der Nonne
Da das aber gefährlich und verboten ist, verschlüsseln sie die Geschichte: Statt von Nonnen singen sie von Fischen, die der Fischer, also ein Wittenberger Stadtrat, zu Lucas Cranach gebracht hat. Danach schließt sich der Kreis: Gezeigt wird wieder eine Szene beim Abendessen, diesmal ist allerdings Luther der Vater. Geändert hat sich allerdings viel: Gebetet wird nun auf Deutsch, und Luther tritt weniger als strenger, sondern als liebevoller Vater auf.
Im letzten Lied des Stücks fassen die Sänger zusammen, was heute noch von der Reformation geblieben ist: die deutsche Sprache, Luthers Kirchenlieder und der Glaube an einen gnädigen Gott. Und auch wenn die Kirchenspaltung immer wieder für Auseinandersetzungen gesorgt hat, so gehen katholische und evangelische Kirche mittlerweile aufeinander zu und feiern das Kirchenjubiläum ökumenisch.
Für das Stück bekamen die Sänger und Schauspieler tosenden Applaus vom Publikum. Deshalb boten sie als Zugabe noch einmal ihr erstes Lied, indem sie sich fragten, wer Martin Luther war und warum seine Arbeit heute noch wichtig ist. Doch diesmal wussten die Zuschauer auch die Antworten auf diese Fragen.