Nach 21 Monaten Ausbildung wissen "Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung", wie in der Küche der Hase läuft. Weil die Kurse im Rahmen der Landwirtschaftsförderung gefördert werden, fallen dabei nicht einmal Gebühren an.
Wer als Mann eine der 15 Damen aus dem diesjährigen Kurs der Teilzeitschule für Hauswirtschaft "erwischt" oder gar schon zur Frau hat - der hat, wenn es um das Essen geht, wirklich ein großes Los gezogen. Eine "Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung" ist nämlich eine echte Meisterin für das, was aus der Küche kommt.
132 Stunden der insgesamt 21-monatigen Ausbildung verbringen die Frauen gemeinsam mit ihrer Lehrkraft, Marianne Rebelein, in der Küche der Coburger Landwirtschaftsschule. Dort lernen sie unter anderem, wie man rationell und schmackhaft kocht - aber auch, dass Lebensmittel aus der Region und saisonal passend sein sollten. Rohe Erdbeercreme - das ist zum Beispiel was für das Frühjahr. "Wer Erdbeeren im Dezember kauft", sagt Marianne Rebelein, "der macht etwas falsch."
Eines der regionalen Produkte, die der Fachoberlehrerin besonders am Herzen liegen, ist das Wild. "Viele können damit nur wenig anfangen", sagt Rebelein, die ihren Schülerinnen deshalb auch zeigt, wie man größere Reh-Stücke richtig zerlegt und in der Küche weiterverarbeitet. Auch Wildschwein steht bei ihr auf dem Speiseplan.
Kochen in Gemeinschaft Die Wege der 15 Damen, die im September ihre Ausbildung am Coburger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten begonnen haben, sind höchst unterschiedlich. Nur noch die wenigsten von ihnen stammen aus Landwirts-Familie, einst das klassische Klientel der Teilzeitschule. Viele von ihnen haben schon eine Berufsausbildung hinter sich, wie zum Beispiel Tanja Degen: Sie ist Kauffrau im Eisenbahn- und Straßenverkehr und schwärmt vom Unterricht in Coburg: "Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft."
Das "Küken" der Runde stammt immerhin aus der Landwirtschaft: Greta Albrecht aus Meeder hat zwar schon einen landwirtschaftlichen Studien-Abschluss und sogar den Jagdschein in der Tasche, sich aber zugegeben bisher "nicht allzu groß" mit dem Kochen auseinander gesetzt. Weil am Mittags-Tisch ihrer Familie aber schon manchmal sieben, acht Mann und mehr sitzen, hat sie sich an der Teilzeitschule angemeldet. Nun fährt sie seit September jeweils zweimal die Woche nach Coburg, der Unterricht dauert meist von 8.30 bis 13 Uhr. Feste Zugangsvoraussetzungen gibt es eigentlich nicht, wobei man im Amt für Landwirtschaft schon Wert darauf legt, dass die Frauen schon einen Abschluss "oder zumindest vergleichbare Erfahrung im Haushalt" (Marianne Rebelein) haben.
Sonja Wicklein aus Lichtenfels hat zum Beispiel schon mehr Routine als Greta Albrecht, was die Arbeit in der Küche angeht. Aber auch sie hat seit dem Herbst viele neue Erfahrungen gesammelt. "Die Hauswirtschaft von Grund auf erlernen" - das war für sie die Motivation. Waltraud Hartmann hat seit jeher "totales Interesse" an allem, was Ernährung angeht und findet es deshalb gut, dass es so etwas wie Landwirtschaftsschule gibt. Eine solche Einrichtung sei schließlich der Garant dafür, dass die Wertschätzung für gute Küche nicht verloren gehe.
Bezahlen müssen die Schülerinnen für ihre Ausbildung nichts, lediglich die Zutaten für die 132 Koch-Stunden werden abgerechnet. "Der Kurs wird vom Freistaat Bayern gefördert", erklärt Rebelein. Rund um die 20 Frauen aus den Landkreisen Coburg und Lichtenfels sind es, die sich jedes Jahr für den Ausbildungsbeginn im Herbst einschreiben. Ein paar scheiden im Laufe der Zeit immer aus Zeitmangel aus - "und eine Schwangerschaft gehört eigentlich auch immer dazu", ergänzt Rebelein und erntet dafür heiteres Lachen und Kopfnicken ihrer Schülerinnen.
Jede Menge Möglichkeiten Wenn die 15 (von 22) verbliebenen Damen des 2014-er Kurses ihre Ausbildung und die Prüfung im Juli 2016 hinter sich gebracht haben, stehen ihnen viele Türen offen. Teia Wich, die eigentlich "nur eine bessere Hausfrau" werden wollte, hat sich inzwischen schon Gedanken über ihre berufliche Zukunft gemacht. Sie würde sich gerne selbstständig machen und älteren Menschen Haushaltsdienstleistungen anbieten. "Kein Problem", sagt Marianne Rebelein - "der Markt für so etwas wird immer größer". Alleine schon deshalb, weil Senioren möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und nicht in ein Seniorenheim umziehen wollen. Da ist dann eine "Fachkraft für Ernährung und Haushaltsmanagement" die richtige Hilfe.
Während der über 600 Stunden umfassenden Ausbildung geht es aber nicht immer so lustig, praktisch und schmackhaft zu wie im Küchen-Unterricht bei Marianne Rebelein. Berufs- und Arbeitspädagogik stehen ebenso auf dem Stundenplan, bei aller Praxis wird also auch die Theorie nicht vergessen. Bewusst hat die Coburger Schulleitung die Unterrichtszeit auf den späteren Vormittag gelegt. So sei es möglich, dass auch Frauen mit Kindern einerseits die Schule besuchen und am Nachmittag dann wieder ihre Kinder betreuen können. Beim Koch-Unterricht wird es allerdings manchmal ein bisschen länger. "Es ist mir wichtig, dass wir noch ein bisschen am Tisch zusammensitzen und reden", sagt Marianne Rebelein. Übrig bleibt von all den leckeren Gerichten aber immer noch etwas für die Lieben daheim. Die sind ganz heiß auf die Reste des Koch-Unterrichts, erzählen die Damen so nebenbei, bei beneidenswert leckerer Rhabarbercreme, Cupcakes und Erdbeer-Joghurt-Törtchen.
Rezept-Tipp I: Spargel-Flammkuchen Zeitbedarf Die Zubereitung für vier Personen dauert etwa 40 Minuten, das Backen zwischen 15 und 25 Minuten.
Zutaten 15 Gramm Hefe, 250 Gramm Mehl, 125 Milliliter warmes Wasser, Salz. - 8 Stangen weißer Spargel, 8 Stangen grüner Spargel, 100 Gramm Räucherspeck, 300 Gramm Creme fraiche, Salz, Pfeffer aus der Mühle, Butter für das Backblech, 4 Esslöffel Olivenöl zum Beträufeln.
Zubereitung Hefeteig herstellen und 30 Minuten zugedeckt gehen lassen. - Weißen Spargel ganz, grünen Spargel im unteren Drittel schälen und die holzigen Enden abschneiden. - Die Stangen schräg in dünne Scheiben schneiden oder hobeln. - Den Speck in feine Scheiben schneiden. - Backofen auf 230 Grad vorheizen, zwei Bleche einfetten. Den Teig in vier Portionen teilen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu dünnen Kreisen (etwa 24 Zentimeter Durchmesser) ausrollen. Je zwei Teig-Kreise auf die Bleche legen. - Den Teig mit Creme fraiche bestreichen, Spargel und Speck darauf verteilen. Mit Salz und Pfeffer würzen und mit Öl beträufeln. - Im Ofen 15 bis 25 Minuten backen.
Rezept-Tipp II: Spargel mit Möhre in der Papierhülle Zeitbedarf Die Zubereitung für vier Personen dauert etwa 20 Minuten, das Backen rund 25 Minuten
Zutaten 16 Stangen weißer Spargel, 8 junge Möhren, 1 Bio-Limette, 1 Vanilleschote, 100 Gramm Butter, Salz, Pfeffer, 1 Teelöffel Zucker, Backpapier zum Garen.
Zubereitung Spargel waschen, schälen und die holzigen Enden abscheiden. - Die Möhren putzen, schälen und längs halbieren. - Limette waschen und in Scheiben schneiden, mit Spargel und Möhren mischen. - Vanilleschote längs halbieren. - Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen. - Die Butter zerlassen. - Zwei Backpapier-Stücke (30 auf 30 Zentimeter) zuschneiden. - Ein Papierstück in eine Auflaufform legen, mit der Hälfte der Butter beträufeln und mit Salz, Pfeffer und Zucker bestreuen. - Die Gemüsemischung in die Form geben, die Vanilleschoten darauf legen, übrige Butter darüber träufeln. - Alles mit Salz, Pfeffer und Zucker bestreuen. - Den zweiten Bogen Backpapier darauf legen, beiden Böden an den Enden doppelt falzen, damit der Dampf nicht entweicht. - Das Gemüse im Ofen bei 180 Grad Umluft etwa 25 Minuten garen.